AnnenMayKantereit mit Support Leoniden – unsre Fotos aus Trier 2019
Seht hier unsere Fotogalerie zu Leoniden und AnnenMayKantereit vom 9.4.2019 in der Arena Trier
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AnnenMayKantereit stammen aus Köln und wurden 2011 gegründet. Ein erstes Album in Eigenregie wurde 2013 veröffentlicht und ist längst vergriffen (der Schwarzmarkt lässt grüßen). Offizielle neue Werke gab es dann in Form einer EP (2015) und des Debüts „Alles Nix Konkretes“ 2016. Das sind die faden Eckdaten – doch sie sagen nichts aus über das Phänomen AMK aus, das seit Bestehen der Band um sich greift. Man muss sie live gesehen haben! Mir wiederfuhr diese Ehre bei „Das Fest“ 2015 in Karlsruhe. Vier junge Kerle auf der Bühne. Ja und? Ist das einen Hype wert? Spätestens wenn man erstmals die markante raue Stimme von Henning May hört, wird klar, was die Besonderheit des Quartetts ausmacht. Unverkrampft loslegen und die Masse begeistern, so lautet die Devise.
Das Konzert in der Garage Saarbrücken war schon seit Ewigkeiten ausverkauft. Beim nächsten Mal wird man in eine größere Location wechseln. Doch AMK machen sich auch bewusst etwas rar. Die üblichen Arenen werden noch nicht gebucht, obwohl das in manchen Städten schon möglich wäre. Folge ist ein Ausverkauft-Zeichen hinter vielen Konzerten. Je näher man an Köln kommt, desto schwieriger wird es, Tickets zu ergattern. Der Schwarzmarkt soll auch hier ordentlich blühen. Da steckt sicher Kalkül dahinter. AMK haben gute Marketingstrategen auf ihrer Seite – das muss man den Jungs lassen. Heutzutage läuft viel über YouTube. AMK haben darin eine Meisterschaft entwickelt und ihre Videos sind Dauerbrenner.
Trotzdem: Es geht nichts über das Liveerlebnis. Die Garage ist schon gut gefüllt, als ich ankomme. Von wegen Lisbeth heißt der Support. Deutschpop mit NDW-Anleihen, wie das Wir sind Helden früher fein zelebrierten. Der elektronische Moment kommt ganz gut. Das erste Album erscheint am 15. Juli. Und ähnlich wie AMK weiß man sich gut zu vermarkten. Die Headliner-Tour im Herbst folgt und einige der Anwesenden werden dann sicher wieder dabei sein.
Mit „Nicht Nichts“ entern AnnenMayKantereit die Bühne. Etwas hinter dem Zeitplan, doch das stört die Masse nicht. Ich orte vor allem Oberschüler und Studenten. Die Jungs gerne mit Hipster-Bart ausgestattet. So muss das sein. Eine junge Band hat schon ihr Stammpublikum. Und die Stimmung kocht bereits bei der ersten Ansage über. Da hat sich tatsächlich eine kleine Frauengruppe formiert, die Sänger May mit „Ausziehen“-Rufen bombardiert (und immer dann merklich leiser wird, wenn die Gefahr besteht, dass er sie wirklich hören könnte).
Das Konzert ist Coolness pur. Neben den drei Protagonisten ist inzwischen auch Malte Huck am E-Bass dabei. Der Bandname wurde aber nicht mehr geändert. Henning May steht wahlweise an der Front oder sitzt hinterm Klavier. Er erklärt gerne mal 1-2 Sätze zum Song. Beispielsweise dass „Wohin du gehst“ kein Liebes- sondern ein Kumpellied ist. Trotzdem schön. Und dass „Mir wär‘ lieber du weinst“ der Angesungenen nicht gefallen hat. Wen wundert’s.
Es gibt einen Gast an der Trompete. Den Namen habe ich nicht verstanden. Ein Lokalmatador aus Saarbrücken? Das Publikum nimmt ihn mit großem Applaus auf, als er den englischsprachigen Song „James“ unterstützt.
„Bitte bleib“ als Anti-Liebeslied wird gefeiert. „Du bist überall“ als Anklage gegen die Smartphone-Flut wird nickend bestätigt – und klammheimlich verschwinden hunderte Smartphones verstohlen in der Tasche. Kurz vor Schluss folgen die Hits „Pocahontas“ und „Oft gefragt“. Dann ist der Hauptteil geschätzt unter 60 Minuten schon beendet. Eigentlich zu kurz für ein Konzert, doch wir leben in rasanten Zeiten und die Band hat ihr Bestes gegeben.
Im Zugabenblock dann eine Überraschung: „Gypsie From The Coast“ wurde schon lange nicht mehr gespielt. Doch mit Trompetenbegleitung kommt es hier phänomenal gut. Gefehlt haben noch Hennings Paradestück „Barfuß am Klavier“ und der Song vom gediegenen Älterwerden „21, 22, 23“. Damit entlassen AMK zufriedene Fans in die Saarbrücker Nacht. Das nächste Konzert wird 6. April 2017 im E-Werk stattfinden. Größere Location, aber nicht übertrieben groß. Passt!
Setlist AnnenMayKantereit – Garage Saarbrücken, 13.6.2016
Zugaben
AnnenMayKantereit habe ich zum ersten Mal beim „Fest 2015“ in Karlsruhe gesehen. Der startende Hype war damals bereits erkennbar. Eine relativ unbekannte Band als Headliner nach Fish und Joris bei diesem Festival? Die Auflösung kam, als das Quartett um Henning May auf der Bühne stand und er mit seiner charismatischen Reibeisen-Stimme loslegte. Können aus diesem schmächtigen Kerl solche Töne kommen? Oh ja – AMK haben durchaus ihren Reiz und die Band ist vor allem in Studentenkreis ungeheuer beliebt. Das sollte sich auch im Folgenden zeigen – mit ausverkaufter Tour in durchaus großen Clubs, ohne dass überhaupt ein echtes Album auf dem Markt war.
Für die Produktion desselben hat man sich lange Zeit gelassen. Jetzt ist es da und trägt den Titel „Alles nix Konkretes“. Der erste Höreindruck gibt das wieder, was ich nach den Liveeindrücken und der 2015 erschienenen EP erwartet habe, aber es tritt auch etwas Ernüchterung ein. Das Album wurde ziemlich glatt produziert – vermutlich um Hennings Stimme radiotauglich zu machen. Die verlebten Elemente und das Raue, Bodenständige sind weiterhin vorhanden, geben allerdings nicht das Livefeeling wieder, das die Band sonst allerorten verbreitet.
Was bleibt sind einige wunderschöne Songs, die nostalgische Erinnerungen an Studentenzeiten hochkommen lassen. Damals hätte ich das Album vermutlich unbegrenzt gefeiert. „Oft gefragt“ ist und bleibt ein starker Song, „Pocahontas“ gefällt mir von Idee und Umsetzung sehr gut und „Barfuß am Klavier“ lässt die Erinnerung an das Livekonzert in Karlsruhe glückselig nach oben schwappen. Darüber hinaus gibt es viele Titel, die man bereits von den YouTube-Veröffentlichungen kennt und die ihren Platz im Repertoire der Band haben müssen. Es werden schöne Geschichten erzählt – und das Genre Straßenmusik findet zumindest unterschwellig Verwendung.
Die Band stammt aus Köln. Henning May ist seit Jugendtagen mit Christopher Annen und Severin Kantereit befreundet, teilweise lebt man noch heute gemeinsam in einer Jungs-WG. Inzwischen sind sie gemeinsam mit dem 2014 dazu gestoßenen Malte Huck als Quartett unterwegs. Der Hype, den es in den letzten zwei Jahren um AMK gab, könnte sich nun etwas relativieren. Ja – die Vocals sind ein Alleinstellungsmerkmal und kommen trotz der polierten Produktzion immer noch geil rüber. Ich mag viele der Songs, doch auf Dauer wird das Album auch eintönig. Das hat mit der 2015er EP besser funktioniert. „Alles nix Konkretes“ ist homogen produziert, wirkt aber eher als Zusammenstellung von Songs und nicht als in sich geschlossenes Album. Fans, die sich damit abfinden können, bekommen endlich das Debüt, auf das sie so lange gewartet haben.