„Sing meinen Song“ geht in die dritte Runde
Ich bin immer noch Fan des Konzepts von „Sing meinen Song“, doch ich muss sagen: im Jahr 2016 ist die Aufstellung der beteiligten Künstler so gar nicht mein Ding. Die esoterische Nena, die piepsige Annett Louisan, die obercoolen The BossHoss. Dann ein Schweizer Soulkünstler namens Seven, der vermutlich die Outsider Gregor Meyle und Wirtz ersetzen soll. Irgendwie reizen mich deren Songs und die neue Umsetzung nicht.
Zum Glück sind Wolfgang Niedecken und Samy Deluxe mit dabei. Allerdings: Die BAP-Hits funktionieren halt vor allem durch die kölsche Sprache. Wenn diese weg fällt, wird es schon schwieriger mit dem Kultfaktor. Für zumindest einen Song lohnt sich allerdings der Kauf der CD: „Kristallnacht“ in der Version von Samy Deluxe ist einfach groß! Er schafft es, diesen Titel aus den 80ern in die Gegenwart zu holen und etwas ganz Neues, Überwältigendes daraus zu machen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht!
Der Rest der CD-Titel plätschert so vor sich hin. Seven singt „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ ebenso soulig wie der Meister. Und Niedeckens Version von „Was wir alleine nicht schaffen“ ist immerhin nicht verschandelt. Ein netter Song für zwischendurch. Aber sorry, wenn Annett Louisan „Nur geträumt“ mit quietschiger Stimme vorträgt, stellen sich mir die Fußnägel hoch. Umgekehrt funktioniert’s: The BossHoss machen aus „Das Spiel“ eine entspannte Countrynummer, die an Coolness kaum noch zu überbieten ist.
Problem ist vielleicht, dass ich viele der Originale überhaupt nicht kenne. Damit geht schon ein Reiz der SMS-Idee verloren. Ich denke übrigens nicht, dass sich das Konzept der Sendung schon überholt hat. Frische Künstlerinnen wie Alexa Feser und ein Haudegen wie Jan Josef Liefers würden sich da hervorragend machen. In diesem Jahr allerdings herrscht eine gepflegte Form von gähnender Langeweile. Schade eigentlich. Oder (wie der Sozialpädagoge sagt): Beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Fünf Sterne für die CD und ein Extra-Stern für „Kristallnacht“. Samy Deluxe ist wirklich groß und seine Version darf man feiern.