Kerstin Ott: „Ich muss dir was sagen“ – Platin Edition
Der moderne deutsche Schlager gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblings-Genres – als Partymusik ganz okay, aber ansonsten doch meist oberflächlich und nicht wirklich ernst zu nehmen, oder? Kerstin Ott hat mich allerdings davon überzeugt, dass auch Schlager durchaus ehrlich und authentisch sein kann. Und so habe ich mich wirklich gefreut, als ihr bereits drittes Album „Ich muss dir was sagen“, das dieser Tage in der Platin-Edition mit sieben zusätzlichen Songs erscheint, auf meinem Schreibtisch landete.
Die sympathische und bodenständige Musikerin bleibt sich und ihrem Stil auch auf diesem Album treu. Eingängige Melodien und tanzbare Beats bilden den Rahmen für Kerstin Otts ganz eigenen und persönlichen Geschichten über die Liebe und das Leben. Die meisten Songs sind optimistisch und positiv, wie etwa „Schau mal“, „Ich geh meinen Weg“, „Alles was uns zwei passieren sollte“ oder auch „Berliner Luft“, ein besonderes Liebeslied an die deutsche Hauptstadt. Dazwischen gibt es natürlich auch verletzliche oder traurige Töne, wie bei „Wahrheit schmerzt“ oder dem verzweifelten „Geh nicht“.
Immer wieder singt Kerstin auch von Mut. Im Titelsong „Ich muss dir was sagen“ oder in“ Mein Herz bleibt stehen“ geht es um den Mut, den es kostet, jemandem seine Gefühle zu gestehen. „Und sie träumt“ schildert dagegen, wie schwer es ist den Mut aufzubringen, sein Leben zu ändern. Meine persönlichen Lieblingslieder sind allerdings „Marmeladenglasmomente“, ein wunderbarer Titel über die wichtigen kleinen Glücksmomente im Leben, und „Schweigen wurde ihr Art zu weinen“, eine bewegende Ballade über einen Menschen am Rande der Gesellschaft und unseren oft unmenschlichen Umgang mit solchen Menschen. Hier überzeugt mich besonderes die ruhige und sparsame Pianobegleitung –solche Arrangements stehen der Sängerin sehr gut zu Gesicht!
Die zusätzlichen Lieder der Platin-Edition bieten einen echten Mehrwert. 5 Titel sind neue Kompositionen von Kerstin selbst, wie „Schlaflos“, mit dem sie sich dazu bekennt, ein echter Nachtmensch zu sein, oder „99 Gründe“ eine schöne Variante des ewigen Kampfes der Gefühle gegen den Verstand. Inhaltlich überzeugend ist auch „Ich hab´s wirklich versucht“, ein Plädoyer dafür, dass nicht nur Erfolge ein gelungenes Leben ausmachen. Außerdem gibt es noch eine gemeinsame Version der Single „Wegen dir“ mit Howard Carpendale – der Song wurde übrigens von seinem Hit „Nachts wenn alles schläft“ inspiriert. Und Kerstin Ott wagt sich erfolgreich an den Filmhit „Shallow“, für den sie mit der Hamburger Songwriterin Lara Hulo eine würdige Duettpartnerin gefunden hat.
Fazit: Wer Schlager mag, wird von diesem Album und den zusätzlichen Liedern bestimmt begeistert sein. Und wer auf ehrliche und persönliche Text steht, sollte auf jeden Fall mal reinhören – unabhängig davon welches Musikgenre er normalerweise bevorzugt.