Hurts gehen neue Wege: weniger Retro, mehr Pop
Klar, die Synthie-Popper hätten es sich einfach machen können und ein weiteres Album raus hauen mit federleichtem Elektropop. „Wonderful Life“ und „Stay“ eroberten vor Jahren die Charts im Sturm. Das Duo aus Manchester hatte im Herbst 2010 den Nerv der Zeit getroffen und konnte schon Anfang 2011 einen ECHO als bester Newcomer international einheimsen. Theo Hutchcraft und Adam Anderson klangen wie frisch zurück gekehrt von einer Zeitreise in die 80er Jahre zu den seligen Tagen von Depeche Mode. Das war innovativer Britpop. Doch wer mit der Zeit gehen will, darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Ihr neues Album „Desire“ ist nicht so düster wie die ersten beiden Werke und auch nicht so experimentell tanzbar wie das dritte. Stattdessen bieten Hurts eingängige Popsongs, die man schon im zweiten Hördurchgang gekonnt mitträllern kann. Diese Orientierung am Mainstream vermittelt durchaus gute Laune. Was fehlt, sind aber die Alleinstellungsmerkmale.
„Beautiful Ones“ und „Ready To Go“ sind die ersten Singles und passen gut ins Formatradio von heute. „Uns war klar, dass ‚Ready To Go‘ etwas ganz Besonderes ist“, erklärt Adam Anderson. „Das war uns vom ersten Moment an bewusst”. „Es ist ein Song, der das Leben zelebriert. Der Refrain funktioniert wie ein alter Blues- oder Gospel-Chor, der sich immer weiter steigert“, ergänzt Sänger Theo Hutchcraft, „es war wirklich sehr spannend, das in ein Popsong-Format zu packen.“
Während „People Like Us“ sehr beatlastig ist, funktioniert „Something I Need To Know“ als feine Ballade. Diese Vielseitigkeit zieht sich durch das komplette Album. „Boyfriend“ erinnert mit seinem funky Sound an Prince, „Chaperone“ lebt von einem schönen Pianospiel. Die Innovationen sind vielleicht etwas verloren gegangen, doch Hurts bieten uns immer noch großartiges Songwriting und trademarkhaften Sound.