Arjon Capel – ein Familienmensch geht „Neue Wege“

Arjon Capel lässt sich Zeit für seine Songs. Allein das macht ihn schon sehr sympathisch. Der Liedermacher aus Holland legt mit „Neue Wege“ sein zweites Album vor, das bei Konstantin Weckers Label „Sturm und Drang“ erscheint. Da Wecker seine Künstler stets sehr sorgfältig auswählt, kann allein das schon als Qualitätsmerkmal gelten. Und dann sind da Arjons Fähigkeiten als Sänger und Songwriter. Sehr authentisch, bisweilen sehr heimelig. Wenn ein Holländer mit leichtem Akzent in deutscher Sprache singt, wird man zwangsläufig an Herman van Veen erinnert. Das ist auch hier der Fall.

Der zündende Funke kam bei Arjon, der in München lebt, recht spät: Es war der Tod seiner Mutter vor sieben Jahren, der ihn zur künstlerischen Laufbahn führte. Sie hatte ihm eine Anzahl selbst geschriebener Gedichte hinterlassen, die Capel im Debüt „InneHalten“ vertonte. Damit war der Bann gebrochen und die Berufung gefunden. Das zweite Werk umfasst acht neue, selbst verfasste Stücke in 44 Minuten Albumlänge.

Inhaltlich ist es ein wahres Panoptikum von scharfsinnigen Beobachtungen des Alltags („Trau Dich aufzustehen“, „Was ist Zeit?“, „Tattoo“) und ein facettenreiches Kaleidoskop eines harmonischen Familienlebens („Genießen“, „Deine Liebe die ich spüre“). Die Texte sind nachdenklich und zeitgemäß. Vor allem der letzte Song „Zusammenhalt“ nimmt uns mit auf den Weg ins neue Jahr: „Die Straßen sind leer / Alle getroffen, wie von einem Speer / Nichts ist wie früher, die Stimmung gedrückt / Niemand mehr berühren, wir gehen gebückt […] Abstand halten, so heißt das Gebot / Weil sonst vielleicht mehr Ansteckung droht.“ Auch wenn manche Zeilen etwas platt klingen, so sind sie doch sehr berührend – und nicht etwa ein Aufruf zur Resignation, sondern zur Gelassenheit.

Nach 33 Jahren als Projektleiter in der Elektrotechnik hat Arjon Capel (bürgerlich: Johannes Diederik) seine Berufung gefunden und konzentriert sich ganz auf die Musik. Es ist nicht alles melancholisch, was er schreibt. „Montgolfière“ klingt wundervoll beschwingt und „Mit der richtigen Sicht“ kommt mit sehr rockigen Riffs daher. Im selbstironischen „Tattoo“ sind selbst groovige Reggae-Rhythmen zu finden.

Ein schönes Album mit Herz und Verstand!

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