Michael Lang erzählt die wahre Geschichte um den Mythos Woodstock

Woodstock war das erste Open Air, das Geschichte schrieb. Anlässlich des 50. Jahrestages des legendären drei Tage dauernden Festivals liegt nun die deutsche Übersetzung des Buches von Michael Lang vor. Ein Mythos rankt um dieses Ereignis, das im Chaos endete und vollkommen aus dem Ruder lief (im Umkreis von 30 Kilometern waren die Zufahrtsstraßen verstopft, manche Besucher legten bis zu 18 km zu Fuß zurück, nachdem sie ihr Auto einfach auf der Straße stehen ließen), aber nichtsdestotrotz ein friedliches Festival war. Dies ist die wahre Geschichte um den Mythos Woodstock behauptet der Autor Michael Lang. Er muss es wissen, denn er hatte das Festival organisiert. In dem über 350 Seiten plus Anhang dicken Buch fängt er mit seinen Beschreibungen und seinem Detailwissen die Magie von Woodstock wunderbar ein. Folgt man ihm hat man praktisch einen Backstagepass.

Ich habe die Dokumentation in wenigen Tagen verschlungen, fast auf die Tage genau, als es vor 50 Jahren, vom 15.-17. August 1969 in Bethel im US-Bundesstaat New York stattfand (in Woodstock sollte es ursprünglich stattfinden, nachdem man kurzfristig umdisponieren musste, die Werbemaschinerie jedoch bereits unter Hochdruck arbeitete, hat man den Namen dennoch beibehalten).

Michael Lang schildert die Schwierigkeiten, die er und sein Team überwinden mussten, damit das Festival letztlich über die Bühne gehen konnte. Mit 200.000 Fans hatte man gerechnet, am Ende waren es 450.000 bis 750.000. Die Zahlen basieren nur auf Schätzungen durch Luftaufnahmen aus dem Helikopter, der Ticketverkauf war völlig eingebrochen, als die Massen herbeiströmten und die meisten ohne Ticket aufs Gelände vordrangen. Dies brachte auch enorme Versorgungsprobleme, die kurzfristig gelöst werden mussten, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, von nicht ausreichend vorhandenen sanitären Anlagen ganz zu schweigen. Hinzu kam noch der einsetzende Starkregen, der das Gelände des Farmes Yasgur in eine Schlammwüste verwandelte und für ständige Unterbrechungen des Bühnenprogramms sorgte.

So spielten die Bands Nächte durch, als letzter war Jimmy Hendrix aufgetreten (montags morgens!), als nur noch etwa 40.000 Zuhörer verblieben waren, die Zeugen wurden, wie der Ausnahmegitarrist den „Star Sprangled Banner“ effektvoll auseinander nahm. Es klang teilweise wie die Bombardierung Vietnams. Der Vietnamkrieg war in vollem Gange und Jimmy Hendrix drückte auf diese Art seinen Protest aus, wie auch die Zehntausende Hippys, die Farbe ins Festivalgelände brachten.

Viele Künstler erlebten rückwirkend betrachtet beim Woodstock-Festival ihren Durchbruch, wie etwa Joe Cocker, Santana oder Melanie. Bekannte Größen waren daneben The Who, Credence Clearwater Revival, Fly and the Family Stone, Joan Baez, Canned Heat, Greatful Dead, Janis Joplin, Jefferson Airplane, Ten Years After, Johnny Winter, Blood Sweat & Tears oder Crosby, Stills, Nash & Young, um nur einige zu nennen. Am Ende des Buches sind alle aufgetretenen Künstler mit ihrer Setliste notiert.

Wer die Atmosphäre von Woodstock einatmen und verstehen will, wie so viele Menschen friedlich miteinander feierten, muss dieses Buch lesen. Woodstock hat Maßstäbe gesetzt und etwas erreicht, was nie mehr danach erreicht wurde.

Vom 15. bis 17. August sollte das Woodstock-Festival wiederbelebt werden, auch unter Mitwirkung des damaligen Organisators und Autors Michael Lang, scheiterte aber, nachdem kurzfristig wichtige Sponsoren einen Rückzieher gemacht haben.