Die Band North West stammt eigentlich aus Ostfriesland, hat aber schon längst ihre Liebe zu Hamburg entdeckt und sich dort niedergelassen. Also mag es absolut legitim sein, dass das Indie-Pop-Quartett sein Debütalbum mit dem Lieblingsort betitelt. Denn dort sind sie zur Band-WG geworden. “Wir als Band sind durch das Zusammenziehen viel mehr gewachsen. Wir haben Höhen und Tiefen erlebt und diese bezwungen. Hamburg ist ein klarer Meilenstein in unserer Entwicklung”, so Sänger Dennis.
Das Album startet mit dem Titelsong und stellt sogleich klar, dass man keineswegs auf Deutsch singt, sondern sich einen internationalen Touch gibt. Es sind hymnische Songs mit starken Emotionen, die hier geboten werden. Ein Track wie „I Just Like That“ kommt in epischer Breite wie eine musikalische Umarmung.
Fotocredit: Ralf Kornmann
Manche Songs wie „Trisha“ atmen eine ordentliche Portion Britpop, ohne sich anzubiedern. Die Vocals sind charismatisch und „Chemicals“ glänzt mit rhythmischen Finessen, wobei sich der Song trotz seiner drei Minuten stetig steigert.
Melancholisch und nostalgisch geht es dann in „1998“ zu. „Rosegold Heart“ stürmt im fröhlichen Uptempo nach vorne bevor sich das von rockigen Gitarrenriffs begleitete „Instagram“ gesellschaftskritisch mit der Geltungssucht und dem schönen Schein mancher Selbstdarsteller*innen auseinander setzt.
Bevor das Album nach einer guten halben Stunde endet gibt es mit „Don’t Wait“ einen kleinen Ausreißer mit elektronischem Grundgerüst. Alles in allem ist „Hamburg“ aber ein sehr organisches Album, das ich mir gern auf dem nächsten Reeperbahn Festival vorstellen möchte, das aber in seiner hymnischen Ausrichtung durchaus auch in ein Stadion passen würde. Warten wir ab, was die Zeit bringt.
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Der Freitag auf dem Reeperbahn Festival hatte einige Highlights aus dem Newcomer-Bereich zu bieten. Batbait aus Zürich sind eine all female Band mit kantigem Punkrock. Laute, schrammelnde Gitarren beschallten den Spielbudenplatz.More
Das Reeperbahn Festval 2022 ist furios gestartet. Hier unsere zweite Fotogalerie mit ClockClock und Charles Watson (21.9.2022).
Mit „Brooklyn“ und „Sorry“ sind ClockClock natürlich die Band der Stunde. Im glanzvollen Spiegelzelt zeigte Sänger Bojan Kalajdzic eine große Nähe zum Publikum.More
Jau, die Kids sind schon seit Jahren aus dem Deine-Freunde-Alter raus. In den Kinderzimmern regieren jetzt Olivia Rodrigo, Wincent Weiss, John Legend und irgendwelche Rapper mit seltsamen Abkürzungsnamen. Zumindest der Rap ist also geblieben. Und Deine Freunde irgendwie auch, denn die hört der Familienvater manchmal immer noch gern. Mit modernem Hip-Hop-Sound und frechen Texten begeistert das Trio seit zehn Jahren nicht nur im Kinderzimmer und in kleinen Clubs, sondern auch im Familienwohnzimmer und in großen Konzerthallen.
Florian Sump, Markus Pauli und Lukas Nimscheck fanden damals in Hamburg zusammen und kamen mit Rolf Zuckowski in Kontakt, der sie von Beginn an förderte. Flo war mal Schlagzeuger der Durchstarter ECHT und zugleich als Erzieher in einer Kita tätig. Er nahm Kontakt zu Pauli auf, seines Zeichens Live-DJ bei Fettes Brot. Und Lukas als Dritter im Bunde ist inzwischen auch als Moderator („Tigerenten Club“) bekannt. Der pädagogische Anteil ihrer zum Teil durchaus sozialkritischen Texte ist also durchaus hoch. Und trotzdem hat der Coolness Faktor sie bis heute nicht verlassen.
Der Hit „Schokolade“ vom Debüt „Ausm Häuschen“ wird bis heute gefeiert. Inzwischen sind sechs Studioalben (inklusive Xmas-Release) erschienen, wobei die Musik mit den Fans ein Stück weit gewachsen ist. „Hausaufgaben“, „Deine Mudder“ und viele andere Songs haben sich in die Herzen von Eltern, Großeltern und Kindern im ganzen Land gerappt und sind zu echten Wegbegleitern durch den Familienalltag geworden.
Nach dem Opener „Wir sind die Kinderband“, der das Jubiläum feiert („Wo kommt die 1 her? Wo kommt die 0 her?“) gibt es den ultimaten Querschnitt durch eine Dekade Deine Freunde und mit „Hits! Hits! Hits!“ das passende Motto. Ganze 23 Tracks in 73 Minuten – so bekommt man den entsprechende Mehrwert. Und ich bin auch nach über einer Stunde Kindermusik noch immer nicht genervt. Passt!
Das Album enthält alles, um beim nächsten Konzert textsicher zu sein, denn ab Sommer 2022 sind Flo, Lukas und Pauli wieder live zu erleben. Geplant sind unzählige Open-air-Konzerte und eine große Hallentour durch ganz Deutschland.
Mit dreißig (!) Staffeln seit dem Jahr 2004 ist die Comedy-Sendung „Dittsche“ absoluter Kult. Mit Bademantel und Schumilette läuft der arbeitslose Verlierertyp zur Höchstform auf und sinniert am Tresen eines Hamburger Imbisses über aktuelle Ereignisse, das Leben, Gott und die Welt. Dafür gab es verdientermaßen den deutschen Fernsehpreis.
Aber funktioniert die Show auch als Stand-up eines einzelnen Mannes auf der großen Showbühne, bewaffnet nur mit einem Mikro und einer Tüte voll Bierflaschen? Und ob! Schließlich entstand das Konzept ursprünglich im „Quatsch Comedy Club“ und führte über „Gottschalk Late Night“ zuerst ins ZDF und dann zum WDR. Olli Dittrich braucht nur langsam von der Seite zur Bühnenmitte zu schlurfen und schon tobt der Saal – in diesem Fall die voll besetzte Neue Gebläsehalle im saarländischen Neunkirchen.
Bereits zum zweiten Mal ist Dittsche mit dem Programm „Chefvisite“ auf Solo-Tour. Der Auftritt im Saarland war der Opener für eine groß angelegte Reihe von Terminen – und der Ort war perfekt gewählt. Vielleicht mag das daran liegen, dass der Saarländer im Allgemeinen den Humor eines Heinz Becker zu lieben gelernt hat, der ebenso wie Dittsche gern über seine Nachbarn und Bekannten lästert und aus jeder kleinen handwerklichen Tätigkeit ein Großevent macht.
Dittsche kommt also mit FFP2-Maske und darüber drapiertem Kaffeefilterhalter auf die Bühne und erläutert zunächst einmal, wie man mit seine Maske noch sicherer machen kann, wie man damit Unmengen an Kaffee kocht und wie man aus zwei Paar Stiefeln, Alufolie sowie dem überschüssigen Kaffee prima warme Füße und „Coffee to go“ bekommt. Ein köstliches Vergnügen!
Dann geht es gedanklich in den Imbiss und Ingos Salatbar muss ebenso für einige Kalauer herhalten wie Dittsches Nachbar Herr Karger. Tatsächlich fällt Olli Dittrich manchmal aus der Bühnenrolle und amüsiert sich über das Publikum, das mit Zwischenrufen und Heiterkeitsausbrüchen nicht geizt. „Besser als in Hamburg“ sagt er. Und nimmt sich dann selbst auf die Schippe: „Manchmal, wenn ich mir diesen Scheiß ausdenke, gacker ich auch so rum“.
Die Idee des Bierbrauens in einer Trockenschleuder sorgt ebenso für Chaos und Kopfkino wie der Wechsel einer Glühbirne in Kargers Wohnung. Nach einer Stunde Dauerfeuer brauchen Publikum und Comedian erst einmal 20 Minuten Pause.
Die zweite Stunde der Show wird sehr philosophisch. Dittsche versucht, eine Vorstellung von der Unendlichkeit des Universums und der Winzigkeit des Mikroversums zu bekommen. Solch eine essentielle Frage wird ebenso in hochkarätige Merksätze gefasst wie die Überlegung, was zuerst da war – und damit meint er nicht Huhn oder Ei sondern Kronkorken oder Flaschenöffner.
Zum Ende hin wird es gar politisch, wenn Merkels Multifunktionsjacke erklärt wird und die Frage, ob Karl Lauterbach plötzlich deswegen so schlau ist, weil ihm früher die Fliege das Gehirn mittels verringerter Sauerstoffzufuhr abgeregelt hat. Auch RKI-Wieler bekommt sein Fett weg, fast im gleichen Atemzug wie Dieter Bohlen und Florian Silbereisen mit ihren Varianten von DSDS.
Im Zugabenblock darf die Kunstfigur Dittsche auch eine Lebensgefährtin haben, die dann nochmal neuen Schwung in die Erzählung bringt. Nach zwei Stunden Power enden eine fulminante Show und ein gelungener Tourauftakt. Dittsche ist sichtlich erleichtert und man nimmt ihm gerne ab, dass er in Zukunft öfter den Liveclub in Neunkirchen für seine „Probevorlesung“ nutzen wird. Olli Dittrich ist einfach ein gestandener Komiker mit Sinn für die Feinheiten des Genres. Er sprüht vor Ideen und setzt diese jovial und mit großer Freude um. Bitte mehr davon!
Ab dem 25. März gibt es das faszinierende Musical-Erlebnis Disneys DIE EISKÖNIGIN auf CD! Mit der Veröffentlichung des Cast-Albums von Warner Music können Fans noch tiefer in die musikalische Welt des Königreiches Arendelle abtauchen. Neben schon aus dem Soundtrack bekannten Songs, inklusive des Welthits „Lass jetzt los“, begeistert die CD mit 14 neuen Liedern, die das oscarprämierte Songschreiber-Paar Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez extra für das Musical komponiert hat. Erstmals erscheinen diese jetzt auf deutscher Sprache.
Stimmlich glänzen Celena Pieper und Sabrina Weckerlin als Anna und Elsa auf dem ab dem 25. März erhältlichen Album der Hamburger Musical-Fassung von Disneys DIE EISKÖNIGIN.
Fotocredit: Stage Entertainment/Morris MacMatzen
Zu den neuen, Musical-eigenen Liedern zählen die beliebten Songs „Monster“ und das zauberhafte Duett von Anna und Elsa „Du bist alles“. „’Monster‘ ist eines meiner absoluten Herzstücke des Albums. Es transportiert unglaublich viel Energie und begleitet Elsa von tiefsten Selbstzweifeln bis hin zur festen Überzeugung, dass das Gute in ihrem Herzen überwiegt und siegt“, sagt Sabrina Weckerlin, die ihr Ausnahme-Gesangstalent als Elsa auf der Musical-Bühne genauso wie auf dem Album unter Beweis stellt. „Ich fühle mich geehrt, diesen Song durch dieses besondere Album mit der Welt teilen zu dürfen.“ Mit dem Schwestern-Duett „Du bist alles“ verbindet die in der Rolle der Anna brillierende Celena Pieper besonders viel Emotionen: „Anna versucht in dem Lied ‚Du bist alles‘, die Mauer einzubrechen, die Elsa um sich gebaut hat. Während Elsa ihre Schwester nur beschützen möchte, lässt sich Anna nicht abweisen und möchte ihr helfen. Sie handelt unter dem Motto: zusammen sind wir stark. Daher ist der Song sehr bedeutsam für mich. Er bringt Annas Liebe zu Elsa heraus, ihr helfen zu wollen, egal was es kostet.“
Fotocredit: Johan Persson/Stage Entertainment
Sebastian de Domenico, der die Albumproduktion als Music-Supervisor verantwortet hat, über die musikalische Brillanz der Cast: „Auf diesem Album singt das Who is Who der deutschsprachigen Musical-Darsteller:innen. Der Song ‚Lass jetzt los‘ ist natürlich immer noch einer unserer wertvollsten Edelsteine. Aber auch die neuen Lieder aus der Musical- Fassung sind Ohrwürmer, die einen nicht mehr loslassen.“ Zu einem der neu interpretierten Lieder des Broadway-Musicals gehört „Hygge“. Der Begriff steht im Dänischen und im Norwegischen für Gemütlichkeit und meint ein Gefühl von Vertrautheit, Geborgenheit, Wärme und Behaglichkeit. „Während es in der Broadway-Fassung in ‚Hygge‘ ausschließlich um das Saunieren als wohltuende Aktivität geht, haben wir das Lied für die deutsche Musical-Version komplett neu erfunden, da viele den Begriff ‚Hygge‘ wahrscheinlich gar nicht kennen. Das Lied wurde um sämtliche Dinge erweitert, die dazu beitragen, dass sich der Mensch gut und geborgen fühlt; die Melodie und der Text sind in eine humorvolle Disney-Shownummer gepackt, die die Seele beflügelt und die angenehme Leichtigkeit des Seins vermittelt“, so Sebastian Domenico.
Begleitet vom eigenen Orchester der Erfolgsshow, die seit ihrer Premiere im November 2021 die Zuschauer:innen im Stage Theater an der Elbe begeistert, umfasst das Cast- Album das gesamte Live-Erlebnis der Hamburger Inszenierung. Durch die Anlehnung an die Chronik der Bühnenfassung und der Einbindung kurzer Textpassagen zwischen den Songs, können auch Hörer:innen, die das Musical noch nicht besucht haben, die Energie der Geschichte in beeindruckender Vollkommenheit genießen.
Die CD enthält außerdem ein hochwertiges und liebevoll gestaltetes Booklet, das mit den Songtexten des gesamten Albums zum Mitsingen einlädt.
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Rolf Zuckowski und Weihnachten – das hat immer einen Touch von „Weihnachtsbäckerei“ und plärrenden Stimmen. Wenn der beliebte Kindersong aber von Martin Tingvall am Piano improvisiert wird, bekommt er einen ganz anderen Geschmack und wird auch für genervte Erwachsenenohren wieder uneingeschränkt hörbar.
Der 74jährige Träger des Bundesverdienstkreuzes ist gar nicht mehr so oft auf deutschen Bühnen zu sehen. Vor wenigen Jahren gab es eine Tour zu „40 Jahre Rolfmusik“, doch er ließ lieber seine Lieder von Kinderchören singen, als selbst zum Mikro zu greifen. Manche Highlights bleiben aber: Seit 2018 spielt Rolf jedes Jahr zur Adventszeit im Planetarium Hamburg ein Weihnachtskonzert zusammen mit seiner Tochter Anuschka, mit dem schwedischen Jazzpianisten Martin Tingvall am Klavier, sowie weiteren Mitgliedern seiner Band.
Der 90minütige Mitschnitt, der jetzt bei seinem Label „Musik für dich“ auf DVD vorliegt, entstand am 29.11.2020 (natürlich zu Corona-Bedingungen). Die Atmosphäre im Planetarium wird erfüllt von einem faszinierenden Sternenhimmel und traumhaften Projektionen. Allein die visuellen Landschaften machen das Konzert zu einem stimmungsvollen Ereignis.
Rolf wird unterstützt von seinen Kindern Anuschka und Alexander. Vor allem Anuschka zeigt sich inzwischen im Songwriting und der liebevollen Performance als legitime Nachfolgerin des Meisters.
Eine Zusammenarbeit mit Martin Tingvall gab es schon 2017 auf dem Album „Wär uns der Himmel so nah“, das beide gemeinsam gestalteten. Der Pianist spielt die Stücke in wundervoll sanften Instrumentalversionen und gibt dem Konzert die entsprechende Stimmung mit. Ebenso stark sind die gefühlvollen und tiefsinnigen Liedtexte.
Das Konzert macht Weihnachten im Herzen spürbar und ist eher für Erwachsene gedacht, doch auch Kinder können ihre Freude daran haben, vor allem wenn sie Bekanntes wie die „Jahresuhr“ entdecken.
Rolf Zuckowski strahlt sehr viel Wärme aus, wenn er bei seinen Ansagen in Erinnerungen schwelgt und aus der „Irischen Weihnacht“ vorliest. Die Texte aus seiner Feder sind ebenso zeitlos wie die Werke von Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch und Erich Kästner, die er vertont hat. Es wird irisch, schwedisch und plattdütsch. „Dat Joahr geiht to Ind“ ist eine romantische Hommage an Rolfs Anfangszeit an der Waterkant.
Die DVD liefert wundervolle Musik, eine fantastische Atmosphäre und eine stilvolle Reise durch die Advents- und Weihnachtszeit bis hin zum Jahreswechsel. Es ist wunderbar vertraut, Rolfs Stimme zu hören und seinen Gedanken zu folgen. Mit Anuschka und Martin Tingvall hat er hervorragende Mitstreiter, die diese Tradition vielleicht auch fortführen werden und Rolfs Erbe am Laufen halten, wenn er das nicht mehr selbst kann.
Genießt die sinnlich-beseelten und fröhlichen Momente der „Weihnachtsbäckerei“:
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Nach knapp 1,5 Jahren im Ausnahmezustand ist die kollektive Ermüdung in Sachen rein digitaler Zusammenkünfte, ob für Besprechungen oder Kulturgenuss, allerorten spürbar. Umso stärker wächst die Sehnsucht nach einer Form der Normalität, die endlich wieder echte Kontakte ermöglicht. Dank niedriger Inzidenzen, fortschreitender Impfkampagne und zahlreicher Testmöglichkeiten rückt diese Aussicht aktuell in greifbare Nähe — und erlaubt somit der Kultur die Rückkehr auf die Bühnen. Gute Voraussetzungen also, die zuversichtlich stimmen, dass auch das Reeperbahn Festival mit seiner 16. Ausgabe einen weiteren Schritt in Sachen Annäherung an die Normalität darstellen wird.
Vom 22. bis 25. September verwandelt sich St. Pauli erneut zum Epizentrum der Musikwelt, bei dem Musikfans und Fachbesucher*innen gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Das gewohnt vielfältige Angebot an Livekonzerten präsentiert in rund 35 Spielstätten (davon drei Open-Air-Bühnen) Newcomer*innen und etablierte Acts, während wir die Konferenz-Teilnehmer*innen nach der rein digitalen Umsetzung in 2020 in diesem Jahr endlich wieder live vor Ort begrüßen dürfen. Dies alles geschieht selbstverständlich in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und gemäß der im September geltenden Verordnungen. Genauere Details zum konkreten Stand der Planungen werden im Laufe der kommenden Monate an dieser Stelle bekannt gegeben.
Doch nicht nur Fans, Fachbesucher*innen und Festivalausrichtende dürstet es nach der Begegnung von Angesicht zu Angesicht — auch unzählige Künstler*innen freuen sich, endlich wieder live mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten:
″I think I echo a similar sentiment as my fellow artists that having to be without live music for the better part of two years was incredibly challenging on every level. But more than anything it was the loss of the special energy that only happens when you have people together experiencing something unique. Having played Reeperbahn Festival before, and having an absolute blast, there is something so energetic and fun and different about it that it feels so right to be the moment when I get to return to performing. Hard to even describe how much I’m looking forward to it.“ (William Fitzsimmons)
Eröffnet wird das 16. Reeperbahn Festival mit dem Reeperbahn Festival Opening am Mittwoch, 22. September, im Stage Operettenhaus. Für die einstündige Eröffnungsshow mit hochklassigen Live-Acts sowie Keynotes und Talks zu branchenrelevanten und gesellschaftspolitischen Themen werden erneut prominente Gäste aus Kultur und Politik erwartet. Am Festival-Samstag, 25. September, kürt die Jury um Präsident Tony Visconti im St. Pauli Theater den/die Gewinner*in des ANCHOR – Reeperbahn Festival International Music Award. Begleitet wird die diesjährige Ausgabe des Reeperbahn Festivals von den Medienpartnern ARTE Concert und NDR.
MUSIKPROGRAMM
Auch in diesem Jahr liegt der Fokus des diesjährigen Live-Angebotes auf einer breiten Abbildung hauptsächlich europäischer Acts und Künstler*innen. Zu den bisherigen Highlights 2021 zählen u.a. die Rapper Mavi Phoenix (AUT), Goldroger (DEU), die Indie-Elektroniker Weval II (NLD), Pop-Act ILIRA (CHE), Songwriter*innen Antje Schomaker (DEU), Dillon (DEU/BRA) und William Fitzsimmons (USA), die Retro-Rock Institution Kadavar (DEU) sowie Indie-Pop-Bands wie JEREMIAS (DEU) und Die Höchste Eisenbahn (DEU). Die Übersicht aller bisher bestätigten Live-Acts findet sich HIER.
Zu den rund 35 Spielstätten zählen mit der ARTE Concert Stage im Festival Village auf dem Heiligengeistfeld, der Spielbude sowie dem N-JOY Reeperbus auf dem Spielbudenplatz drei Open-Air-Bühnen.
Ein weiterer Spielort ist die Elbphilharmonie, in der fünf Konzerte stattfinden. Am Freitag, 24. September, spielen RY X (AUS) und die ANCHOR-Gewinner*innen 2020 ÄTNA x NDR Bigband (DEU), während dort am Samstag, 25. September, Alice Phoebe Lou (ZAF), Niklas Paschburg (DEU) sowie erneut RY X (AUS) auftreten werden. Alle Informationen rund um die Zugangsberechtigungen zu den diesjährigen Konzerten in der Elbphilharmonie finden sich HIER.
“My first Reeperbahn Festival experience was in the Jazz Cafe playing to a handful of people. I was amazed by the energy of the city and the different concerts we stumbled on. It felt like I was finally dipping into the music scene of Europe and that I was a part of something exciting. 7 years later, much deeper into my musical life, I feel honoured to be playing in the epic Elbphilharmonie. It gives me the feeling that all of these years of working hard as an independent artist have paid off, and it’s the perfect opportunity to put on a unique show with more instruments and different arrangements to mark this special occasion.” (Alice Phoebe Lou)
Lofft stammen aus Hamburg und bieten gitarrenorientierte, sehr melodische Rockmusik. „Start A Fire“ ist ihr drittes Album und mit Songs wie „Lick It Up“ und „You Are The Rock“ geht es direkt in die Vollen. Ohne Gefrickel und Geschnörkel bietet das Quintett bodenständigen Hardrock und Hymnen voller Pathos. Der Titelsong hingegen kommt als gefühlvolle Ballade daher.
So geht es sehr rockig und bodenständig weiter. Die Riffs sind gefällig, Torger Neuhaus‘ Vocals sehr stark. Dabei ist der Sound ziemlich homogen gehalten und erinnert an Alternative Rocker wie Alter Bridge und Papa Roach. Ruhige Töne erklingen eher selten, aber bei einem Song wie „Butterfly“ wird es dann richtig heimelig.
Überraschungen gibt es nicht, aber das ist auch gar nicht nötig. Freunde anspruchsvoller Rockmusik mit einem Faible für die 90er Jahre werden hier sehr gut bedient.
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Auch wenn Jon Flemming Olsen nicht jedem auf Anhieb ein Begriff ist – vielleicht macht es Klick, wenn man an den Eurovision Song Contest 2006 und seine Band Texas Lightning denkt. „No No Never“ bewegte sich (wie so viele deutsche ESC-Titel) zwar nur im hinteren Bereich der Ergebnistabelle, wurde aber in DEutschland trotzdem ein respektabler Erfolg und bewegte sich 38 Wochen lang in den Charts.
Solo legt das Multitalent aus Düsseldorf inzwischen sein drittes Album vor. Seine 13 neuen Lieder – live mit Streichquartett eingespielt – ähneln inhaltlich und musikalisch durchaus einem Drahtseilakt: Mal fokussiert auf den Weg, mal in den Abgrund blickend, mal traumtänzerisch leicht. Ob sich da ein einsamer Tropf vergebens um die Rückkehr eines geliebten Menschen bemüht („Wenn Du wiederkommst“). Oder ob jemand augenzwinkernd anzweifelt, inwiefern der Nachwuchs tatsächlich ein steter Quell der Freude ist („In zwanzig Jahren“). Und auch die eigene Vita kommt bei Olsen auf den poetischen Prüfstand: In „König in meiner Baracke“ singt er sich frei von den Zwängen, die sich mit schnellem Ruhm einstellen können. Davon könnten sicher viele ESC-Teilnehmer ein Lied singen.
Natürlich nehmen auch die Folk- und Country-Ideen breiten Raum ein. „Es wird etwas geschehen“ ist mitreißend und optimistisch. „Alles wahr“ ist eine 1-a-Verschwörungspersiflage und „Wildes Tier“ zeigt in dunkel leuchtenden Skizzen, wie in Menschen lange unterdrückter Groll ausbricht. „Die Decke unserer Zivilisation ist hauchdünn. Das Lied ist vielleicht auch ein Plädoyer dafür, das Archaische in uns zuzulassen, bevor sich der angestaute Frust ins Wutbürgerhafte verkehrt.‟ Olsen ist einer, der an Solidarität glaubt. Der den Menschen vertraut, seinen Fans sowieso. Deshalb setzte er auch erneut erfolgreich auf das Prinzip Crowdfunding, um die Produktion von „Mann auf dem Seil“ zu finanzieren.
Die ruhigen akustischen Balladen harmonieren hervorragend mit den Streichern. Eine durchaus spannende Kombi. Und auch wenn es laut und energisch wird, gibt das begleitende Quartett eine ordentliche Dynamik mit. Olsen hat seinen Songs viel Zeit zum Reifen gelassen. Mit seinem neuen Material ist er Anfang 2019 nicht geradewegs ins Studio gegangen, sondern hat seine Singer-Songwriter-Oden live ein Jahr lang atmen, fliegen und auch mal scheitern lassen – „bis sie so richtig schön rundgespielt waren‟. Um diese beglückende Energie des Moments festzuhalten, hat er seine Lieder schließlich live aufgenommen. An nur einem Abend, vor vollem Saal (im Theater Schmidtchen) in seiner Heimat Hamburg, in Begleitung des Kammerensembles Konsonanz. So verbindet „Mann auf dem Seil‟ nun die Leidenschaft für Singer-Songwriter-Sound, Folk und Country mit einem intuitiven Gespür für eingängige Popmelodien, die dank der Streicher zum tief berührenden Ereignis werden. Ein überaus geglückter Balanceakt.
Johannes Oerdings sechstes Studio-Album „Konturen“ meldete nur zwölf Wochen nach dem Release Ende 2019 Gold-Status und war das erste Nr. 1-Album seiner Karriere. Es ist ein Fest aus lässigem Pop, knackigem Elektro, satten Streichern, reduziertem Beat, NDW-Übermut und orchestralem Filmmusik-Pathos. Und keine Angst: Wer die melancholische Seite des sanften Songwriters liebt, wird ebenfalls nicht enttäuscht.
“An guten Tagen” ist ein optimistischer Poptitel, der ebenso gut ins Ohr geht wie der Nostalgie- und Mutmachsong “Alles okay”. Doch schon mit “Blinder Passagier” wird es nachdenklich und politisch. Überraschend tanzbar sind der Weckruf “Anfangen” und die Hymne “Vielleicht im nächsten Leben”. Diese Songs tragen zur Auflockerung bei, doch mir gefällt vor allem der ruhige Sänger. Egal, ob er mit “Unter einen Hut” still zurückblickt oder für “Besser als jetzt” perfekten Gitarrenpop im Stil von Gregor Meyle abliefert. „Konturen“ ist mindestens ebenso gut wie mein bisheriges Lieblingswerk „Kreise“.
Die Zeit bis zu den kürzlich bestätigten Nachholterminen der Corona-bedingt abgebrochenen Tour überbrückt aktuell eine 2-CD „Special Edition“ von „Konturen“, die am 23. Oktober inklusive zwei neuen Songs und einer Bonus-CD mit ausgewählten Akustikaufnahmen erscheint. Darunter, neben einem Feature von Kumpel Wincent Weiss, auch die neue Single „Ungeschminkt“. „Manchmal hat man das Glück, in wenigen Minuten und in wenigen Zeilen ein Gefühl genau auf den Punkt zu bringen. Es ist ein Liebesbrief, der sich wie von selbst geschrieben hat.“ Der neue Song funktioniert als Liebeserklärung an die Schlichtheit, an die einfachen Dinge des Lebens – und passt damit auch perfekt zu den akustischen Tracks, die CD 2 bilden. „Ketten“ hingegen ist eine treibende Hymne mit elektronischen Sounds, die den Wunsch nach einem neuen Aufbruch thematisiert. Ebenfalls sehr passend in dem Jahr der kulturellen Stille.
Die Konzertreihe „Lagerfeuer Acoustics“ erlaubte im Rahmen der „Stadtpark Acoustics“ in Hamburg mit maßgeschneidertem Setting und durchdachtem Hygienekonzept erstmals wieder Liveshows für bis zu 900 Zuschauer. Oerding spielte so an fünfzehn Dates bis Mitte September live vor insgesamt 13.500 Fans, die Tickets waren in Rekordzeit ausverkauft.
Die zehn Akustik-Tracks, die zum größten Teil vom „Konturen“ Album stammen, wurden im Studio neu aufgenommen und geben einen perfekten Eindruck davon, wie Oerdings Songs ohne große Produktion und technisches Brimborium klingen. CD 2 wird somit zur melancholischen, nachdenklichen Compilation, die das erwähnte Lagerfeuer-Feeling perfekt in den heimischen Player bringt. Das zweistimmige Duett mit Wincent ist wirklich ganz großes Kino und lässt mich die Bewertung des Albums in unserer Skala um einen Punkt auf die Höchstwertung anheben. Wundervoll!
Schade, dass es die Songs in diesen Versionen 2020 nur in Hamburg gab. Hoffen wir, dass im nächsten Jahr auch der Rest des Landes in den Genuss kommt.
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Hamburg. St. Pauli. Die Reeperbahn ist gefüllt wie eh und je. Menschenmassen drücken sich aneinander vorbei, Punks und Obdachlose, Drags und andere bunte Hunde, Männer wie Frauen werben für ihre Anliegen. Dazwischen sieht man lange Schlangen und Menschen mit Festival-Bändchen, teils mit Presse- oder Team-Ausweis. Gerade am oberen Ende, von der U-Bahn-Haltestelle St. Pauli kommend, klingt über den üblichen Geräuschpegel etwas, das man in den letzten Monaten eher selten hörte: Livemusik. Auf dem Spielbudenplatz spielen an vier Tagen jeweils drei Bands.
Das Reeperbahn-Festival fand vom 16. bis 19. September 2020 statt – trotz Corona. Als großes Experiment, wie ein Festival in Pandemiezeiten ablaufen kann. Kein Wunder also, dass die Veranstaltungsbranche nicht wie sonst vor allem nach Hamburg blickt, wenn das Festival ansteht. Nicht, um gesehen zu werden, alte und neue Bekannte zu treffen, neue Musik zu hören und sich gegenseitig zu verständigen. Sondern vor allen Dingen, um herauszufinden: Gibt es Hoffnung für die stark gebeutelte Branche, die seit Monaten keine Einnahmen verzeichnen kann, mit am längsten die Türen geschlossen halten musste und für die es noch immer keine Perspektive gibt, die auch finanziell ein „Weitermachen“ ermöglicht.
Natürlich sind es nicht nur die neun Konzerte auf der Spielbuden-Bühne. In 19 weiteren Clubs und Veranstaltungsorten finden an den vier Festivaltagen über 100 Konzerte statt. Viele werden live im Internet gestreamt – und 150.000 Menschen schalten dafür ein. Vor Ort sind es deutlich weniger: Gerade einmal 8000 Besucher:innen kommen physisch zum Festival. Verglichen mit den 50.000 im Vorjahr ist das quasi nichts. Daher wirkt auch vieles eher leer. Das Festival Village auf dem Heiligengeistfeld (mit zwei Bühnen: der kleinen Festival Village Fritz Bühne und der großen Festival Village Stage) ist nur wenig besucht. 30000 Quadratmeter stehen hier zur Verfügung. Normal passen hier locker bis zu 7000 Menschen hin. Zugelassen sind allerdings gerade einmal 1300.
Überall werden Kontaktdaten hinterlassen. Betritt man eine Venue, muss vorab ein QR-Code eingescannt werden. Erst nach Bestätigung und Kontrolle darf man eintreten. Das gleiche Spiel erneut beim Auschecken. Während es Mittwoch und Donnerstag noch ruhig war und die meisten Menschen ihre Wunschkonzerte sehen konnten, wurde es zum Wochenende deutlich voller. Die Schlangen wurden länger – und die enttäuschten Gesichter derjenigen, die nicht mehr hineingekommen sind, waren häufiger zu sehen. Doch trotz allem: Großer Protest oder Beleidigungen blieben aus. Die Sicherheitsleute berichten, dass sie gerade einen sehr entspannten Job hätten. Man könne sich mehr Zeit beim Einlass lassen, aber vor allem seien die Menschen verständiger und weniger aggressiv, wenn sie nicht hineinkämen. Vor allem aber: Man habe endlich wieder etwas zu tun. Das gilt für alle hier: Die Ton- und Lichttechniker, die Stagehands und Menschen hinter der Theke, genauso wie viele mehr, die dabei mithelfen, dass die Konzerte überhaupt stattfinden können.
Wie das alles dann finanziert wird? Vor allem durch Subventionierung von Bund und Ländern. Mit insgesamt 1,3 Millionen Euro wurde das Reeperbahn Festival in diesem Jahr bezuschusst.
In den einzelnen Clubs, Kirchen und Open-Air-Bereichen stehen zumeist Stühle, manchmal sind es auch nur Markierungen auf dem Boden. Maximal zwei Menschen dürfen zusammensitzen oder stehen. Ein kurzer Besuch bei Bekannten zwei Reihen weiter wird von der Security sofort unterbunden. Außer am eigenen Platz herrscht zudem überall Maskenpflicht. Statt des sonst nicht unüblichen Konzert-Hoppings, also überall mal kurz reinzuschnuppern, muss sich diesmal im Voraus entschieden werden, wohin man möchte – nachdem das Konzert begonnen hat, darf niemand mehr hinein. Raus kommt man jederzeit, aber der Platz wird nicht nachbesetzt.
Während also im Rahmen des Festivals penibel auf die Einhaltung aller Hygienevorschriften geachtet wird, ist genau das außerhalb der mit QR-Code abgesperrten Bereiche auf dem Rest der Reeperbahn fast allen ziemlich egal.
Ob das Konzept gelungen ist? Es ist möglich, Live-Konzerte zu spielen. Das wird derzeit im ganzen Land gezeigt. Die Autokonzerte sind weitestgehend vorbei und der Sommer mit seinen Outdoor-Möglichkeiten und einigen Lockerungen wurde von vielen genutzt. Wie es im Herbst weitergeht, ist absolut ungewiss. Was jedoch sicher ist: Ohne Subventionierung ist es nicht umsetzbar. Bei knapp 50 statt 300 Besuchern kommt kein (Club-)Veranstalter jemals zu schwarzen Zahlen – und horrende Ticketpreise kann sich derzeit nur ein Bruchteil der Gesellschaft leisten. Dennoch: Mit dem passenden Hygienekonzept und verantwortungsbewussten Menschen sollte eine Aufstockung der Besucherzahlen in Erwägung gezogen werden. Der Fussball macht vor, wie eine Steigerung der Besucherzahlen möglich sein kann. Dass die Besucher:innen sich an Regeln halten können, hat das Reeperbahn Festival eindeutig gezeigt.
Seit 2013 ist Hamburg neben der Reeperbahn, dem Fischmarkt und seinen anderen durchaus sehenswerten Attraktionen auch für das Elbriot Festival bekannt welches auf dem zentral gelegenen Gelände des Großmarktes stattfindet. 2017 wartet das 10.000 Zuschauer fassende Festival mit einem massiven Line Up auf. Beginnen wir von vorne.
Sichtlich angeschlagen und desorientiert macht man sich eine Stunde vor Beginn des Festivals auf den Weg in die Innenstadt von Hamburg. Angekommen an der S-Bahn Station überlegt man kurz ob man die S3 nach Buxtehude nehmen soll, wann hat man diese Chance schon?! Letztendlich siegt aber doch der Wille Bury Tomorrow live sehen zu wollen und man folgt dem wummern der Double Bass. Um viertel nach zwölf angekommen bietet sich einem das Bild das man unter keinen Umständen sehen will: Eine lange Schlange die das Erleben der Englischen Metalcore Combo schier unmöglich macht. Man freut sich über den Gästelisten Eingang und hat somit Glück. Schon die Mitarbeiter an der Gästeliste versprühen den typisch ruppigen Hamburger Lebensstil: Wie sympathisch.
Nach der wichtigsten Tat, dem Erwerb eines alkoholischen Kaltgetränkes, bietet sich einem eine gut gefüllte Bühne und die letzten zwei Songs des Sets von Bury Tomorrow. „Last Light“ und der Titel Track zum gleichnamigen Album „Earthbound“ werden mehr als solide dargeboten und zeigen, warum die fünf Engländer zur Zeit gefühlt auf jeder Tour in jedem Club und jedem Festival spielen.
Die halbe Stunde Umbau wird genutzt um sich zu setzen, Bier zu trinken und zu bestaunen was einem hier in den ersten vier Stunden des Festivals geboten wird. Niemand geringeres als Whitechapel betreten pünktlich um 13 Uhr die Bühne und zeigen gleich mit „The Saw Is The Law“ in welche Richtung ihr Set gehen wird: Richtung Tod. Phil Bozeman, Frontmann der Death Core Mannen aus Knoxville, schreit sein Publikum an als gäbe es kein Morgen, und genau das will man ja bei einem Konzert dieser Band. Mit „I, Dementia“ und „Our Endless War“ folgen weitere Tracks die dafür sorgen, dass es im vorderen Teil des Publikums teils heftig abgeht. Ben Savage, Gitatrist der Band, spielt das ganze stilsicher mit Cowboystiefeln runter. Schlusspunkt dieses Infernos ist der Song „Possibilities Of An Impossible Existence“. Fazit: I want to die.
Wer jetzt glaubt das wäre schön heftig genug gewesen der irrt. 14.05: August Burns Red betreten die Bühne und blasen mit „The Truth Of A Liar“ und „Backburner“ gleich neuen Wind in die Segel der Elbriot Bühne. Spätestens mit dem erklingen von „Empire“ verwandelt sich der gesamte erste Wellenbrecher in einen riesigen, mit fröhlichen Gesichtern gefüllten Pit. Die Sonne macht eine Pause hinter einigen Wolken, was nicht unbedingt ein Minuspunkt bei diesem Pit ist. Wie immer bei August Burns Red ist viel Bewegung auf der Bühne, JB, zunächst unzufrieden über das Setting seines Verstärkers, läuft fröhlich grinsend auf und ab, Jake zimmert Vocals ins Mikrofon von denen manche träumen. Mit Songs wie „Martyr“, „Composure“ und dem neuen „Invisible Enenmy“ lassen ABR ihren Fans keine Zeit zum verschnaufen. Besonderes Highlight: August Burns Red spielen „Ghosts“, welcher einen gesungenen Part von A Day To Remember Frontmann Jeremy Mc Kinnon beinhaltet. Diesen übernimmt Bassist Dustin mehr als zufriedenstellend. Beendet wird das Set mit „White Washed“ und man darf sich auf den nächsten Act freuen: Architects.
Als wären die vorangegangenen drei Stunden nicht schon, um es in Hamburger Slang zu sagen, derbe gewesen gibt man sich nun auch noch die besonders gesellschaftskritischen Engländer, die einem nicht weniger den Atem rauben. Knallende Sonne, kaltes Bier und zum Auftakt „Nihilist“, „Deathwish“ und „These Colours Don’t Run“… Was für ein Auftakt. Die Setlist der Architects liest sich wie ein Best Of, wobei es sehr schwer ist Songs der Band zu finden die nicht gut sind. Gewohnt sicher und absolut sauber präsentieren sich die aus Brighton stammenden Herren um Sänger Sam Carter. „Gravedigger“ und „A Match Made In Heaven“ bereiten schließlich auf den letzten Song vor, vor dem noch einmal dem verstorbenen Gitarristen Tom Searle gehuldigt wird. Gänsehaut. „Gone With The Wind“ beendet einen unglaublichen, vierstündigen, Metalcore Marathon und man gönnt sich zur Stärkung einen Döner außerhalb da das Essen auf dem Gelände leider von Optik und Preisen nicht mit dem Line Up mithalten kann.
Immer wieder regnet es, teils sehr heftig. Das macht aber der Stimmung keinen Abbruch. Frisch gestärkt geht es zurück vor die Bühne um sich einen, wie gewohnt, sicheren Auftritt von Hatebreed anzusehen. Ebenso souverän treten die Metaller von Trivium aus Florida auf, die bei ihrer Songzeile „…it rains“ voll ins Schwarze treffen. Apokalypse eingeleitet.
Leider wird einem die Mitfahrgelegenheit kurz vor Bullet For My Valentine gestrichen und so muss man, aufgrund nicht änderbarer Umstände, schon während BFMV und Megadeth die Heimreise antreten.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Elbriot ein Festival ist dem in den nächsten Jahren mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden wollte. Gut organisiert, vom Line Up eins der besten in Deutschland und auch zuschauertechnisch absolut so wie man es mag.