Der Sonntag startete um 16 Uhr mit einer Pressekonferenz. Auf dem Podium hatten sich nur der regionale Polizeichef und André Lieberberg eingefunden. Ein gutes Zeichen – zeigte es doch, dass das Festival absolut friedlich abgelaufen war und kaum Vorfälle vermeldet werden mussten. 12 leichte Körperverletzungen, 13 glimpflich abgelaufene Verkehrsunfälle, wenige Diebstähle. Für eine Menge, die fast einer Großstadt entspricht, ein mehr als gemäßigtes Wochenende. Die hohen Windstärken hätten vor allem am Freitag ein Problem dargestellt, die Sicherheit der Zuschauer sei aber nie gefährdet gewesen.
Die größere Meldung war dann auch André Lieberbergs Hinweis auf „35 Jahre Rock am Ring“ vom 5. bis 7. Juni 2020 mit Präsentation des ganz Ring-nostalgisch angelegten Plakats. Der Vorverkauf zum Frühbucherpreis startet schon am Dienstag, 11.6.2019 um 12 Uhr. Die Vorfreude kann also beginnen!
Weiter zum dritten Festivaltag: ADAM ANGST begrüßten das Publikum um 16.40 Uhr auf der „Alterna Stage“ mit „Guten Morgen“ und erfreuten sich am beliebten Hände hoch Hände runter Spielchen. „Normalerweise machen wir sowas nicht, aber das macht Spaß“, sagte der umtriebige Frontmann. Außerdem war Gesellschaftskritik Trumpf. Die Stimme von Alexa startete im Dialog mit dem Publikum „Alle sprechen Deutsch“. Und auch „D.I.N.N.“ mit dem Mantra „Ich werde dich immer Nazi nennen“ wurde geboten. Es war eine geniale und gut besuchte Show der Punkrockband um Felix Schönfuss. Hier hatte man sicher einige neue Freunde gewinnen können.
AMON AMARTH hatten inzwischen die Hauptbühne mit einem exorbitantem Wikingerhelm ausgestattet. Sie lieferten eine gigantische Feuershow und heroische Vocals. Die Band aus einem Vorort von Stockholm bot einiges auf, um das Publikum zu unterhalten: Flammenwerfer, ständige Wechsel des Hintergrundbilds. Das fiel bei den Fans in Feierstimmung auf fruchtbaren Boden und das Konzert wurde zum Triumphzug. Es gab Kostümierte mit Schwert und Schild, die Kämpfe auf der Bühne inszenierten. „Wir erheben die Hörner auf euch“, skandierte man für die Trinkwütigen und es gab ein mehrstimmiges und von Herzen kommendes „Skål“. Zum Ende wurde gar Thors Hammer geschwungen – unterhaltsam und stimmig war das Ganze.
Alec und Sascha von THE BOSSHOSS mussten sich anstrengen, die Stimmung zu halten, schafften das aber mit einer sehr rockigen Show. Die beiden sind ja mit Wacken und früheren Ring-Auftritten schon mehrfach Metal-erprobt. Die Cowboys lebten ihre Show voller Coolness und die Instrumentalisten an Mundharmonika, Mandoline, Banjo sowie allerlei speziellen Country-Folk-Geräten taten das übrige dazu, um eine großartige Show abzuliefern. Der Sound der Band steckte an und die Livequalitäten voller Herzblut konnten sie bestens unter Beweis stellen.
Zugleich lieferte KONTRA K auf der „Crater Stage“ HipHop Klänge aus Berlin. Dafür brauchte er eine Showtreppe und viele LCD Wände. Mit enormer Power bewies er, dass er den großen amerikanischen Vorbildern in Nichts nachstehen muss. Von der Straße ganz nach oben – das ist seine Devise. Bekannte Samples wie „Love is a battlefield“ halfen dabei. Und natürlich das Publikum. Bei „Fame“ ließ er die Menge RAF Camoras Part singen. Natürlich gab er „Soldaten“ zum Besten und als Zugaben „Erfolg ist kein Glück“ und „Wölfe“.
Zurück zur Hauptbühne. Auf dem Weg zu Tenacious D lieferten KADAVAR eine Rockshow der alten Schule. Schlagzeug, zwei Gitarren, fertig. Damit waren sie quasi der perfekte Übergang, um sich auf Jack Black und Co. einzustellen.
Viele Schauspieler versuchen sich auch als Rockstars, aber Jack Black und Kyle Gass sind mit TENACIOUS D ganz vorne. Das komödiantische Rockduo glänzte mit Feierlaune und viel Groove. Jack, diese wundervolle, fast 50jährige Gesangskanone konnte mit hoher Rockstimme und entsprechendem Pathos überzeugen. Und auch die schauspielerischen Fähigkeiten der beiden kamen nicht zu kurz: Da wurde schon mal der Partner und Gitarrist Kyle Gass entnervt gefeuert, der daraufhin „You can’t fire me. I quit“ brüllte, nur damit Jack ein melancholisches „I miss you“ anstimmen konnte um ihn zurück zu holen. Kyle revanchierte sich mit einer rockigen Solo-Blockflöten-Einlage. So hätte es ewig weitergehen können, doch mit dem Scorpions-Snippet „Rock you like a hurricane“ und einem letzten Song für die Ladies („Fuck her gently“) war Schluss.
Jetzt hätte man sich noch ALLIGATOAH anschauen können, deer quasi sein komplettes Wohnzimmer auf der Bühne aufgebaut hatte, doch es war wichtiger, sich einen guten Platz für den letzten Topact zu sichern.
SLIPKNOT brauchten die längste Umbaupause des Festivals. Ein postapokalyptischer Bühnenaufbau und entsprechende Maskierung sind ihr Markenzeichen. Mit „People = Shit“ und „(sic)“ ging es umgehend zur Sache. Das Volk vor der Bühne rastete umgehend aus und zu einem Pyro-Stakkato lieferten die Heroen aus Iowa ihre fantastische Show ab. Bei so viel brachialer Gewalt und Power gönnten sich die Protagonisten immer mal wieder kurze Pausen, während denen es unheimlich still im weiten Rund des Nürburgrings wurde. Pünktlich um Mitternacht stand aber wieder die komplette Bühne in Flammen. Kurz vor Schluss gab es die Klassiker „Spit it out“ und „Surfacing“. Die Erschöpfung der Zuschauer war greifbar. Zum Relaxen gab es ein Feuerwerk über der Bühne und viele Ringrocker machten sich schon auf den Weg zu ihren Zelten.
Einige aber hatten noch nicht genug und über der „Crater Stage“ setzten MARTERIA und CASPER im Doppelpack mit eigenem Feuerwerk den Abend fort. Bei Tausenden Fans war noch genügend „Adrenalin“ vorhanden. Beide nutzen die gemeinsame Show neben den Titeln des Albums „1982“ auch für Einzelsongs der großen Karrieren und gegenseitige Respektsbekundungen. Damit keiner verloren auf der Bühne und für das komplette Publikum gut sichtbar war, gab es eine schräge Ebene und man konnte die Protagonisten von überall hervorragend sehen. Eine Show auf LCD-Wänden illuminierte das Geschehen. So vergingen die letzten 90 Showminuten des Festivals ebenfalls sehr schnell.
Was bleibt als Fazit? Überraschungen wie Fever 333. Überzeugungstäter wie Adam Angst, Halestorm und Beyond The Black. Hammershows Marke Tool, Amon Amarth, Bring me the Horizon und Slipknot. Rap-Überraschungen aus der Spaßrubrik und mit ernstem Hintergrund. Die Rückkehr der Ärzte, der Abschied von Slayer. Es waren nostalgische Momente und zukunftsweisende. Vielleicht wäre zum Jubiläum mal wieder ein hymnischer Pop-Rock-Act angesagt. Warum nicht Queen mit Adam Lambert. Mag aber auch sein, dass sich Metallica wieder mal die Ehre geben. Warum auch nicht? Es wird auf jeden Fall ein Fest – im Juni 2020.