Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre gab es die Neue Deutsche Welle (NDW) als deutsche Antwort auf die internationale Bewegung aus Punk und New Wave. Synthesizer waren ein wichtiges Element des musikalischen Ausdrucks, starke, mitunter ungewollt oder gewollt komische Texte, aber auch Anleihen am Schlager, den man für die Jugend hörbar machen wollte.
Mit der neuen Ausgabe der beliebten Sat1-Reihe „Die Hitgiganten“ geht es diesmal auf eine Reise zurück in eben diese 80er Jahre. Die Neue Deutsche Welle präsentiert zeitlose Klassiker, die bis heute für gute Laune sorgen.
CD 1 mit unverwüstlichen Hits wie „Nur geträumt“, „Hier kommt Kurt“, „Sommersprossen“ und „Goldener Reiter“ bietet den ultimativen NDW Sound für Nostalgiker. Viele Stars, u.a. Nena, Peter Schilling, Joachim Witt, Ideal, Geier Sturzflug und Heinz Rudolf Kunze drehen die Zeit noch einmal zurück und lassen Erinnerungen an die ZDF-Hitparade hochkochen.
Es war eine Zeit des Umbruchs und der kulturellen Vielfalt, die sich auch in der Musik widerspiegelte. Der Mut zur Experimentierfreude war sehr groß und führte zu einer bunten und energiegeladenen Musik, die für viele Menschen neu und aufregend war. Heutzutage kann so gut wie jeder die Texte glücklich und sorglos mitsingen, wenn Hits wie „Dein ist mein ganzes Herz“ von HRK oder „Major Tom“ von Peter Schilling erklingen, obwohl man diese einmalige Ära vielleicht selbst gar nicht miterlebt hat. Das ist außergewöhnlich und betont den zeitlosen Charakter.
Auf der zweiten CD mit ebenfalls 20 Titeln gibt es dann einige Coverversionen, die die NDW in die Gegenwart holen. Stefanie Hertel singt mit Markus, Oli P. covert die Münchner Freiheit, Dieter Thomas Kuhn macht „Über den Wolken“ zur Schlagerhymne, Lafee gibt „Rock me Amadeus“ eine weibliche Note und Giovanni Zarrella singt „Ohne dich“ mit italienischem Text.
CD 1 ist essenziell – CD 2 ein nettes Gimmick. Auf jeden Fall lässt der Doppelpack die NDW-Zeit hochleben. Ziel erreicht!
Mit herausragenden Zahlen hat Nena in diesem Jahr ihr 40. Bühnenjubiläum zelebriert. Die Nichts Versäumt – Tournee 2018 haben insgesamt 250.000 begeisterte Fans in 45 Städten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und den Niederlanden besucht. Dass sie nach 40 Jahren auf der Bühne immer noch die heutige Relevanz hat, hätte während der Talsohle in den 90er Jahren keiner zu hoffen gewagt. Aber es ist ihr unermüdliches Schaffen und die Präsenz in der Öffentlichkeit, die Nena auch heute noch zum gefragten Act macht.
Sie ist die geborene Berufsjugendliche. Und das spürt man auch, wenn man den Konzertmitschnitt sieht. Ein gutes Dutzend Kameras fängt die Freude ein, mit der Nena ihre alten Hits präsentiert. Mit dabei natürlich der Welterfolg „99 Luftballons“ und die großen Klassiker „Nur geträumt“, „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“, „Leuchtturm“, „? (Fragezeichen)“, „Rette mich“, „Liebe ist“, „In meinem Leben“, „Willst du mit mir gehn“ und „Wunder gescheh`n“.
Aber Nena interpretiert zur Freude der Fans auch alte Titel, die eher selten live gespielt wurden: „Es wird schon weitergehn“ und „Kino“ haben im 40. Jahr der Karriere nicht an Power verloren und verbinden sich mit aktuellen Hits wie „Berufsjugendlich“ oder „Genau Jetzt“ zu einer mitreißend-herzlichen Party. Auch auf der Setliste: Nenas sensationelle Rap-Performance des Songs „Fantasie“ von Samy Deluxe, mit der sie in der TV-Show „Sing Meinen Song“ ganz Deutschland überraschte.
Besonders bewegend finde ich den Mini-Akustik-Set, den Nena auf einer kleinen Bühne mitten aus den Zuschauern heraus spielt. Die ausverkaufte Westfalenhalle in Dortmund feiert sie dazu gebührend ab.
Als besonderes Extra werte ich auf jeden Fall, dass das Konzert auch auf 2 CDs mitgeliefert wird. Es ist nun mal so, dass man sich die DVD eher selten anschaut, während der Audio-Mitschnitt um so häufiger im CD Player zuhause oder im Auto erscheinen wird. Ein Rundum-sorglos-Paket also mit einer essentiellen Reise durch 40 Jahre Bühnenkarriere.
Die Compilation CDs von „Radio Teddy“ haben wir ja schon öfter hier besprochen. Eine schöne Mischung für jung und alt aus Kinderliedern und kindgerechten Popsongs, die für Erwachsene auch noch erträglich sind. Ab und zu gibt es auch eine Zusammenstellung für die Weihnachtszeit – und 2017 ist es mal wieder soweit.
Topstars wie Nena, Namika, Gregor Meyle, Mark Forster oder Unheilig bieten mit ihren tollen Weihnachtssongs dem Frost die Stirn und auch die modernen Kinderweihnachtslieder von Rolf Zuckowski, Volker Rosin, Reinhard Horn oder Frank und seine Freunde lassen null Langeweile an den Festtagen aufkommen.
Exklusiv und nur auf dieser Kopplung vertreten ist eine witzige All-Star-Neuversion des legendären „In der Weihnachtsbäckerei“, gemeinsam interpretiert von 3Berlin, Deine Freunde, Bürger Lars Dietrich, Blanche Elliz (Rumpelstil), Carmen Hatschi, herrH, Reinhard Horn, Kai Lüftner, Robert Metcalf, Frank und seine Freunde, Muckemacher, Suli Puschban und Jochen Vahle (Randale).
Außerdem zaubern Glasperlenspiel zusammen mit der Newcomerin „Meine große Freundin Nadja“ und dem Radio TEDDY-Chor mit dem wunderschönen Song „Lichterkettenstadt“ ein Lachen in die Gesichter.
Klar – manches hat man schon oft in diesen und anderen Versionen gehört. Doch in dieser Bandbreite ist das eine schöne CD für die Weihnachtszeit. Als Favoriten will ich mal die „Jingle Bells“ Version von Mark Forster nenne und natürlich Gregor Meyles wundervolle Interpretation von „Stille Nacht, heilige Nacht“.
Gabriele Susanne Kerner, besser bekannt als Nena, feierte am 7. Oktober 2017 im ZDF 40 Jahre Bühnenjubiläum. Eine große Samstagabendshow, moderiert von Thomas Gottschalk und mit zahlreichen Begleitern, Freunden und Stars, ließ die bewegte Geschichte des Pop-Stars Revue passieren. Eine solche Ehre wird nur Künstlern zuteil, die uns über Generationen hinweg begleitet haben – und Nena gehört definitiv dazu, ist sie doch selbst heute noch dauerpräsent im TV.
Im Jahr 2002 war Nena noch sehr innovativ und feierte ihr 20jähriges mit einem Album voller neuer Versionen alter Hits, die zum Teil als Duette daherkamen. Der vermeintlich „Rechenfehler“ zwischen beiden Veröffentlichungen ist darauf zurückzuführen, dass Nenas Bühnenkarriere eigentlich 1977 mit der Band The Stripes begann, sie aber erst fünf Jahre später als Solokünstlerin Nena erste Erfolge feierte. Geschenkt.
„Nena 40 – das neue Best of Album“ zeichnet den Weg einer Band nach, die nicht nur musikalisch, sondern auch stilistisch wegweisend wurde. Nenas schriller Stil und die unangepasste, für eine Pop-Band ungewöhnlich deutliche Haltung zu politischen und sozialen Themen, ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Alben. Die Compilation liefert eine Reise durch vier Jahrzehnte. Von den großen Hits bis zu raren Radio Edits bekannter Singles lässt das Doppelalbum keine Station der Wahl-Hamburgerin aus.
Was diese Compilation anderen Best-of-Zusammenstellungen voraus hat, ist schnell erklärt: Es gibt hier mehr als nur das 08/15-Abnudeln von 80er- und 90er-Jahre-Hits. CD 1 bietet in chronologischer Reihenfolge die Hits der Künstlerin von 1982 bis heute. CD 2 ergänzt diese um Neuaufnahmen, Remixe, Features und Duette. Das altbekannte Duett mit Kim Wilde ist dabei, „Du kannst zaubern“ als Coverversion des BAP-Klassikers, Kooperationen mit den Atzen und Westbam.
Wer die ganze Karriere von Nena in einem Release abdecken will, ist mit der Doppel-CD gut bedient. 40 Jahre im Geschäft – das will gefeiert werden.
Auch im Jahr 2016 haben sich die Stars der letzten „Sing meinen Song“ Staffel wieder um Xavier Naidoo versammelt, um eine Spezialsendung zum Weihnachtsfest aufzunehmen. Das fand in der Almhütte in Ellmau (Österreich) vermutlich zu einer Zeit statt, als Stollen und Tannenbaum noch in weiter Ferne waren – aber so ist nun mal das Künstlerleben. Man feiert vorneweg, um die Fans zur richtigen Zeit zu beglücken.
So gibt es also auch diesmal (schon vor dem TV-Sendetermin am 20.12.) eine CD mit den ausgewählten Songs. Und es ist eine durchaus spannende Zusammenstellung! Sehr ungewöhnlich und so gar nicht weihnachtlich erklingt nämlich Nenas „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“ gefolgt von Samy Deluxe mit „The Dock Of The Bay“. Beides neu und erfrischend – es muss ja nicht der ewig gleiche Schmus zum Fest sein. Richtig geil wird es aber, wenn beide im Duett das eigens für die Show geschriebene „Der Baron von Grinchhausen“ interpretieren. Das fetzt richtig rein und Nena überrascht mit eleganten Rap-Passagen.
Der Rest ist da fast schon festliches Standardprogramm. Ein Highlight ganz klar Niedeckens „Happy Christmas (War Is Over)“. Der kölsche Jung in englischer Sprache. Funktioniert gut. Auch Sevens „The First Noel“ klingt soulig fein und berührend. Zu verspielt ist diesmal Xavier Naidoos „Ihr Kinderlein kommet“. Die Jazz-Begleitung hört sich noch sehr hübsch an, doch Xaviers Koloraturen nerven auf Dauer ganz gewaltig. Vielleicht ist es doch Zeit, dass der Mannheimer nach drei Staffeln das Zepter aus der Hand gibt: The BossHoss – übernehmen Sie! Zum Abschluss gibt es noch das versöhnliche „Ein neues Jahr“. Xavier verabschiedet sich standesgemäß und sehr gefühlvoll.
Ich kann sagen, dass mir das Weihnachtsalbum um einiges besser gefällt als die Ergebnisse der eigentlichen SMS-Show. Selbst Annett Louisan piepst hier ein sehr elegantes „Jingle Bells“ und The BossHoss packen mal wieder ihre pure Coolness aus. Man hat sich wenig Arbeit mit der Produktion gemacht. Die Aufnahmen stammen 1:1 aus der Fernsehsendung, wie man an den Hintergrundgeräuschen erkennen kann. Aber das passt. Vol. 3 ist ein sehr innovatives Weihnachtsalbum geworden.
Auch zwanzig Jahre nach Rio Reisers Tod gehen seine Texte noch zu Herzen und es wird deutlich, wie zeitlos seine Musik war. Natürlich gab es schon genügend Compilations in der Vergangenheit, doch diese Edition pünktlich zum Todestag ist einmal mehr ein hübsches Erinnerungsstück. Mir gefällt die Aufmachung im Digipack mit buntem Cover – und die Textauszüge hinter den CD Einlegern öffnen das Herz für die Musik: „Ich rede für dich, schweig für dich. Ich gehe und ich bleib für dich.“ So heißt der Sinnspruch zum Best-of-Album. „Wer nicht liebt, der wird zu Stein. Und es wird niemals anders sein.“ Damit ist das Coveralbum hinterlegt. Auch die Silberlinge selbst sind mit Lyrics versehen. Und dann enthält das Booklet einen großen Teil der Songtexte. So gehört sich das und so wünsche ich mir ein Erinnerungsstück.
Inzwischen ist deutsche Musik erfolgreich wie nie zuvor. Deutsche Songpoeten besetzen die oberen Ränge der Album-Charts und spielen ausverkaufte Tourneen. Das war nicht immer so: 1970 begann Rio Reiser mit seiner Band Ton Steine Scherben mit deutscher Rockmusik und ist damit einer der „Urväter“ der deutschsprachigen Musik – jenseits des Schlagers, wohlgemerkt. Die Compilation fasst seine Soloalben zusammen. Beginnend mit „König von Deutschland“, dem ersten Ausrufezeichen nach Auflösung von Ton Steine Scherben. Und Titel wie „Alles Lüge“, „Junimond“, „Für immer und Dich“ oder auch „Menschenfresser“ treffen auch heute noch mit ihren Wortspielen den Nerv der Zeit.
Den Reigen der großen Erfolge beschließen zwei Titel aus der Ton Steine Scherben-Ära. Vor allem „Halt Dich an Deiner Liebe fest“ rührt immer noch zu Tränen. Egal, welcher Deutschpoet es covert. In dieser Zusammenstellung legt Annett Louisan Hand an – und selbst ihre Piepsstimme kann den Song nicht ruinieren. Besser gefallen mir aber die sanften Sänger Johannes Oerding („Für immer und Dich“) sowie Gregor Meyle („König von Deutschland“). Sie geben ihren Titeln wundervolle Stimmungsbilder mit. „Junimond“ von Echt ist ohnehin ein Genre-Klassiker. Und die Söhne Mannheims sorgen mit „Mein Name ist Mensch“ für ein eindringliches und eindrucksvolles Erlebnis.
Es gibt auch eine neue Single: Der Titel „Wann?“ vom 1987er Album „Blinder Passagier“ wurde neu arrangiert und als Aushängeschild für den Release beigefügt. Rio Reiser genießt den Status einer Ikone. Hier wird nochmal deutlich, warum das so ist.
Ich bin immer noch Fan des Konzepts von „Sing meinen Song“, doch ich muss sagen: im Jahr 2016 ist die Aufstellung der beteiligten Künstler so gar nicht mein Ding. Die esoterische Nena, die piepsige Annett Louisan, die obercoolen The BossHoss. Dann ein Schweizer Soulkünstler namens Seven, der vermutlich die Outsider Gregor Meyle und Wirtz ersetzen soll. Irgendwie reizen mich deren Songs und die neue Umsetzung nicht.
Zum Glück sind Wolfgang Niedecken und Samy Deluxe mit dabei. Allerdings: Die BAP-Hits funktionieren halt vor allem durch die kölsche Sprache. Wenn diese weg fällt, wird es schon schwieriger mit dem Kultfaktor. Für zumindest einen Song lohnt sich allerdings der Kauf der CD: „Kristallnacht“ in der Version von Samy Deluxe ist einfach groß! Er schafft es, diesen Titel aus den 80ern in die Gegenwart zu holen und etwas ganz Neues, Überwältigendes daraus zu machen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht!
Der Rest der CD-Titel plätschert so vor sich hin. Seven singt „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ ebenso soulig wie der Meister. Und Niedeckens Version von „Was wir alleine nicht schaffen“ ist immerhin nicht verschandelt. Ein netter Song für zwischendurch. Aber sorry, wenn Annett Louisan „Nur geträumt“ mit quietschiger Stimme vorträgt, stellen sich mir die Fußnägel hoch. Umgekehrt funktioniert’s: The BossHoss machen aus „Das Spiel“ eine entspannte Countrynummer, die an Coolness kaum noch zu überbieten ist.
Problem ist vielleicht, dass ich viele der Originale überhaupt nicht kenne. Damit geht schon ein Reiz der SMS-Idee verloren. Ich denke übrigens nicht, dass sich das Konzept der Sendung schon überholt hat. Frische Künstlerinnen wie Alexa Feser und ein Haudegen wie Jan Josef Liefers würden sich da hervorragend machen. In diesem Jahr allerdings herrscht eine gepflegte Form von gähnender Langeweile. Schade eigentlich. Oder (wie der Sozialpädagoge sagt): Beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Fünf Sterne für die CD und ein Extra-Stern für „Kristallnacht“. Samy Deluxe ist wirklich groß und seine Version darf man feiern.
Nena ist und bleibt eine Powerfrau. Das beweist sie auch als „Rock-Oma“ und kokettiert dabei gerne mal mit ihrem Alter. Nach einer längeren Durststrecke in den 90ern haben sich seit dem 20jährigen Bühnenjubiläum wieder alle Alben in den Top 10 der Charts platziert. Selbst das etwas fade Cover-Album „Cover Me“ war kein Rückschritt für das Renommee der Künstlerin. Und da passt es umso besser, dass das neue Werk den Titel „Oldschool“ trägt.
Nena ruht sich nicht auf alten Lorbeeren aus, sondern umgibt sich mit neuen Helden, wie Samy Deluxe, der die Platte produziert hat. Der Opener und Titeltrack kommt dann auch gleich im Stil der modernen Deutschrapper: als Ich-Erzählung und mit einem selbstironischen Augenzwinkern, fetten Beats, 80er-Jahre-Style und autobiographisch verfeinert. „Mein erstes Album ist seit 34 Jahren draußen – es ist so alt, man kann’s nicht einmal mehr im Laden kaufen“.
Wir müssen uns aber nicht auf ein Rap-Album einstellen. Ganz sicher nicht. Nena zieht alle Register und bietet die bewährte Mischung aus Rock und Pop mit elektronischen Elementen und einer Reihe von Balladen, die sie so gut beherrscht. Selbst das NDW-Moment kommt an vielen Stellen durch. Ein Highlight ist das punkig-freche „Berufsjugendlich“ neben dem selbstbewussten lasziven Ausreißer „Mach doch was ich will“. Nena zeigt immer noch gerne, dass sie die Hosen an hat.
Wenn es ruhiger wird, ertönt eine balladeske Pop-Hymne wie „Genau jetzt“. Immer gut für Nena, um ihre gesammelten Lebensweisheiten zu verbreiten. Und das klingt nicht platt, denn sie hat etwas zu sagen. So funktioniert auch das nostalgische „Lieder von früher“ und lädt zu einer Reise durch ihre Plattensammlung ein: „Tanz im Licht vom Strobo quer durch unsere Wohnung – mach das Haus zur Disco, jeder Song ein Ohrwurm.“ Den Titel „Peter Pan“ singt Nena im Duett mit ihrem Sohn Saskias. Die Familie ist ihr immens wichtig und so steht auch ein Teil davon live mit auf der Bühne.
Das neue Familienmitglied scheint aber Samy Deluxe zu heißen. Sein Einfluss auf das Album ist unverkennbar und besonders die kritischen Töne in „Betonblock“ und „Kreis“ sorgen für eine härtere Gangart, die Nena auf ihren letzten Alben stark vernachlässigt hat. Textlich ist sie in Topform und mit „Oldschool“ legt sie ein überragendes Album vor, das ich (ehrlich gesagt) in dieser Stärke nicht mehr von ihr erwartet hatte.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Zwei Newcomer hat es vergangenen Dienstag nach Trier verschlagen. Beide gar nicht so weit weg beheimatet: Eva Croissant stammt aus Karlsruhe, Mark Forster aus dem pfälzischen Winnweiler. Die Tufa war gut gefüllt, was für den Bekanntheitsgrad der beiden Künstler spricht.
Zunächst war da Eva Croissant, eine sympathische 22jährige Sängerin und Songwriterin, die vor fünf Jahren Hals über Kopf die Schule abbrach, sich für die Musik entschied und im Jahr 2012 in Eigenregie ihr erstes Album heraus brachte. Der große Durchbruch kam dann, als sie bei der Castingshow „The Voice of Germany“ antrat und es bis in die Liveshows schaffte. Mutig trug sie dort recht unbekannte Deutschpop-Titel vor und sorgte vor allem mit dem selbst geschriebenen Song „Dein Herz trägt Felsen“ für Furore. Damit wurde sie zur „Siegerin der Herzen“ für viele Fernsehzuschauer, konnte sich aber gegenüber den üblichen Schmacht-Boys nicht durchsetzen. Immerhin wurde Mark Forster auf sie aufmerksam und nun gehen die beiden gemeinsam auf Tour.
Eva Croissant betrat die Bühne ganz allein, nur ausgestattet mit einer Gitarre und einer überaus sympathischen Erscheinung. Ihr 35minütiger Auftritt war eine Mischung aus eigenen Songs vom Debütalbum und einem Coversong. Zwischendurch erzählte sie entspannt aus ihrem Leben und gab auch Anekdoten zu den Fernsehauftritten preis. Den Song „Zehn Jahre“ widmete sie beispielsweise ihrem Mathe-Lehrer, der ihren Schulabbruch mit der Pseudo-Weisheit „In zehn Jahren wird dir das noch leid tun“ kommentierte. Und von der Zusammenarbeit mit Nena gab es viel zu berichten. So ist es (wie wir alle schon geahnt haben) gar nicht so leicht, relativ unbekannte Songs wie von Mark Forster oder Mikroboy in einer Fernsehshow unterzubringen. „Die wollen keine Leute, die selbst denken“. Aber mit Nenas Hilfe sei einiges möglich geworden. Und plötzlich standen für ihre Version von Mikroboys „Du oder ich (oder wir alle)“ fünf Parkbänke parat, von denen Eva sich da einen aussuchen durfte, um darauf den Song zu performen. Auch in der Tufa kam selbige Coverversion hervorragend an.
Ansonsten gab es eine bunte Mischung aus alten und neuen Songs, natürlich „Dein Herz trägt Felsen“, „Du bist nicht irgendwer“ und „Keine Zeit“. Eva Croissant singt sehr sauber, bemüht sich um deutliche Aussprache – sie nimmt ihre Zuhörer fest bei der Hand und führt sie bis zum Schluss mit sich. So schüchtern manchmal ihre Ansagen sind, so stark ist ihr Auftreten, wenn sie singt. Ein Auftritt, der die Tufa zu mehr als Achtungsapplaus veranlasste. Es wurde klar, dass Eva zu den ganz besonderen Songwriterinnen gehört und ich kann das Album allen wärmstens empfehlen, die auf die Musik von Philipp Poisel, Mark Forster oder auch Gregor Meyle stehen. Der Support endete mit dem gänsehauterzeugenden „Ich halt‘ deine Hand“.
Nach dem stillen, sanften Solo-Auftritt von Eva Croissant ging Mark Forster mit starker Bandbesetzung in die Vollen. Fünf instrumentale Mitstreiter, darunter eine Multi-Instrumentalistin, die von Violine über Akkordeon bis hin zur Percussion allerlei Klangvolles präsentierte, stürmten die Bühne. Direkt zu Beginn beichtete der 29jährige, dass er noch nie in Trier war, obwohl doch seine Schwester hier studiert. Da gab es also was nachzuholen.
Das Konzert bestand vor allem aus Stücken des Debütalbums „Karton“. Einen Titel davon hat wohl jeder schon gehört, denn „Auf dem Weg“ ziert momentan eine große Anzahl von Deutschrock-Samplern und 2012er Best-ofs. Und das zu Recht! Ein treibender Ohrwurm, der jeden sofort im Griff hat.
Doch das ganze Album besteht aus eingängigen, intelligenten Stücken, die aus dem Leben erzählen und die Mark Forster mit viel Energie vorträgt. Eine starke Band im Hintergrund und ein Frontmann, der ständig in Bewegung ist und die Zuschauer zum Tanzen bringt. Neben den eigenen Titeln vom Album „Karton“ gab es auch spannende Coverversionen, nämlich „Sie ist weg“ der Fanta 4 und „ANNA“ vom Freundeskreis. Eine Stärke des Pfälzers ist es, diesen Songs eine ganz persönliche Note zu verleihen. Das Zuhören und Mitgrooven hat jedenfalls großen Spaß gemacht. Eva Croissant trat nochmal in Erscheinung und sang im Duett mit Mark Forster das ergreifende „Ich und du“, das er im Original gemeinsam mit Anna Depenbusch interpretiert.
Vor dem Zugabenblock gab es das ersehnte „Auf dem Weg“ und die Tufa stand Kopf. Trotzdem kann man getrost feststellen, dass sich das Konzert nicht auf diesen Hit konzentrierte. Mark Forster verfügt über ein großes Repertoire und es gelingt ihm auch, das zu zeigen. Der Titel „Zu oft“ ist ein ganz neues Stück Musik und ein erstes Vorzeichen des zweiten Albums. Man darf gespannt sein – und vielleicht gibt es beim nächsten Gig in Trier schon die größere Europahalle. Das Zeug dazu hat der junge Songwriter allemal.