Zwischen „Bunny Mode“ und Feminismus
Was im stilvollen Opener „Know My Name“ auffällt ist auf Anhieb Jaguar Jonzes ausdrucksstarke Stimme, die neben allen lautmalerischen Klanggemälden des Songs locker bestehen kann. Was für ein Organ! Ganz klar ist das ein Name, den man sich merken muss.
Die taiwanesisch-australische Sängerin, Produzentin, Songwriterin und Multimedia-Künstlerin hat von sich reden gemacht, als sie mit der eindringlichen Ballade „Little Fires“ den dritten Platz beim australischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest belegte. Ein Song, der sich zum Ende hin zur großen Hymne entwickelt.
Jonzes intensive Stimme, die sich durch verschiedene Tonlagen schlingert, bleibt im Gedächtnis. Dabei legt sie ein Tempo vor, das den Hörer mit den Ohren schlackern lässt. In wabernden Synthesizer-Sphären wie bei der rhythmischen Elektronummer „Who Died and Made You King?“ verliert sie aber nie die Kontrolle. Es ist ein wahres Fest mit Anleihen aus Punk und New Wave. Selbst vor dissonanten Klängen in „Trigger Happy“ scheut sich die Songwriterin, die mit bürgerlichem Namen Deena Lynch heißt, nicht.
In „Drawing Lines“ geht es mit verruchten tiefen Vocals etwas ruhiger zu. Der Song handelt davon, Grenzen zu setzen – für sich und gegenüber Dritten. Im Kern ist „Bunny Mode“ ein starkes feministisches Werk, mit dem Jaguar Jonze ein Trauma verarbeitet und das ihren Weg als Überlebende eines Übergriffs, als Verfechterin des Wandels sowie als eine Figur an vorderster Front der australischen #MeToo-Bewegung beschreibt. In „Loud“ weigert sich Jaguar Jonze still zu bleiben. „Punchline“ macht sich über die Leute lustig, die ihren Status als „Woman of Color“ ausnutzen wollen, um Diversity-Kriterien zu erfüllen. Das lustig-wilde „Swallow“ stellt den männlichen Standpunkt und die Sprache der sexuellen Provokation auf den Kopf.
Das Album zeigt die Künstlerin triumphierend und nicht gewillt, sich an einer Kultur des Schweigens zu beteiligen. Sie bietet einer Welt die Stirn, die sich darauf verlässt, dass sie leise bleibt. So zeichnet Jaguar Jonze in 35 Minuten Albumlänge und elf Tracks bis hin zum energischen Schluss „Man Made Monster“ ein emotionales Bild von sich selbst, das trotz aller Widrigkeiten vor Selbstvertrauen strotzt. Diese persönliche Stärke findet sich in jedem Song und macht dieses Ausnahmealbum mit dem widersprüchlichen Titel zu einem starken persönlichen Statement.