„Ich genieße schweißtreibende Rockshows“ – Interview mit John Humphrey
Seit ihrer Gründung 1999 avancierten Seether zu einer der erfolgreichsten Bands im Alternative Rock. Das Trio, das ursprünglich aus Pretoria in Südafrika stammt, veröffentlicht am 4. Juli sein achtes Album „Isolate And Medicate“. Dafür hat sich die Band erneut mit Produzenten-Guru Brendan O’Brien (Bruce Springsteen, Pearl Jam) zusammengetan und es entstand eine Kollektion von zehn neuen Songs, denen die Musiker in Schlagzeuger John Humphreys Zuhause in Oklahoma schließlich den letzten Feinschliff verpassten. Musicheadquarter-Chefredakteur Thomas Kröll sprach mit John Humphrey über die Aufnahmen zu „Isolate And Medicate“, die aktuelle Tour und den Einfluss von Brendan O’Brien.
Hallo John! Ihr seid mit Seether gerade auf einer Bandtournee, spielt zwischendurch aber auch auf einigen Festivals. Ist es schwierig ständig zwischen diesen beiden Polen hin- und herzuspringen?
John Humphrey: Nicht wirklich. Natürlich kann die Menge bei den Festivalgigs sehr viel größer sein, aber Seether versucht immer eine „ass kicking“ Rockperformance abzuliefern, egal ob nun in einem kleinen Club oder auf einem der großen Open Air Festivals.
Euer neues Album heißt „Isolate And Medicate“ und wird in Deutschland am 4. Juli veröffentlicht. Welche Botschaft steckt hinter dem Titel? Gibt es überhaupt eine?
John Humphrey: Ich glaube, dass man den Titel auf vielfältige Art und Weise interpretieren kann. Für mich persönlich geht es dabei um Bewältigung. Ich bin jetzt sieben Jahre lang trocken, aber in der Vergangenheit war ich selbst verantwortlich für meine Isolation und „Selbstmedikation“. Doch Musik war immer eine Konstante in meinem Leben. Also, wenn es die produktive Kraft ist, Musik zu komponieren und zu spielen, die mir heutzutage hilft, vielleicht ist sie ja dann auch eine Art Medizin für die Hörer.
Habt ihr „Isolate And Medicate“ als Trio aufgenommen?
John Humphrey: Ja! Wir haben die Basistracks, also Schlagzeug, Bass und Rhythmusgitarre zusammen und als Trio aufgenommen. Dann sind wir das Ganze nochmal durchgegangen und haben die Overdubs, Shaun’s Gesang und den Backgroundgesang hinzugefügt. Brendan O’Brien, unser Produzent, hat noch einige Keyboardparts, Percussion und sonstige Effekte beigesteuert.
Wie groß war der Einfluß von Brendan O’Brien insgesamt während der Aufnahmen?
John Humphrey: Er war sehr wichtig. An diesem Punkt ist er wie ein zusätzliches Bandmitglied. Außerdem hatte er ein grossartiges Soundboard für uns (lacht). Manchmal hat er auch Kommentare zu den Songarrangements, dem Tempo, den Schlagzeug-, Gitarre- oder Gesangsparts abgegeben, die uns wirklich sehr weitergeholfen haben.
Waren die Songs des Albums schon fertig, als ihr ins Studio gegangen seid oder habt ihr dort noch viel daran gearbeitet?
John Humphrey: Tatsächlich ist dies das erste Album seit vielen Jahren bei dem die Songs schon fertig waren und wir gleich loslegen konnten. Vorher haben wir einige Songs immer erst im Studio fertiggestellt, aber diesmal waren wir komplett entspannt und kamen gut vorbereitet ins Studio. Vielleicht hat es hier und da noch ein paar kleinere Veränderungen gegeben, aber wir haben im Studio diesmal nichts grossartiges mehr umarrangieren müssen.
Wie hat sich eure Art und Weise Songs zu schreiben über die Jahre verändert?
John Humphrey: Sie hat sich nicht wirklich verändert. Normalerweise gibt es zwei Arten, auf denen die Songs von Seether entstehen. Manchmal hat Shaun einen Song bereits fertig geschrieben und als Demo aufgenommen. Er geht dabei sogar so weit, dass er einen Drumcomputer benutzt, der meine Art zu spielen imitiert. Das ist sehr cool (lacht). Der andere Weg ist, dass die Songs entstehen, wenn wir Drei uns einfach nur zum gemeinsamen Jammen treffen. Steck uns zusammen in einen Raum und wir erschaffen dir in kürzester Zeit einen Song. Oder besser gesagt, die Musik dazu. Ich glaube, das kommt daher, weil wir schon seit so vielen Jahren zusammen spielen.
Ich habe euch im vergangenen Jahr bei der „An Intimate Evening with Seether“-Tour in Köln gesehen. Mögt ihr diese Unplugged-Auftritte besonders oder bevorzugt ihr es eher Vollgas geben zu können?
John Humphrey: Yeah, ich liebe es unplugged zu spielen. Das macht unglaublich viel Spass, weil vieles von unserer Musik auch akustisch sehr gut funktioniert. Es war eine tolle Abwechslung mal eine komplette Unplugged-Tour zu absolvieren. Aber wie auch immer, schweißtreibende Rockshows genieße ich genauso.
Vielen Dank für das Interview, John! Möchtest du zum Abschluß noch etwas sagen?
John Humphrey: Ich danke allen Seether-Fans für die vielen Jahre ihrer Treue und Unterstützung. Ich hoffe, ihr habt Spass mit dem neuen Album und wir freuen uns darauf euch alle auf Tour wiederzusehen.
Und wir danken Sandra Schmid von Black Mob für ihre freundliche Unterstützung!