Von aufrecht gehenden Tieren und anderen Lebewesen

Vor anderthalb Jahren überraschten Dragged Under aus Seattle auf ihrem Debüt „The World Is In Your Way“ mit einer soliden Mischung aus Metal, Punk und Hardrock. Diesen Weg schreitet das Quintett nun zielsicher fort und legt noch eine ordentliche Schippe in Richtung Metalcore drauf.

Der Opener und Titeltrack lebt von schnellen Vocals und einer aggressiven Ausdruckskraft. Dabei darf die Energie im Wechsel mit heftigen Gitarrenriffs auch gerne mal deutlich hinausgebrüllt werden. Über die Hintergründe zum Album sagen Dragged Under: „Wenn man alles andere weglässt, verlassen wir uns auf unsere tierischen Instinkte, um zu überleben. Im Angesicht der Gefahr fliehen oder kämpfen wir ohne zu zögern. Egal, wie viele vermeintliche Unterschiede zwischen uns bestehen, wir atmen dieselbe Luft, trinken dasselbe Wasser und essen auf dieselbe Weise, um zu überleben.“

„All Of Us“ tauscht die eingängige Melodielinie des Openers gegen ein starkes Metalbrett – ganz passend zum vorherrschenden Pandemie-Thema. Zur Veröffentlichung des Songs sagte Frontmann Tony Cappocchi: „Für mich ist ALL OF US dazu gedacht, sich mit jedem zu verbinden, der es hört. Ich möchte, dass jeder das Gefühl hat, dass wir alle, unabhängig von unserer Situation – seien es Beziehungsprobleme, sozialer Druck oder Selbstwahrnehmung – ein paar seltsame Jahre hinter uns haben und vieles nicht so gelaufen ist, wie wir es geplant hatten. Es ist wichtig, aus dem Mikroskop, durch das wir unsere Probleme betrachten, herauszuzoomen und zu erkennen, dass das Leben und all seine Frustrationen uns allen widerfahren. Wir wollten ein fröhliches Video machen, um die Spannung des Songs zu kontrastieren, aber wir mochten die Idee, Puppen zu benutzen, um diese Geschichte zu erzählen. Es ist eine Art Kommentar zu den Situationen, in denen wir uns in den letzten Jahren etwas unbeherrscht fühlen, und wie wir manchmal einfach so tun müssen, als wäre alles gut.“ 

Fotocredit: Jake Paulson

„Never Enough“ bietet hymnische Klänge nach verhaltenem Start und könnte sich auf Dauer zum sommerlichen Stadionrocker entwickeln. Das klingt wirklich groß und hätte letzte Woche perfekt zu ROCK AM RING gepasst. „Crooked Halos“ nimmt in den Vocals etwas Tempos raus und zeigt die Qualitäten des Sängers, der auch jenseits wütender Schreie etwas zu sagen hat.

Nach zwei weiteren Krachern kommt „See You Alive“ als echte Gitarrenballade. Auch hier können Dragged Under bestehen und sich von einer sanften Seite zeigen. „Weather“ hingegen lebt von einem steten Wechsel aus Wohlklang und Aggressivität. Ebenfalls sehr gelungen!

Im Jahr 2021 arbeiteten Dragged Under mit Spencer Chamberlain von Underoath zusammen und lieferten mit „Brainwash Broadcast“ ein treibendes Metalgewitter. Auch dieser Track ist vertreten. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung teilte die Band mit: „BRAINWASH BROADCAST ist keine überspitzte Allegorie, sondern ein Tagebucheintrag über die Sensationsgier der Medien, die wir jeden Tag ertragen.“

Ein Fazit ist schnell gezogen: Mit ihrer energischen Grundhaltung und der aggressiven Attitüde machen Dragged Under Seattle alle Ehre. Das Album fetzt von vorne bis hinten ohne Langeweile. Für mich sind sie die erste große Metal-Überraschung des Jahres, vor allem weil sie nach dem gelungenen Debüt keine 19 Monate später einen solchen Nachfolger vorlegen, der zudem nochmal eine Klasse besser ist.

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