Ein gelungenes Solowerk hat der als Keyboarder bei „Spocks Beard“ bekannte RyoOkumoto mit „The Myth oft he Mostrophus“ vorgelegt. Freunde der Prog-Musik dürften voll auf ihre Kosten kommen, zumal namhafte Musiker an dem Album mitgewirkt haben und zu hören sind, wie Steve Hackett (Genesis) und unverkennbar Michael Sadler (Saga).
Die sechs Titel der knapp über eine Stunde dauernden CD, auf deren Cover ein feuerspeiender Godzilla durch eine postapokalyptische Landschaft trampelt und jedem Zweifelnden klarmacht, dass es sich bei RyoOkumoto um einen Japaner handelt, machen Hoffnung auf einen Klangkosmos mitreißender Longtracks. Da ist bei Weitem kein Song in Sicht, der an die radiotauglichen dreieinhalb Minuten heranreicht. Mit 6:25 ist „The Watchmaker“ noch der kürzeste Track auf dem Album. Über ein Drittel der Spielzeit geht auf das Konto des Schluss- und Titeltracks „The MythoftheMostrophus“.
Diese CD voll sattem, dynamischem Sound und einprägsamen Synthiepassagen kann man gerne mehrmals hintereinander hören und entdeckt bei jedem Durchgang neue Nuancen. Der Schlusssong, gleichzeitig auch mein Lieblingssong, wartet mit eingestreuten Akustikgitarren auf, außerdem erklingen Violinen, ein Saxophon und ein Piano.
Beim Versuch „Mostrophus“ zu googeln, fand ich keinen Hinweis außer dem Verweis auf dieses Album. Wahrscheinlich entstammt „Mostrophus“ nicht der griechischen Mythologie, sondern fußt auf der Idee des Künstlers bei der Schaffung einer Godzillaähnlichen Kreatur.
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Tim Bowness ist Mitglied der Band No-Man, welche stark mit Steven Wilson verbandelt ist, und so verwundert auch nicht, dass „Butterfly Mind“ von Wilson produziert wurde und seine Handschrift trägt.
Das Cover, finde ich, hat eher Ähnlichkeit mit einer Panzersperre als mit einem Schmetterling. Sperrig ist das Album jedoch keineswegs. Die Texte von Bowness‘ Soloprojekt sind tiefgründig. Unterstützt wird er von zahlreichen namhaften Gastmusikern.
Herausgekommen sind epische, gefühlvolle Balladen mit teils cineastischen Breiten. Was mich stört, ist der Anteil von Elektro in den Songs. Tim Bowness hat für meinen Geschmack auch nicht die Stimme, der man länger zuhören möchte. Er singt seine Songs nicht, sondern er spricht sie mehr. Vielleicht auch deshalb war ich nicht enttäuscht, dass die elf Songs in 44 Minuten durchgehört waren.
Mit den Texten muss man sich näher befassen, die Songs selbst eignen sich zum Hören als Hintergrundmusik. Mir fehlen hier echte Höhepunkte oder musikalische Spannungsbögen.
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Wenn man mit Erasure in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen ist, wird man die Musik auf dem neuen Erasure-Werk damit unmöglich assoziieren wollen. Die Texte, die sich meist um die Liebe drehen und eine positive Grundschrift tragen, sind in Melodien verpackt, die auch beim zweiten Durchhören nicht im Gehör haften bleiben. Für meinen Geschmack ist das Album total langweilig und taugt bestenfalls als Hintergrundberieselung.
Von einer Marke wie Erasure, die, zugegeben, nie zu meinen Lieblingsbands gehört hat, habe ich mir ein wenig mehr erhofft. Die elf Titel plätschern, ohne irgendwelche Emotionen bei mir auszulösen, in 33 Minuten dahin. Der Titelzusatz „Based on a True Story“ mag auf einen Soundtrack hindeuten, als welcher mir das Album vorkommt. Eine musikalisch abwechslungsreichere, erfundene Story wäre mir lieber gewesen.
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Kürzlich kursierte eine Meldung durch die Medien, wonach zumindest Tourneen der Vergangenheit angehören aufgrund von akuten Rückenproblemen von Alan Parsons, der dieses wie fünf vorangegangene Werke solo und nicht mehr als Alan Parsons Project veröffentlicht.
Zugegeben, ich musste das Album zweimal hören, damit es mir positiv in Erinnerung bleibt. Im ersten Hördurchgang fand ich wenig Gemeinsamkeiten mit früheren Werken. Erst beim zweiten Hören wurden mir typische Parsons-Sounds gewahr, am ehesten noch vergleichbar mit seinem Frühwerk „I Robot“. Die eingängigen Melodien oder Sounds, die sich mir sofort in die Gehörgänge festsetzen, fehlen dennoch. Und das trotz oder wegen prominenter Unterstützung. Gitarrenvirtuose Joe Bonamassa ist gleich bei zwei Songs, „Giveemmylove“ und „I won’tbeledastray“ zugegen, der ehemalige Styx-Sänger Tommy Shaw zeichnet sich bei „Uroboros“ aus, weitere Gastmusiker sind James Durbin (American Idol) und David Pack (Ambrosia).
Ob es Parsons Rückenleiden geschuldet ist, dass „Fromthenew World“ intimer und nachdenklicher wirkt? Mit seinen Vorwerken gemein hat das Album eine thematische Basis. Der Titel ist eine Anspielung auf Anton Dvořaks Symphonie Nr. 9, auch bekannt als Symphonie der Neuen Welt. Sie dient hier als Verweis auf die neue Welt, die im Zuge der Pandemie entstanden ist. Das Stück „Goin‘ home“ fußt auf dem 100 Jahre alten Text des Dvořak-Schülers William Arms Fisher, eine Quelle für den Largo-Satz der Symphonie Nr. 9. Es handelt sich um eine zutiefst emotionale Elegie an der Schwelle zum Tod. Auch hierbei fällt mir wieder oben genannte Meldung ein.
Aber nicht alle Songs sind düster, sondern leicht verdaulicher. Weniger Bombast zwar und dafür sanft und zurückhaltend. „Farethee will“ beginnt mit klingenden Gitarrenmustern. Bei m folkigen „Don’t fade now“ teilt sich Parsons den Leadgesang mit P. J. Olsson. Gar fröhlich klingt „Youarethe Light“ und bei „The Secret“ bringt Parsons sein Faible für die Magie zum Ausdruck und erinnert mich an den gleichnamigen Titel eines seiner Soloalben. Parsons vermeidet geheimnis– und fantasievolle Storys, die dem Parsons Project zueigen waren.
Das Album gehört keinesfalls zu meinen Lieblingsalben von Alan Parsons (mit und ohne Project), werde es aber dennoch von Zeit zu Zeit anhören. Die elf Titel haben eine Spielzeit von 45 Minuten, der Schlusssong „Bemy Baby“ ist mit 2:42 der kürzeste, der vorletzte „Goin‘ home“ mit 4:45 der längste Titel.
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Der umtriebige Musiker Mikael Åkerfeldt, Sänger der Prog-Metal-Band Opeth, ist auch durch die Mitwirkung in Bands wie Katatonia, Ayreon, Porcupine Tree, Dream Theater, Steve Hackett und Storm Corrosion bekannt. Das Album “Clark” ist der Soundtrack zur gleichnamigen Netflixserie über den schwedischen Verbrecher Clark Olofsson und seine kriminelle Karriere seit den 1960er Jahren.
Das Album enthält angeblich 34 Titel (Track 14 fehlt bei der Nummerierung des mir vorliegenden Downloads) mit einer Spielzeit von 77 Minuten. Es handelt sich vorwiegend um Instrumentaltracks des Opeth-Sängers. Das Album löst bei mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle aus. Einige Songs sind sehr jazzlastig, ein Musikstil, dem ich wenig abgewinnen kann. Die meisten Songs swingen daher, sind auch mal psychedelisch, chillig, indie-poppig („Funky Chicken“ erinnert mich ein wenig an den Vorspann von „Einsatz in Manhattan“ mit „Kojak“ Telly Savalas) oder beinhalten arabische Melodien.
Das Ganze passt wahrscheinlich gut kombiniert zur schwedischen Netflixserie, so dass es von Vorteil sein dürfte, diese zu kennen. Es ist jedenfalls ein Mix verschiedener Musikstile. Das Album für sich betrachtet ergibt nicht unbedingt einen Sinn. Stellenweise wirkt die Musik überdreht, wenn sie wahrscheinlich Spannungsmomente in der Serie erzeugt.
Die meisten Instrumentals haben englische Titel, es gibt aber auch Ausnahmen wie „Mandag i Stockholm“ und den Textsong „Vielleicht später“ (Lyrics sind aber englisch). Die Stücke variieren zwischen 1:06 („Two Mermaids“) und 3:55 („Ballad oft he Libertine in G Minor“).
Fans von Akerfeldt werden wohl auf ihre Kosten kommen. Persönlich hätte ich von einem Soloalbum eines Leadsängers weniger Instrumentalsongs erwartet, aber das widerspräche sicher der Serienmusik (als Nicht-Netflixer kenne ich die Serie nicht, weiß auch nicht, ob sie bereits ausgestrahlt wurde). Mein Anspieltipp ist somit „Battle for love“, der beste Nicht-Instrumentaltitel. Der Song ist durchaus radiotauglich mit seiner eingängigen Melodie. Daneben gibt es nur wenige Songs mit Gesang, wie bei „Vielleicht Später“, wobei die abgemischte Stimme wie bei Flash and the Pan klingt.
Der Score zu dieser 6-teiligen Serie wird als Standard CD Jewelcase & Gatefold 180g 2LP Vinyl über InsideOutMusic veröffentlicht.. Anspieltipps: „Battle for Love“, „Mother of One“.
An diesem Album werden vor allem Freunde des Symphonic Rock à la Nightwish oder Within Temptation Gefallen finden. Die Gruppe ist bei uns noch nicht allzu bekannt und stammt aus Chile.
Das Cover von „Emerge“ ist gewöhnungsbedürftig: Eine im durchsichtigen weißen Kleid badende Frau mit langem Zopf, umringt von Seerosen und Wasserschlangen. Da gefällt mir die an die beiden eingangs erwähnten Bands erinnernde Musik weitaus besser.
Wie die meisten Songs enthält auch der Opener, der Titelsong „Emerge“, neben dem Symphonischen noch AOR-Elemente, was die Songs vor allem radiotauglich macht. Jeder der elf Songs (50 Min.) ist für sich genommen interessant, aber insgesamt klingt das Album ein wenig zu formelhaft trotz eingängiger Hooks und Riffs und des hymnenhaften Gesangs von Frontfrau Catarina Nix.
Bei „Garden of Winter“ ist eine zweite Frauenstimme zu hören, die den Song fast zu einer Oper erhebt. Insgeheim ist es die Stimme von Catarina Nix, die alle Songs vereint und das Album wie aus einem Guss erscheinen lässt. Von sanft bis zart und kraftvoll bis ausdrucksstark sowie melodiös bis verführerisch reicht ihr gesangliches Repertoire. Letzteres ergibt dann wiederum ein stimmiges Coverfoto.
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Der Sound dieses Albums erinnert stark an Whitesnake, wohl auch, weil einige Bandmitglieder bei Whitesnake spielen oder gespielt haben. Hier sind Musiker aus der Rock- und Metal-Welt miteinander vereint.
Die Gitarrenlinien verleiten einen beim Autofahren zum Durchtreten des Gaspedals. Mir ist das Ganze etwas zu wild und mein Interesse sank nach den ersten Songs. In einigen Songs dominiert das Schlagzeug über die Gitarren. Da die Musiker in der Szene einen Namen haben, spricht man auch hier wieder von einer neuen „Supergroup“, wobei ich finde, dass dieser Begriff in letzter Zeit allzu inflationär verwendet wird. Fans von Whitesnake dürften hier begeistert sein und blind zugreifen. Mir bietet das Album in seinen elf Songs (48 Min.) zu wenig Abwechslung.
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Diese Band war mir bislang nicht bekannt. Der Blick auf die Besetzungsliste lässt vermuten, dass es sich um eine norwegisch-italienische Kooperation handelt. Der Schriftzug auf dem Cover erinnert mich ein wenig an die Band Journey, mit deren Musik Jorn bei einigen Songs vergleichbar ist. Insgesamt ist der Gesang jedoch viel hymnenhafter.
Der Schlusssong auf dem Album „Faith Bloody Faith“ soll sogar zur Wahl hinsichtlich der norwegischen Teilnahme beim ESC gestanden haben. Er beginnt baladesk, steigert sich aber rasch zu einer Hardrocknummer. Zweifelsohne ist die Stimme des Sängers Jorn Lande, nach dem die Band benannt ist, sehr kraftvoll und dominant. Ein paar ruhigere Momente hätten dem Album meiner Meinung nach gutgetan. Wer bevorzugt Hard und Heavy Rock hört, ist mit diesem Album allerdings gut bedient. Die elf Songs bringen es auf eine Spielzeit von knapp einer Stunde.
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Wieder eine neue Heavy Metal Band aus Schweden. Ein wenig erinnert sie mich an Europe, wobei der Sänger in einem atemberaubenden Tempo singt, als sei die Viper persönlich hinter ihm her. Songs wie „Slow me down“, „Straight for the Kill“, „Danger“ oder „Cold as Ice“ sowie der Albumtitel „Eat your Heart out“ geben die Richtung vor und erinnern mich vom Sound her dann doch eher an Rainbow oder W.A.S.P.
Die starken Riffs und üppigen Leadgitarren entführen den Hörer in die goldenen Achtziger des Hard Rock. Auf Dauer klingt mir das alles aber doch zu hektisch, wenngleich ich der Band ein ausgeprägtes Gespür für tolle Refrains und starke Riffs mit Durchschlagskraft attestieren kann. Für ein Erstlingswerk sind die elf Songs (48 Min.) beachtlich. Sie klingen retro und müssen den Vergleich mit etablierten Bands nicht scheuen.
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„Die Lieder vom Standstreifen“ sind die ersten, die ich von The Tangent kennen lerne. Bislang hatte ich die Gruppe um Andy Tilson nicht auf dem Radar, von gelegentlichen Berichten im Fachmagazinen abgesehen. Als Freund von Long Tracks war ich auf das Album sehr gespannt, da drei von vier Titeln sowie der Bonus-Track deutlich über 15 Minuten Spielzeit hinausgehen.
Der Opener „The Changes“ (17:06) und der dritte Titel „The Lady tied to the Lamp Post“, mit fast 21 Minuten der längste Titel, sind sehr textlastig, trotz der instrumentalen Intermezzi. „The GPS Vultures“ (17:01) ist komplett instrumental. Aus der Reihe tanzt das „nur“ 4:40 lange „Wasted Soul“, folglich auch mit dem kürzesten Textanteil. Der Bonus-Track „In the Dead of Night“ ist ein Medley und erinnert mich stark an die Band UK, während ich den Rest des Konzept-Albums (?) eher mit den Flower Kings vergleichen würde. Wie ein Konzept-Album klingt es für mich, wenn der Titel „Songs from the hard shoulder“ auch ironisch betrachtet nach Resteverwertung klingt.
„The Lady tied to the Lamp Post“ handelt von einer obdachlosen Frau. Gleichzeitig bezieht sich der Titel auf die Zeit der Pandemie, die das Leben quasi zum Stillstand brachte und in naher Zukunft vielleicht wieder bringen wird. Das Cover-Foto könnte eine Szene aus diesem Song darstellen. Eine Frau am Rande einer leeren Straße. Auch der Song „The Changes“ handelt im Prinzip von der Pandemie. Es geht darin um liebgewonnene Menschen, die man während der Pandemie vermisst.
So euphorisch die Kritiken über das Album über das neue Tangent-Album auch sind, muss man wohl ein Fan des anspruchsvollem Mixes aus Prog, Canterbury-Sound und Jazz sein. Der kürzeste Song „Wasted Soul“ steht am Ende des Hauptteils und ist im Motown-Soul inszeniert, klingt damit noch am flottesten.
Fans dieses Musikstils, die gerne in Long Tracks versinken, werden mit diesem Album voll auf ihre Kosten kommen. Bei mir hat der Funke leider nicht gezündet. Ob ich mir daher den Back-Katalog von The Tangent anhöre, um eventuell andere Facetten der Band zu entdecken, ist zumindest fraglich.
Wieder mal ein Best of von PineappleThief? Kann man so nicht sagen, denn es handelt sich nicht um eine Sammlung ihrer größten und beliebtesten Hits, sondern um Songs, bei denen Gavin Harrison nicht am Schlagzeug saß.
Gavin hat nun diese Stücke mit seinem Spiel aufgepeppt. Als Nicht-Musiker muss ich gestehen, dass mir beim ersten Hören keine großen Unterschiede, falls überhaupt welche, zu den bekannten Versionen aufgefallen sind. Erst beim direkten Vergleich mit den Originalen wurden Nuancen hörbar. Obwohl es sich teils um selten live gespielte Songs handelt, enthält die Auswahl jedoch auch viele meiner Lieblinge.
Von den zwölf Songs aus der Zeit zwischen 2002 und 2012 (55 Min. Spielzeit) stammen alleine fünf vom 2012er-Album „All theWars“. Die Tracks sind alle komplett neu aufgenommen und neu arrangiert. GavinsSchlagzeugspiel haucht den Songs neues Leben ein. Das gewonnene Qualitätslevel wird mir bewusster, je öfter ich zum Vergleich die Originale höre. Zweifelsohne hat die Band mit dieser Produktion unscheinbaren Stücken neuen Glanz verliehen.
Meine Anspieltipps sind der Opener „Wretched Soul“, der Titelsong „Giveit back“, „Shootfirst“ und „Someone pull me out“.
Auf James LaBries 5. Soloalbum („Winter Rose“ von seiner Zeit vor DreamTheater mitgezählt) überzeugt der Sänger von der Prog-Rockband DreamTheater sowohl mit radiotauglichen Songs, wie dem Opener „Devil Drag“, als auch mit Songs, die man sich auf einem Album seiner Band vorstellen könnte. „Devil Drag“ erinnert dennoch in seiner Raffinesse an LaBries Prog–Metal-Vergangenheit. Eine erfreuliche Abfolge attraktiver Hooks und lebendiger Klangfarben erwartet den Hörer. Dazu saß bei der Aufnahme auch LaBries Sohn Chance am Schlagzeug.
Die Texte handeln von der Schönheit der Menschheit und zwischenmenschlichen Grauzonen. Viele Songs klingen weder wirklich glücklich noch traurig. Es gibt viele akustische Strecken. Die elf Songs (49 Min.) klingen daher überwiegend sanft, lebendig und nachdenklich. Beispiele hierfür sind „Giveandtake“, mit lieblichem Gitarrenspiel und Klaviertönen angereichert, so wie „Wildflower“ als auch „Am I right“. Es gibt auch ein fesselndes Acapella-Zwischenspiel in „Conscience Calling“, das sich gut als Auftakt zum klassischen Drama „What I missed“ eignet.
Fans kommerzieller Rockmusik wird „BeautifulShadeof Grey“ mit Sicherheit ansprechen. Einziger Ausreißer ist „Super Nova Girl“. Das klingt dann doch ein wenig überzuckert. Ein Led-Zeppelin-Cover findet sich mit „Ramble on“ ebenfalls auf dem Album. Hier kopiert LaBrie das Original aber nur, ohne innovative Akzente zu setzen. So klingt auch dieser Song für mich als Füller.
Das Album endet mit einer „Electric Version“ von „Devil in Drag“. Als Anspieltipps gefallen mir „Devil Drag“ als Opener sowie „Sunset Ruin“, „Hit melike a Brick“ und „What I missed“ besser.
Der Einstieg ins neue Album von Pure Reason Revolution zieht mich sofort in den Bann. Was nach der Reunion mit „Eupnea“ begann, findet mit „Above Cirrus“ einen starken Nachfolger, der von der ersten bis zur letzten Minute überzeugt.
Pure Reason Revolution machen einen weiteren Schritt nach vorne, obwohl sie zu ihren frühesten Einflüssen zurückkehren, als ich sie im Vorprogramm von Porcupine Tree live in Offenbach gesehen habe. Der Hörer dringt tief in atmosphärisch-cineastische Psych-Prog-Kompositionen ein. Basierend auf dem Kerntrio Jon Courtney, Chloe Alper und Greg Jong gelingt es dem neuen Album, die Klangpalette der Band noch weiter zu erweitern.
Fotocredit: Greg Jong
Es fällt schwer, einen der sieben Songs (46 Minuten) hervorzuheben. Mit knappem Vorsprung würde ich die beiden ersten Songs „Our Prism“ und „New Kind of Evil“ favorisieren, da meiner Meinung nach gegen Ende des Albums die Spannung ein wenig abfällt. Dennoch würde ich „About Cirrus“ als das beste aller bisherigen Pure Reason Revolution-Alben bezeichnen.
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Die Jungs von Nazareth haben es noch drauf. Das Tempo der 14 Songs (49 Minuten) kann mit den 1970ern locker mithalten. Allerdings gehen die Songs nicht mehr so ins Ohr wie das alte Songmaterial.
Das mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass die markante Stimme der Band von Dan McCafferty nicht mehr dabei ist. Sein Nachfolger Carl Sentenance vermag es nicht, die Songs zu unverwechselbaren Naz-Songs zu machen.
In einigen der zwischen zwei und vier Minuten langen Songs (einziger Ausreißer ist der Schluss-Song „Youholdme“, 5:14 Minuten) klingt Sentenances Stimme sogar penetrant. Auch überzeugt das Songmaterial nicht, obwohl der Sound an den der Siebziger erinnert.
Echte Fans wird jedoch auch der bluesrockige Heavyrock überzeugen. Mir fehlt dagegen das Identitätsmerkmal McCafferty. Meine Anspieltipps sind „Runaway“, „Mind Bomb“ und „Sweet Kiss“.
Tracklisting:
Never Dance With The Devil
Tattooed On My Brain
State Of Emergency
Rubik’s Romance
Pole To Pole
Push
The Secret Is Out
Don’t Throw Your Love Away
Crazy Molly
Silent Symphony
What Goes Around
Change
You Call Me
Line-Up
Pete Agnew – Bass,
Carl Sentance – Vocals,
Jimmy Murrison – Guitar,
Lee Agnew – Drums
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Wow. Beim ersten Anhören schwere Kost. Nicht immer folgt ein Refrain auf eine Strophe. Der Songaufbau entspricht weder einem Pop- noch Rockalbum, was das neue Meisterwerk von Archive auch gar nicht sein will. 104 Minuten reist die Band durch 17 Songs und Klangwelten durch dieses – ist es überhaupt ein Konzeptalbum? Da bin ich mir nicht sicher. Kein Song ähnelt dem anderen, so dass der seidene Faden wie ein Axiom fehlt.
Einer der Frontmänner der zehnköpfigen Band, Darius Keeler, nennt als Referenzwerk das Album “Mellon Collie andthe Infinite Sadness” von den Smashing Pumpkins. Die inhaltliche Ausrichtung spannt jedoch einen weiten Bogen von ausgetüfteltem Progrock der Achtziger über Indierock zur Elektronikmusik. An manchen Stellen kommen mir auch Radiohead oder die Sparks in den Sinn. Als Beispiel für Letztere hält “Freedom” her, womit die zweite CD beginnt.
Fotocredit: Paul Spencer
Dieses Album ist eine Reise. Die dunkle Unterströmung treibt von Anfang an an und baut sich mit einer progressiven, absorbierenden Dynamik auf, die dann in eine wunderschöne Einfachheit umschlägt und dem Album einen unwiderstehlichen Kontrast verleiht, der uns an die tieferen, dunkleren Zeiten erinnert, aber auch an die Momente der Ruhe, die uns oft durch die harten Realitäten aufgedrängt werden! Eine seltsame, zuweilen beunruhigende Inspiration. Hier wird Musik zur Kunst erhoben. Es scheint, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt, aber es gibt immer Schatten in diesem Licht. Paradies und Hölle liegen eng beieinander. Ein aktueller Bezug eröffnet sich mit dem Krieg in der Ukraine und zu Corona (Lockdown), wobei Ersteres bei Fertigstellung des Albums noch eine Utopie war. So wie die Songs an manchen Stellen frustrieren, so sorgen sie an anderer Stelle für Aufbruchstimmung.
Die Veröffentlichung von “ShoutingWithin” folgt auf die Veröffentlichung des über 14-minütigen (!!!), epischen und doch eindringlichen “DaytimeComa”, der ersten Single des Albums. Die Band schielt keinesfalls auf die Charts, mit einer fast viertelstündigen Single gleicht das eher einer Kampfansage dem Mainstream.
Nach mehrmaligem Hören erschließt die Reihenfolge der Songs einen Sinn. Sie sind nicht zufällig so platziert. Einige Songs entfalten ein an Sonic Youth erinnerndes Staccato, ohne zu kopieren.
Das Album erweckt bei mir den Eindruck, über zwei Stunden lang zu sein. Trotzdem ist es kurzweilig und vor allem abwechslungsreich. Wer Musik abseits ausgetretener Pop- und Rockpfaden sucht, ist mit “Call to Arms and Angels” bestens bedient. Nicht grundlos wurde das Album von der Musikzeitschrift eclipsed zum Album des Monats April 2022 gekürt.
Das inzwischen 12. Album von Archive, “Call to Arms and Angels”, ist mein absolutes Lieblingsalbum der Band, allerdings brauchte es dazu ein dreimaliges Anhören.
Ein Progalbum, das ich mir nur auf Empfehlung angehört habe. Bislang kannte ich die schwedische Band Kaipa nur vom Namen oder kleinen Erwähnungen in der Musikzeitschrift eclipsed, die mich jedoch nicht neugierig machen konnten.
Habe mich beim Hören schlaugemacht und herausgefunden, dass es Kaipa bereits seit fast 50 Jahren gibt. Wie eine Rentnerband hören sich die Schweden allerdings keineswegs an. Nachdem man zunächst Alben in schwedischer Sprache veröffentlicht hat, ging man Anfang des Jahrtausends in Englisch über. Dennoch erschienen 2012 bzw. 2014 mit “Vittjar” und “Sattyg” wieder Alben in Muttersprache.
Beim aktuellen Album “Urskog” ist zumindest der Titel und gleichnamige Song schwedisch. Gemeint ist damit eine von Menschenhand unberührte Waldlandschaft. Wenn man das Album hört, wird man auf eine atemberaubende Reise durch diese Landschaft mitgenommen. Man könnte das Album auch als Soundtrack mitnehmen bei einem Ausflug in die Wildnis. Zeitweise erinnert mich der Sound ein wenig an die Flower Kings, meistens aber finde ich, klingt die Band überhaupt nicht wie ihre nordischen Mitstreiter. Einige Songs werden von der Fiedel dominiert, der Sound macht dann KANSAS alle Ehre.
Die Songs passen auch vom Titel her zur Natur Schwedens. Sie heißen übersetzt unter anderem “Der gefrorene Tod der Nacht”, “In einer Welt von Pinien”, “Wildnis-Exkursion”. Ein geeignetes Album, um die Musik von Kaipa näher kennen zu lernen.
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Eine neue Band legt ein hörenswertes Album vor, das allerdings ungehört an mir vorübergegangen wäre, wenn nicht die Mitwirkung von Alex Lifeson meine Aufmerksamkeit geweckt hätte. Das Mitglied von Rush, der kanadischen Rockband, die sich nach dem Tod ihres Drummers Neil Peart aufgelöst hat, hat das einzige Instrumental auf der CD, “Western Sunset”, welches das Album abschließt, beigesteuert. Lifeson hat es seinem Kumpel Neil Peart gewidmet, den er zu Hause besucht hatte, als er längst vom Tode gezeichnet war. Vom Balkon aus beobachtete er den Sonnenuntergang, erzählt Lifeson. Dieser hat etwas Endgültiges, dennoch beginnt nach einer kurzen Zeit der Dunkelheit stets ein neuer Tag.
Dieser Song ist quasi ein Ausreißer. Die restlichen Titel sind eher poppig als rockig. Auf seine alten Tage hat sich Lifeson auf ein gänzlich andersartiges Projekt als Rush fokussiert. Wenn man es nicht wüsste, würde man Envoy of None niemals mit ihm in Verbindung bringen. Ob ihn seine Fans darum beneiden? Es ist nicht Lifesons Projekt, er wurde erst Mitglied, nachdem ihn Andy Curran gebeten hat, einzusteigen. Getragen werden die sofort ins Ohr gehenden Songs von der Stimme der Sängerin Maiah Wynne, die am 8. April zudem ihr selbstbetiteltes Debütalbum bei Kscope veröffentlicht hat.
Etwas in die Irre geführt hat mich der Song “Kabul Blues”. Entweder ist der Text sehr kryptisch oder der Text hat wirklich nichts mit der afghanischen Hauptstadt zu tun. Als Single wurde “Liar” ausgekoppelt. Er gefällt mit „industrial beats“ und atmosphärischen Gitarren erzeugen einen verführerischen Strudel wie bei Depeche Mode.
Fazit: Kein Rock-, sondern ein Popalbum des ehemaligen „Rushers“ Alex Lifeson. Aber ein verdammt gutes.
Gewohnte Kost von den Flower Kings, die wie üblich die Handschrift von Roine Stolt trägt. 18 Songs tragen den Hörer durch eine über anderthalb Stunden dauernde Klangreise. Der kürzeste ist Song 17, “Shrine”, mit 1:08, der längste Song 3, “Blinded”, mit 7:45 Minuten.
Fotocredit: Lillian Forsberg
Ich bin kein ausgewiesener Fan der Band, trotzdem habe ich mir das Album gerade zum dritten Mal angehört. Es ist einfach faszinierend zuzuhören, wenn sich kreativ, blumig und kraftvoll Folk, Symphonic Rock, Elektronic, Jazz, Blues, Funk und der Prog der 1970er verschmelzen. Die epischen Texte tragen ihren Teil zur kurzweiligen Klangreise bei. Das Line-Up ist dank etlicher Gastmusiker länger als die Playlist. Wie bei Progtiteln nicht ungewöhnlich gefallen mir die längeren Stücke besser als die kürzeren.
Anspieltipps: der Opener “The Great Pretender”, “Blinded”, “A Million Stars”, “Revolution” und “Open your Heart”.
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1. The Great Pretender (6:55) 2. World Gone Crazy (5:04) 3. Blinded (7:45) 4. A Million Stars (7:11) 5. The Soldier (5:23) 6. The Darkness In You (5:13) 7. We Can Make It Work (2:48) 8. Peacock On Parade (5:15) 9. Revolution (5:59) 10. Time The Great Healer (6:12) 11. Letter (2:25) 12. Evolution (4:47) 13. Silent Ways (5:01) 14. Moth (4:31) 15. The Big Funk (4:39) 16. Open Your Heart (5:17) 17. Shrine (1:08) 18. Funeral Pyres (7:14)
Die Belgierin Selah Sue, die angeblich bereits Millionen Alben verkauft hat, war mir bislang völlig unbekannt. In Erwartung eines Folk-Albums im Stile einer Heather Nova habe ich aber rasch festgestellt, dass ich auf dem Holzweg war. Der Einstiegssong „Kingdom“ beginnt noch verheißungsvoll (er ist mit 2:47 der kürzeste auf dem Album), aber dann driftet er rasch in R&B ab, der sich durch das ganze Album zieht.
Fotocredit: Mathieu Zazzo
„Hurry“, ein Duett mit einem gewissen TOBi, artet zu einem Rap aus. In den anderen Songs mäandern im Hintergrund Technobeats. Das Album erscheint mir zu steril, handgemachte Musik ist hier Mangelware.
Sorry, keiner der 12 Songs mit einer Laufzeit von 43 Minuten, spricht mich an. Habe das Album nur bis zum Ende gehört, um eine Bewertung abzugeben und vielleicht doch noch eine Perle zu entdecken.
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Dieses Album erinnert mich an die Singer/Songwriter-Songs der 70er. Die in Berlin lebende Schwedin mit dem deutschen Nachnamen Dittrich bringt ein Album mit 13 Songs mit 47 Minuten Spielzeit heraus. Ungewöhnlich ist, dass seit August letzten Jahres bereits vorab 5 Singles veröffentlicht wurden.
Fotocredit: Nick Piesk
Emma Elisabeth mischt in ihren Songs den Freigeist der 70er mit der Melancholie nordischer Songs. Die Titel tragen ihre Trauer wie eine Krone. Der Mensch ist Meister seines eigenen Schicksals. Das verbildlicht sie auch in dem Video zu einem ihrer Songs, in dem sie im Brautkleid aus einer Kirche stürmt, offensichtlich kurz vor dem Ja-Wort Reißaus genommen hat, die Hochzeitsdeko vom roten VW-Käfer, der vor der Kirche parkt, entfernt und aus dem Hochland (Mallorca?) an die Küste fährt, wo sie samt Brautkleid ein Bad im Meer nimmt. Die Künstlerin beschreibt ihre Songs, dass man aus etwas Zerbrochenem Neues erschaffen kann, was dieses Video verbildlicht.
Einige Songs haben die Aura von Patti Smith oder den Fleetwood Mac der 70er. „Tray Full Of Ash“, mein Lieblingssong, klingt Stevie Nicks like. Im Text hält die Protagonistin solange an der Vergangenheit fest, bis sie nicht mehr in der Gegenwart leben kann. Diese Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch alle Songs. Hoffentlich kommt der Frühling bald, denn die Songs eignen sich hervorragend, um auf der Terrasse mit einem Glas Rotwein den Sonnenuntergang zu bewundern.
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