Wer immer noch dem poppigen Bruno Mars von „Doo-Wops & Hooligans“ mit Hits wie „Grenade“ und „Marry You“ nachtrauert, wird auch vom dritten Album des Ausnahmekünstlers enttäuscht sein. Diesmal klingt er weniger nach The Police (wie auf „Unorthodox Jukebox“), dafür mehr nach dem guten alten Funk der 70er und 80er Jahre. Die Reise geht also wieder zurück in die musikhistorische Vergangenheit.
Die beiden vorab veröffentlichten Songs „24K Magic“ und „Versace On The Floor“ ließen bereits erahnen, dass druckvolle Disco-Funk-Beats mit Aufreißer-Attitüde und gedrosselte Soul-R&B-Balladen die Szene beherrschen werden. In Interviews sagte Bruno Mars, das Album sei von einem 90er-Spirit geprägt. „Damit bin ich aufgewachsen“, so der Musiker. „Ich liebe DJ Quik, Suga Free, Too Short, E-40, Dr. Dre und natürlich Snoop. Das kommt durch die 70s-Funk-Songs, die Hip-Hop beeinflussten, aber es fand statt in den 90ern und daher gab es diese soulvolle Musik, über die ein Superstar rappte. Für mich ging es dabei um die Live-Show und die Art von Party, die ich schmeißen wollte. Das ist der Spirit, den wir hoffen, auf diesem Album einzufangen.“
Das ist ihm definitiv gelungen. An vielen Stellen hört er sich an wie der junge Michael Jackson – ohne abgehobene Pop Attitüde. Eine Prise James Brown schimmert durch. Und auch an den seligen Prince fühlt man sich bisweilen erinnert, vor allem, wenn Brunos Vocals in die oberen Etagen entschwinden.
Mir gefallen der homogene Sound und der Groove des Albums. Die Mischung aus Funk und Disco ist ebenso Retro wie die Texte, die sich um die großen Weltthemen Sex, Spaß und unnötiges Geld-ausgeben drehen. „Fitness“ bleibt schnell im Ohr hängen und auch der Titelsong ist ein Ohrwurm. Ein echter Radiohit wird sich aber vermutlich nicht heraus schälen.
Wieder ist das Album übrigens sehr kurz. Gut 33 Minuten? Das hätte sogar in seligen 70er-Zeiten zu Unmut geführt. Bruno Mars hatte sich vor Jahren zum Ziel gesetzt, die Popmusik zu revolutionieren. Das ist ihm vielleicht mit seinem Debütalbum ansatzweise gelungen, doch seitdem reist er meist in die Vergangenheit und sucht nach den eigenen Wurzeln. Das ist fein und virtuos, aber keineswegs innovativ.