Hacienda Classical – eine groß angelegte New Wave Suite
In den späten 80er und frühen 90er Jahren war der Club „Fac 51 Hancienda“ in Manchester eine der angesagtesten Adressen überhaupt. Als einer der ersten Clubs in Europa spielte er House-Musik und war bis zu seiner Schließung im Jahr 1997 eine Art Pilgerort für Fans elektronischer Musik. Selbst Madonna hat dort bei ihrer ersten Tour in England Station gemacht.
Eng verbunden ist die Geschichte des Clubs mit der Band New Order, die nach dem Tod von Ian Curtis aus Joy Division entstanden ist. Der Song „Blue Monday“ dürfte jedem geläufig sind – und so ist er auch der vermutlich bekannteste Titel auf „Hacienda Classical“, einer außergewöhnlichen Hommage an besagten Club.
Hier haben drei Gruppierungen kongenial zusammen gearbeitet: Zum einen Peter Hook, Mitbegründer von Joy Division und New Order. Desweiteren die DJs Graeme Park und Mike Pickering, weiland für den typischen Hacienda-Sound zuständig. Und schließlich das Orchester Manchester Camerata, was vermutlich dazu geführt hat, dass der vorliegende Release bei Sony Classical erscheint.
Mit klassischer Musik hat das musikalische Geschehen nämlich nur am Rande zu tun. Vielmehr wurden hier die legendären Riffs der New Wave Musik mit einem orchestralen Sound gepaart und das Ganze in ein elektronisches Format gepresst. Aus drei macht eins sozusagen. Die Idee war so erfolgreich, dass man sogar in der Royal Alber Hall auftreten durfte.
Ich gebe zu: Man muss das Ergebnis vermutlich live erleben, um die Größe dieses Experiments zu verstehen. Doch auch im CD Format ist es durchaus anhörbar, wie die Klassiker ganz neu interpretiert wurden. Manche Tracks erscheinen im Elektro-Ambiente, dann stoßen eine Flöte und ganze Orchester-Elemente hinzu. Bisweilen sind südamerikanische Rhythmen mit ihm Spiel.
Inszeniert wie ein großer Rave mit Orchester gehen die Themen oft ineinander über. Und stets gibt es neue Überraschungen: ein Jazzpiano zu tanzbaren Percussions, den melodischen Gospelchor mit lautmalerischen, afrikanisch angehauchten Einsprengseln – das ist Weltmusik vom Feinsten. Der repetitive Gesang kann bisweilen nerven, doch wenn bei „Rich In Paradise“ die voluminöse Bass-Stimme zum Piano einsetzt, ist aller Ärger vergessen.
Die 20 Tracks funktionieren wie eine groß angelegte New Wave Suite. Egal ob Orchester und Bläser sich in einer Endlos-Schleife jagen, der Synthesizer einen Dauereinsatz bestreitet oder diverse Solisten ihr Können unter Beweis stellen. Die Nachfrage nach einer CD-Aufnahme war unter Fans riesengroß. Jetzt kann man sie genießen, wenn man in Erinnerungen der Post-Punk-Ära schwelgen will.