Die VOCA PEOPLE schlugen mit ihrem Programm „Life Is Music“ in Trier auf und faszinierten das Publikum mit einer lupenreinen A-cappella-Show
Heutzutage muss man schon etwas bieten, um sich im A-cappella-Bereich von der Vielzahl hervorragender Bands abzuheben, die weltweit die Showbühnen erobern. Die VOCA PEOPLE stammen aus Israel und sind eine Truppe aus fünf Männern und drei Frauen. Ihr Konzept ist eine Mischung aus mehrstimmigem Gesang und Comedy-Show. Das Auftreten als komplett in weiß gekleidete Außerirdische erinnert an die Blue Man Group. Alleinstellungsmerkmal sind aber die hervorragenden stimmlichen Qualitäten und die Einbeziehung des Publikums.
Die Show in Trier begann mit einer musikalischen Einführung und der Hintergrundgeschichte, die uns den ganzen Abend über begleiten sollte: Das Raumschiff der Voca People ist auf der Erde gestrandet und man braucht (musikalische) Energie, um wieder zum Planeten Voca zurückkehren zu können. So wurde zunächst einmal in einem Medley die Musikhistorie der Erde erforscht. In „History Of Music“ gab es Auszüge aus „Day O“, „The Lion Sleeps Tonight“, „Ameno“ , „Mister Sandman“, „Hit The Road Jack“, „Take A Chance On Me“, „Celebration“, „Sweet Dreams“, „Cotton Eye Joe“, „I Like To Move It“ und vielen weiteren Hits.
Kommen wir gleich mal zum größten Kritikpunkt: Ein Medley mit starken Hits ist schön und gut. Wenn aber fast das ganze Programm aus Medleys besteht, die Dutzende Songs nur mit 2-3 Textzeilen anspielen, dann wird das auf Dauer ziemlich nervig. Vielseitigkeit, ja. Aber man will doch mal ein Stück komplett hören, wenn man sich darauf eingelassen hat. Das ständige Springen von Song zu Song hat mir definitiv nicht gefallen.
Die musikalische Klasse allerdings war beeindruckend. Sechs Stimmgruppen waren vertreten und virtuos besetzt: Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass. Jeder Sänger für sich genommen hervorragend – und auch das Zusammenspiel war sehr harmonisch und übergreifend gut. Hinzu kamen ein Beatboxer und ein Scratcher – also vokale „Schlaginstrumente“. Jeder Ton wurde mit Mund und Körper erzeugt, Mikrofone waren die einzigen Hilfsmittel. Also durchaus etwas für A-cappella-Puristen.
Die Show sah viele choreographische Momente vor. Ständig bewegten sich die Sänger im Publikum, nahmen beispielsweise symbolisch die Gedanken von Zuschauern auf und wandelten diese in Musik um. Es wurde eine junge Frau zum Medley „Boys In Love“ auf die Bühne geholt und wir hörten einen Mix aus „Cant’t Take My Eyes Off Of You“, „Got My Mind Set On You“, „As Long As You Love Me“ und ähnlichen Schmachtfetzen. Die drei Sängerinnen revanchierten sich und sangen drei smarte Boys zu Stücken wie „Gimme Gimme Gimme“, „Lady Marmelade“ und „Fever“ an – bis hin zum ganz und gar nicht mehr jugendfreien „Lollipop“.
Weitere Medleys beschäftigten sich mit Filmmusik und klassischer Musik. Da war zwar viel Gesang, doch die Comedy-Elemente nahmen beizeiten zu großen Raum ein. Die Beschäftigung mit dem Publikum gehört klar zur Show, doch die langatmige Ausdehnung konnte manchmal Langeweile erzeugen. Sobald wieder gesungen wurde, war dies zum Glück vergessen. Die stimmliche Brillanz war wirklich einzigartig.
Großes Highlight waren ein Queen-Medley und die Hymne „We Are The World“. Und – oh Wunder – es wurden plötzlich Songs in ganzer Länge gesungen. „Bohemian Rhapsody“ ist ein Paradestück für jede Band und im Besonderen für jede A-cappella-Band. Unterbrochen von kurzen Aufblitzern anderer Queen-Songs und dem Abba-Titel „Mamma Mia“ wurde die Rhapsody bis zum letzten Ton zelebriert und löste einen Begeisterungssturm beim Publikum aus. Hier zeigte sich, wozu die Voca People fähig sind.
Der Abend endete ziemlich abrupt nach knapp 100 Minuten Konzertlänge. Wenn mein Fazit auch durchwachsen ist, kann ich die Truppe nur jedem Freund des A-cappella-Gesangs ans Herz legen. Die Arrangements waren fantastisch. Die Synchronität war beeindruckend, vor allem was das Können des Scratchers anging, denn dieser war ständig in Aktion und begleitete wie in einem Hörspiel jede Aktion seiner Kollegen und jede Interaktion mit dem Publikum durch Geräusche und stimmliche Passagen. Eine Show „wie von einem anderen Stern“.