Die Sonnengötter landen in Köln – The Fray am 04.10.2014 im E-Werk

Bereits vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums „How To Save A Life“ vor neun Jahren galten The Fray als MySpace-Phänomen und lebender Beweis dafür, wie man sich alleine durch eine fleißige Internet-Präsenz bekannt machen kann. Inzwischen nennt das Quartett aus Denver vier Grammy-Nominierungen und drei Billboard-Awards in der Kategorie „Online“ sein Eigen. Am 21. Februar erschien ihr viertes Album „Helios“, das in den USA immerhin Platz acht der Charts erreichte. Der Titel war wohl mit Bedacht gewählt, schließlich war Helios in der griechischen Mythologie kein geringerer als der Sonnengott persönlich. Im März waren The Fray zuletzt in Köln zu Gast, nun kehren sie für fünf Konzerte nach Deutschland zurück. Die Domstadt ist dabei die erste Station, der bis zum 12. Oktober noch weitere Konzerte in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München folgen.

Das E-Werk ist an diesem vermutlich letzten schönen Spätsommertag des Jahres restlos ausverkauft. Als Support heizen die Raglans aus Dublin den Kölnern mit ihrem rotzigen Rock/Pop-Gemisch eine halbe Stunde lang ordentlich ein. Die vier Iren haben in ihrer Heimat gerade ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch eine Menge Gutes von den Jungs hören werden. Jedenfalls zählen sie eindeutig zu den besseren Vorgruppen. Die Umbaupause nutzen wir, um uns mit einem neuen Kaltgetränk zu versorgen und im gemütlichen Raucherbereich des E-Werks frische Nikotinluft zu schnuppern.

Um kurz nach 21 Uhr ist es dann Zeit für The Fray. Was folgt sind anderthalb Stunden grosse Gefühle. Das fängt schon beim Opener „Closer To Me“ an und erreicht seinen ersten Höhepunkt, als Frontmann und Sänger Isaac Slade während „Heartbeat“ auf Tuchfühlung zu den Fans in der ersten Reihe geht. Das verschlissene Neil Young T-Shirt, das er dabei trägt, macht ihn doppelt sympathisch. Sein eigentlicher Platz ist jedoch der am Piano. So zum Beispiel bei „Rainy Zurich“, das von Gitarrist Joe King nicht minder eindrucksvoll gesungen wird. Den schwarzen Flügel zweckentfremdet Slade zwischendurch allerdings auch mal als Podest und hüpft darauf herum – wenn auch vorsichtig. Mit Kommentaren zwischen den Songs spart er ebenso und lässt lieber die Musik für sich sprechen. Und die bietet Schlagzeuger Ben Wysocki sogar Platz für eine ausgiebige Samba-Einlage. Der einzige längere Dialog geht dem wunderbaren „How To Save A Life“ zum Abschluss des Mainsets voraus, als Slade vom Babyboom in der Band erzählt und den Song seiner Frau und seinem Sohn widmet. Das ganze E-Werk singt ergriffen mit.

Zur ersten Zugabe „Break Your Plans“ zeigt Isaac Slade sein phosphorizierendes Armband und fordert die Fans auf es ihm gleich zu tun und die Feuerzeuge zu schwenken. Er erntet natürlich ein Meer aus beleuchteten Handydisplays. Was waren das noch für herrliche Zeiten, als die Konzerthallen nicht wie eine überdimensionale Smartphonewerbung aussahen, sondern noch nach verbrannten Fingerkuppen und Wunderkerzen stanken. Lang lang ist’s her… in der Gegenwart biegen The Fray mit „Never Say Never“ sowie „Shadow And A Dancer“ auf die Zielgerade ein und hinterlassen schließlich ein restlos begeistertes Kölner Publikum. Keine Frage, hier ist eine Band am Werk, die offensichtlich eine Menge Spass an dem hat, was sie da tut. Dabei schafft sie es, die eigene Leichtigkeit auch musikalisch auf die Bühne zu bringen und für jede Menge positiver Gefühlswallungen zu sorgen. Die Aufgabe von Helios war es übrigens, den Sonnenwagen über den Himmel zu lenken, der von vier Hengsten gezogen wurde. Heute abend haben The Fray ihren Sonnenwagen in Köln geparkt.