Das Sonderdezernat Q macht weiter
Als im Jahr 2023 mit „Verraten“ der zehnte Band der Krimireihe um das Sonderdezernat Q und seinen launiger Ermittler Carl Mørck erschienen ist, habe ich mich – wie viele Fans – von einer meiner Lieblingsserien verabschiedet. Der dänische Autor Jussi Adler-Olsen ist inzwischen 75 Jahre alt und die beliebte Buchreihe schien klar abgeschlossen, hatte man doch den Bogen um alle Romane geschlossen und auch die Rahmenhandlung zum Abschluss gebracht.
Und jetzt die große Überraschung: Mit „Tote Seelen singen nicht“ und dem modischen Zusatz „Q11“ geht die Story weiter. Als Co-Autorinnen hat sich Adler-Olsen zwei Frauen mit an Bord geholt, die vermutlich die Serie in Zukunft weiterführen werden. Auch eine neue weibliche Hauptperson (die Französin Helena) erscheint auf der Bildfläche, um Mørck zu ersetzen, der nur noch als Sidekick ins Geschehen eingreift. Die Weichen für „Q12“ sind anhand der Geschichte von Helena Henry schon gestellt. Wir dürfen also darauf hoffen, dass das Sonderdezernat uns noch einige Zeit erhalten bleibt.
Zum Inhalt: Carl Mørck ist raus! Nachdem er ein Jahr lang unschuldig im Gefängnis verbracht hatte, quittiert er den Dienst im Sonderdezernat Q. Als Nachfolgerin taucht die toughe, geheimnisvolle Französin Helena Henry aus Lyon im Keller der Kopenhagener Polizei auf und legt die Füße auf Carls Tisch. Rose hasst die neue Kollegin vom ersten Augenblick an, Assad ist einigermaßen verwirrt von dieser faszinierenden Frau. Dass Helena ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, macht es nicht leichter, ihr als neuer Kollegin zu trauen. Doch eine grausame Mordserie lässt keinen Raum für solche Überlegungen. Das Team muss handeln, und zwar schnell, denn das Motiv des Mörders liegt weit zurück in der Vergangenheit. Und es ist stark. Doch ausgerechnet Carl liefert dem Team die erste heiße Spur – die Jahrzehnte zurück führt, in ein Sängerinternat, in dem Entsetzliches geschehen ist …
Die Story ist spannend und in weiten Teilen erschreckend, so wie wir das von den meisten Bänden der Reihe gewohnt sind. Wenn in kurzen Rückblicken die Geschehnisse im Sängerinternat geschildert werden, läuft es mir als Leser eiskalt den Rücken runter. Es macht auch nichts, dass die Leserschaft dadurch schon sehr früh weiß, wer der Täter ist. Die Spannung entsteht allein dadurch, wie die Ermittler*innen die Fäden entwirren und den Fall in seiner Gesamtheit entschlüsseln.
Ich habe keine Idee, inwieweit Jussi Adler-Olsen noch beim Schreiben mitgewirkt hat – und das ist ein gutes Zeichen: Die neuen Autorinnen Stine Bolther und Line Holm beschreiben die bekannten Protagonist*innen adäquat und hauchen ihnen neues Leben ein. Eine gute Idee auch, mit Helena Henry eine weibliche Figur neu einzuführen, bei der sich die beiden voll ausleben können. So wird die neue Geschichte absolut rund und wir dürfen uns noch auf weitere Wiedersehen mit Carl, Assad und Rose freuen.

