Es ist nicht der schlechteste Zeitpunkt für einen Künstler, ein Album zu veröffentlichen, wenn man gerade über Wochen im Fernsehen präsent war. Insofern erscheint Annett Louisans aktuelle CD „Berlin – Kapstadt – Prag“ sicher nicht zufällig passend vor den letzten Folgen der TV-Show „Sing meinen Song“, bei deren dritter Staffel die blonde Sängerin gemeinsam mit Nena die Frauenquote erfüllt. Das Kapstadt im Titel steht dabei tatsächlich für die Dreharbeiten in Südafrika und als Station zwischen Annetts Heimatstadt Berlin und Prag als Aufnahmeort der 10 Coversongs auf dem neuen Album.
Den Anfang macht eine düster groovende Version von „Engel“, die ihren Reiz vor allem dem Umstand verdankt, dass kaum etwas im größeren Kontrast zur Stimme des Rammstein-Sängers stehen könnte wie Annetts mädchenhafter Sopran. Auch „Das Modell“ von Kraftwerk macht sich die Sängerin auf charmante Art zu Eigen, und Materias „OMG!“ wirkt als ruhige Gitarrenballade erstaunlich gut. Bei Annetts Version von „Durch den Monsun“ kann man tatsächlich die großartige Komposition dieses Teenie-Hits erkennen.
Aber nicht alle Titel überzeugen. „Bologna“ wirkt irgendwie albern, ebenso wie die zu verspielte Version von „Solang´ man Träume noch leben kann“. „Wie soll ein Mensch das ertragen“ ist gut interpretiert, kann aber einfach nicht so berühren wie das Original von Philipp Poisel. Und „Merci Chérie“ ist mit dem verstimmten Bar-Piano im Hintergrund ziemlich grauenhaft. Das eindringliche „Helden“, eine Version von David Bowies Heroes mit deutschem Text, setzt immerhin einen gelungenen Schlusspunkt.
Ich habe Annett Louisan eigentlich immer gern gehört, aber auf „Berlin – Kapstadt – Prag“ bin ich zwischendurch tatsächlich genervt von ihrer Kleinmädchen-Stimme und manchem zu beiläufigen Arrangement. Was für ihre hintergründigen und ironischen Chansons perfekt passt, trägt leider nicht durch ein ganzes Coveralbum – deshalb auch nur 6 Sterne.