Lana del Rey und die melancholische Lebenslust

Der große Durchbruch mit „Video Games“ ist nun schon fast sechs Jahre her. In ihrer musikalischen Ausrichtung hat Lana del Rey sich aber kaum verändert. Warum auch? Das Konzept aus melancholischen, getragenen Lieder funktioniert weiterhin. Innerhalb eines Monats erzielte die Sängerin mit dem morbiden Charme und dem ausgefeilten Vintage-Look zum Jahreswechsel 2011/2012 mehr als eine Million Klicks und avancierte samt ihres Retro-Pops zum Internet-Star. „Video Games“ wurde ein internationaler Hit, der auf Platz eins der deutschen Charts schoss und sich weltweit fast zwei Millionen Mal verkaufte. Das dazugehörige Albumdebüt „Born To Die“ ging 2012 erwartungsgemäß ebenfalls durch die Decke: Platz eins unter anderem in Deutschland, Großbritannien und Österreich. Dies war aber nur der Anfang von Lana Del Reys Erfolgsgeschichte. Mit den beiden Nachfolgern „Ultraviolence“ (2014) und „Honeymoon“ (2015) bewies die inzwischen 32-Jährige eindrucksvoll, dass sie alles andere als eine musikalische Eintagsfliege ist.

„Lust For Life“ führt diesen Weg unbeirrt fort. Der Sound der neuen Stücke ist gleichermaßen zeitgemäß und retro: So kommt die Ballade “Beaches“ mit verschleppten Triphop-Beats daher und – typisch für del Rey – taucht die Sängerin hierbei textlich in tiefe Traurigkeit ein und bekennt ganz unverblümt, dass sie ihren Ex immer noch liebt. “Cherry“ schlägt inhaltlich und musikalisch in eine ähnliche Kerbe, aber auch hier regiert die Melancholie, wenn Lana beschreibt, wie die Gefühle für einem Mann sie fast zerbrechen.

Ein Partyalbum gibt es natürlich nicht, auch wenn der lebenslustige Titel mehr Optimismus verspricht. Es überwiegen die nachdenklichen Texte, die auch mal politisch werden können. Nun knöpft sie sich auch Themen der politischen US-Gegenwart vor und stellt im Song ”When The World Was At War We Kept Dancing“ die Frage: „Is This The End Of America?“ Besonders eindringlich erklingt die Pianoballade „Change“, die sich mit der Veränderung des politischen Klimas befasst. Lanas Vocals sind hier von so zerbrechlicher Schönheit, dass sie Gänsehaut erzeugen.

Spannend wird es, wenn Rapper A$AP Rocky zwei Songs verfeinert. Hinzu kommen Kollaborationen mit Sean Lennon, Stevie Nicks und The Weeknd. Vor allem diese Genre-Mischung macht dann aus „Lust For Life“ ein erfrischendes, vielfältiges Werk, auch wenn der homogene Grundton, für den wir Lana del Rey so lieben, erhalten bleibt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden