Hamburg im Ragemodus – Das Elbriot Festival 2017
Seit 2013 ist Hamburg neben der Reeperbahn, dem Fischmarkt und seinen anderen durchaus sehenswerten Attraktionen auch für das Elbriot Festival bekannt welches auf dem zentral gelegenen Gelände des Großmarktes stattfindet. 2017 wartet das 10.000 Zuschauer fassende Festival mit einem massiven Line Up auf. Beginnen wir von vorne.
Sichtlich angeschlagen und desorientiert macht man sich eine Stunde vor Beginn des Festivals auf den Weg in die Innenstadt von Hamburg. Angekommen an der S-Bahn Station überlegt man kurz ob man die S3 nach Buxtehude nehmen soll, wann hat man diese Chance schon?! Letztendlich siegt aber doch der Wille Bury Tomorrow live sehen zu wollen und man folgt dem wummern der Double Bass. Um viertel nach zwölf angekommen bietet sich einem das Bild das man unter keinen Umständen sehen will: Eine lange Schlange die das Erleben der Englischen Metalcore Combo schier unmöglich macht. Man freut sich über den Gästelisten Eingang und hat somit Glück. Schon die Mitarbeiter an der Gästeliste versprühen den typisch ruppigen Hamburger Lebensstil: Wie sympathisch.
Nach der wichtigsten Tat, dem Erwerb eines alkoholischen Kaltgetränkes, bietet sich einem eine gut gefüllte Bühne und die letzten zwei Songs des Sets von Bury Tomorrow. „Last Light“ und der Titel Track zum gleichnamigen Album „Earthbound“ werden mehr als solide dargeboten und zeigen, warum die fünf Engländer zur Zeit gefühlt auf jeder Tour in jedem Club und jedem Festival spielen.
Die halbe Stunde Umbau wird genutzt um sich zu setzen, Bier zu trinken und zu bestaunen was einem hier in den ersten vier Stunden des Festivals geboten wird. Niemand geringeres als Whitechapel betreten pünktlich um 13 Uhr die Bühne und zeigen gleich mit „The Saw Is The Law“ in welche Richtung ihr Set gehen wird: Richtung Tod. Phil Bozeman, Frontmann der Death Core Mannen aus Knoxville, schreit sein Publikum an als gäbe es kein Morgen, und genau das will man ja bei einem Konzert dieser Band. Mit „I, Dementia“ und „Our Endless War“ folgen weitere Tracks die dafür sorgen, dass es im vorderen Teil des Publikums teils heftig abgeht. Ben Savage, Gitatrist der Band, spielt das ganze stilsicher mit Cowboystiefeln runter. Schlusspunkt dieses Infernos ist der Song „Possibilities Of An Impossible Existence“. Fazit: I want to die.
Wer jetzt glaubt das wäre schön heftig genug gewesen der irrt. 14.05: August Burns Red betreten die Bühne und blasen mit „The Truth Of A Liar“ und „Backburner“ gleich neuen Wind in die Segel der Elbriot Bühne. Spätestens mit dem erklingen von „Empire“ verwandelt sich der gesamte erste Wellenbrecher in einen riesigen, mit fröhlichen Gesichtern gefüllten Pit. Die Sonne macht eine Pause hinter einigen Wolken, was nicht unbedingt ein Minuspunkt bei diesem Pit ist. Wie immer bei August Burns Red ist viel Bewegung auf der Bühne, JB, zunächst unzufrieden über das Setting seines Verstärkers, läuft fröhlich grinsend auf und ab, Jake zimmert Vocals ins Mikrofon von denen manche träumen. Mit Songs wie „Martyr“, „Composure“ und dem neuen „Invisible Enenmy“ lassen ABR ihren Fans keine Zeit zum verschnaufen. Besonderes Highlight: August Burns Red spielen „Ghosts“, welcher einen gesungenen Part von A Day To Remember Frontmann Jeremy Mc Kinnon beinhaltet. Diesen übernimmt Bassist Dustin mehr als zufriedenstellend. Beendet wird das Set mit „White Washed“ und man darf sich auf den nächsten Act freuen: Architects.
Als wären die vorangegangenen drei Stunden nicht schon, um es in Hamburger Slang zu sagen, derbe gewesen gibt man sich nun auch noch die besonders gesellschaftskritischen Engländer, die einem nicht weniger den Atem rauben. Knallende Sonne, kaltes Bier und zum Auftakt „Nihilist“, „Deathwish“ und „These Colours Don’t Run“… Was für ein Auftakt. Die Setlist der Architects liest sich wie ein Best Of, wobei es sehr schwer ist Songs der Band zu finden die nicht gut sind. Gewohnt sicher und absolut sauber präsentieren sich die aus Brighton stammenden Herren um Sänger Sam Carter. „Gravedigger“ und „A Match Made In Heaven“ bereiten schließlich auf den letzten Song vor, vor dem noch einmal dem verstorbenen Gitarristen Tom Searle gehuldigt wird. Gänsehaut. „Gone With The Wind“ beendet einen unglaublichen, vierstündigen, Metalcore Marathon und man gönnt sich zur Stärkung einen Döner außerhalb da das Essen auf dem Gelände leider von Optik und Preisen nicht mit dem Line Up mithalten kann.
Immer wieder regnet es, teils sehr heftig. Das macht aber der Stimmung keinen Abbruch. Frisch gestärkt geht es zurück vor die Bühne um sich einen, wie gewohnt, sicheren Auftritt von Hatebreed anzusehen. Ebenso souverän treten die Metaller von Trivium aus Florida auf, die bei ihrer Songzeile „…it rains“ voll ins Schwarze treffen. Apokalypse eingeleitet.
Leider wird einem die Mitfahrgelegenheit kurz vor Bullet For My Valentine gestrichen und so muss man, aufgrund nicht änderbarer Umstände, schon während BFMV und Megadeth die Heimreise antreten.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Elbriot ein Festival ist dem in den nächsten Jahren mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden wollte. Gut organisiert, vom Line Up eins der besten in Deutschland und auch zuschauertechnisch absolut so wie man es mag.