Ein tiefer Einblick in Dan Reynolds‘ Seele
Obwohl das neue Album der Imagine Dragons namens „Loom“ mit Platz 2 den bisher besten Einstieg der Band in die deutschen Charts hatte, sucht man unter den neun Songs vergeblich nach einem Chartbreaker wie „On Top of the World“, „Radioactive“, „Whatever It Takes“ oder „Bad Liar“. Stattdessen gibt es viele rockige und rhythmische Stücke, die im Airplay nicht unbedingt punkten, aber live zu echten Krachern werden könnten.
Die Rockband aus Las Vegas ließ sich bisher nicht auf einen Stil festlegen – das bleibt auch so. Das Quartett bietet einen respektablen Mix aus Rock, Alt-Pop, Synthiepop und Dubstep. Dabei darf es gerade auf dem neuen Album auch gerne mal etwas energischer werden. So bietet die erste Single „Eyes Closed“ düstere Hip-Hop-Beats, die mit schrillen Synthesizern und anschwellenden Streichern gespickt sind.
Die Band hat ihren klassischen Dragons-Sound mit frischen Einflüssen aufpoliert und ein Projekt geschaffen, welches stilistische Grenzen gekonnt hinter sich lässt. Dan Reynolds sagt über den Entstehungsprozess, “Das schöne am Songwriting ist, dass es immer einfach mein Tagebuch war. Es hat Jahrzehntelang meine Reise durch dieses seltsame Leben dokumentiert. und ich hatte das Glück, es mit meinen besten Freunden in einer Band zu schreiben und euch daran teilhaben zu lassen.”
Der Opener „Wake Up“ ist genau das, was der Titel verspricht: ein umtriebiger Weckruf an die Fans mit starkem Flow und Rap-Passagen. „Nice To Meet You“ und „Take Me To The Beach“ liefern sommerliche Aufbruchstimmung – tanzbar und mitreißend. Nach dem sphärischen „In Your Corner“ geht es dann in den Reggae-bestimmten Kracher „God’s Don’t Pray“. Als Highlights empfinde ich aber die grandiose Hymne „Don’t Forget Me“ und den melodischen Abschluss „Fire In These Hills“.
Ein Manko des Albums ist sicher die Reduzierung auf 9 Songs in 28 Minuten. Das ist sehr dürftig. Als Ergänzung gibt es eine zweite Version von „Eyes Closed“ mit einem Feature des kolumbianischen Reggaeton-Sängers J Balvin, der den Song deulich auffrischt.
Mit „Loom“ legen die Imagine Dragons ein solides Rockalbum vor, für das sie ihren bewährten Stilmix etwas aufpoliert haben. Texter Reynolds nimmt uns mit auf seine Reise zwischen Jubel und Herzschmerz. Das ist im Gesamteindruck zwar nicht gerade innovativ, aber zumindest sehr authentisch.