„all you need is love“ – die Geschichte der Beatles als Musical

Es gibt ja inzwischen eine ganze Reihe dieser Biopic-Musicals, die die Geschichte von Künstlern nacherzählen und mit Livemusik unterlegen. Elvis hat sein Musical, Falco, Michael Jackson, Tina Turner, ABBA – um nur einige zu nennen – und auch die Beatles. Während der Show „all you need is love!“ hatte ich manchmal das Gefühl, in der Bühnenversion des Wikipedia-Artikels zu sitzen. Und das meine ich gar nicht negativ. Man wurde nämlich ganz ordentlich mit Infos aus den zehn großen Beatles-Jahren zwischen August 1960 und dem letzten Konzert auf dem Apple-Dach am 31. Januar 1969 versorgt. Auch die wichtigen Nebenfiguren wie Stuart Sutcliffe, Pete Best, Bert Kaempfert, Tony Sheridan, George Martin und Brian Epstein bekamen ihren Raum und wurden (manchmal mit einer gehörigen Portion Ironie) entsprechend gewürdigt.

Im Mittelpunkt standen aber meist Paul, John, George und Ringo. Das Bühnengeschehen war wie ein endloses Konzert aufgebaut, das zugleich eine Zeitreise darstellte. Wie im Queen-Film „Bohemian Rhapsody“ begann man am Ende, nämlich dem legendären Abschlusskonzert im Januar 1969. Die Band spielte live auf der Bühne, während auf einer Leinwand im Hintergrund historische Originalaufnahmen abliefen. Dann Zeitungsmeldungen und Radio-Statements zur Auflösung der Band. Schließlich tauchte ein Erzähler auf, der den Abend durchgehend begleitete, und uns an den Anfang der Karriere zurück führte.

Songs wie „Kansas City“ und „Roll Over Beethoven“ leiteten die Nachstellung erster Gigs ein – Pete Best am Schlagzeug, Tony Sheridan am Mikro, Kaempfert als enthusiastischer Sheridan-Fan im Hintergrund. Bis schließlich Epstein aufkreuzte, das Potential erkannte und sie unter Vertrag nahm. In kleinen Szenen wurde erzählt, wie man ihn im Liverpooler Plattenladen auf die Jungs aufmerksam machte und wie er Plattenfirmen und Radiosender weltweit abtelefonierte. Die Kulisse der Europahalle verwandelte sich in den Cavern Club und in den Hamburger Star-Club.

Musikalisch gab es die ersten Klassiker von „Love Me Do“ über „She Loves You“ bis hin zu „I Saw Her Standing There“. Die Band spielte ordentlich und stellte die Eigenheiten der vier Pilzköpfe zumindest ansatzweise dar. Allerdings hatte man immer das Gefühl der Austauschbarkeit. Und ich finde es auch verwunderlich, dass die Namen der Musiker nicht im Programmheft auftauchen. Es gibt definitiv bessere Beatles-Coverbands, aber sie machten zumindest einen soliden Job, der entsprechend vom Publikum gewürdigt wurde, als es nach einer Stunde in die Pause ging.

Auch die zweite Hälfte dauerte gut eine Stunde und brachte die Europahalle in Feierlaune – schließlich gab es jetzt Hits wie „A Hard Days Night“, „Help!“ und „Penny Lane“ zum Mitsingen. Die umjubelte US-Tour war Thema und man konnte die Kulisse von 55.000 begeisterten Zuschauern im Shea Stadium New York erahnen. Der Tod von Brian Epstein und das Auseinanderdriften der Bandmitglieder wurde mit einem melancholischen „Yesterday“ besungen.

Die Band glänzte mit passenden Kostümierungen zu den verschiedenen Bandphasen. Auf Leinwand gab es Bilder vom „Yellow Submarine“ und Psychedelisches aus der experimentellen Phase. Höhepunkt war aber zweifelsohne die Sgt. Pepper-Kostümierung. Da wurden bei manchen Anwesenden Erinnerungen wach – und bei anderen war es halt das kollektive Gedächtnis, das nostalgisch schwelgte.

Am Ende angekommen fand man sich wieder auf dem Dach und nach einem heimeligen „Hey Jude“ ließen sich die Darsteller von einem inzwischen doch recht ausgelassenen Publikum feiern. Der Zugabenblock wurde mit „Day Tripper“, „Back In The USSR“, „Twist & Shout“ und „Let It Be“ ordentlich ausgedehnt. Man konnte spüren, dass die Musik der Beatles zeitlos ist. An diesem Abend wurde sie als historisches Ereignis in Szene gesetzt. Ohne viel Aufwand und Showeffekte, aber das war auch nicht erforderlich.