Unter anderem Max: „Für die Lohnarbeit“ – unter dem Eindruck von Corona

Unter anderem Max ist das Singer-Songwriter-Projekt von Max Kühlem, der aktuell im Ruhrgebiet seine Kreise zieht. Aber es ist in den seltensten Fällen NUR Max Kühlem, der die Songs und ihre Ausgestaltung besorgt. Manchmal ist das eine ganze Band mit E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard, manchmal arbeitet er im Duo mit anderen Gitarristen, Streichern oder Menschen, die eine zweite Gesangsstimme beisteuern, die an musikalischen Arrangements feilen. Und dann die Songs – wie sollen sie nur von Max sein? Sie können nur Unter anderem Max sein, denn die von Künstler*innen aller Art oft herbeizitierte Tatsache von der Kunst, die man nicht macht, sondern die zu einem kommt, trifft ja auch auf ihn zu.

Die neue Single „Für die Lohnarbeit“, die zweite, die Unter anderem Max bei Konstantin Weckers Label Sturm & Klang herausbringen, ist unter dem Eindruck des Arbeitens während der Corona-Krise entstanden: Im Homeoffice mit Laptop auf dem Schoß saß ihm eine Freundin gegenüber. Von dieser klar benannten Situation aus startet eine assoziative Reise, die der Sehnsucht folgt, die plötzlich aufpoppen kann wie ein Werbefenster im Webbrowser, die daran erinnert wie wenig frei wir und in abhängigen Arbeitsverhältnissen bewegen können, selbst wenn wir dabei Zuhause bleiben dürfen. In „Für die Lohnarbeit“ versteckt sich ein bekanntes japanisches Haiku und ein selbst erdachtes, es bezieht sich auf Jack Keruac und irgendwo durch den Dreiertakt geistert auch die wunderbare Julie Delpy, die im Film „Before Sunset“ überraschend einen Walzer für Ethan Hawke singt.

Musikalisch sind Unter anderem Max schwer einzuordnen. Max spricht manchmal von Singer-Songwriter-Folk-Pop, hat aber selbst noch andere Einflüsse im Hintergrund: Jazz und Rock und Country und Klassik und Bossa Nova und den politischen deutschen Pop der Hamburger Schule zum Beispiel. An seinem ersten Album „Unter anderem Max“ wirkte unter anderem Songwriter-Legende Tom Liwa mit. „Für die Lohnarbeit“ verzichtet ganz auf treibendes Schlagzeug und wird dafür von zwei Streichern der Bochumer Symphoniker getragen, deren erster Cellist Wolfgang Sellner auch das Streicher-Arrangement geschrieben hat. Die Violine spielt Stefanie Himstedt. Bassist und Multi-Instrumentalist Robin Heimann sorgt für die Grundierung und hilft gleichzeitig, der Sehnsucht Flügel zu verpassen. So ist „Für die Lohnarbeit“ eigentlich ein Song gegen die Lohnarbeit.

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