Wer sich das neue Album von Lonely Robot anhört, könnte meinen, es handele sich um ein neues Werk von „It Bites“. Grund dafür ist wahrscheinlich John Mitchell, der dem Album seinen Stempel aufdrückt. Wie viele Alben derzeit ist auch dieses der Corona-Pandemie geschuldet. Die Songs von „A Model Life“ handeln von Ängsten und unheilvollen Anzeichen der vorherrschenden Corona-Pandemie.
Leider klingen für mich auch nach dem zweiten Hördurchgang die Songs ähnlich, wohl, weil sie sich alle um das gleiche Thema drehen. In manchen Songs hört man die emotionale Betroffenheit Mitchells heraus, in anderen wiederum klingt es kühl und distanziert. Interessant sind wiederum die Übergänge, so hört man zum Beispiel ein Glockenspiel heraus oder es kommt eine Kirchenorgel zum Einsatz. Es bedarf wohl mehr als zwei Hördurchläufen, bis man mit den teils tief emotionalen Texten warm wird. Verglichen mit den Vorgängeralben von „Lonely Robot“ klingt dieses wie ein Ausreißer.
Mit über 53 Minuten hat das Album die ideale Länge für ein Progalbum. Meine Anspieltipps unter den 10 Songs sind der Opener „Recalibrating“, der Titelsong „A Modern Life“ sowie „Rain Kings“.
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Wenn man sich die Band-Zusammensetzung von Tilt anschaut, bemerkt man, dass sich hier eine Reihe von Musikern zusammen geschlossen hat, die zum größten Teil einmal in der Band des Schotten Fish aktiv waren. Kopf der Truppe ist Steve Vantsis, welcher mit Fish zusammen das „13th Star“ Album geschrieben und produziert hat. An seiner Seite hat er dem Multi-Instrumentalisten Paul Humphreys.
Neben Steve und Paul sind noch Robin Boult (Gitarre), Irvin Duguid, John Beck (beide Keyboard) und Dave „Squeeky“ Stewart (Drums) mit von der Partie. Als Sänger wurde Paul Dourley gefunden, der alle Songs in rockige Sphären führt und gut neben dem Sologewitter der Gitarristenriege bestehen kann.
Schon mit dem 9minütigen Opener „_Assembly“ machen Tilt klar, dass sie sich ganz der atmosphärischen Musik verschrieben haben. Sänger Paul Dourley weiß als stimmgewaltiger Sänger zu begeistern, der aber auch behutsame Töne anstimmen kann. Im Mittelteil gibt es wunderschöne zweistimmige Passagen, bevor es dann instrumental in die Vollen geht. In diesem Opener offenbart sich die Bandbreite der Band von melodischem Prog bis hin zu Hardrock-Passagen.
Die starken Gitarrenriffs werden für den Titeltrack „Hinterland“ weiter ausgebaut und es gesellt sich ein druckvolles Schlagzeug dazu. Dourley beweist, dass er in allen Tonlagen zuhause ist. Und Steve Vantsis zeigt als Songwriter, dass er sich bei Fish sehr zurückhalten musste, wenn es um die harten Instrumentalparts ging. Fein, dass er diese hier stimmig ausleben kann.
Die Ballade „Against The Rain“ ist ein sanftes, 5minütiges Zwischenstück. Betörend und an manchen Stellen ebenfalls zweistimmig eingesungen. Darauf folgt der Rocker „No Superman“, in welchem Robin Boult einmal mehr seine Fähigkeiten an der Gitarre unter Beweis stellen kann. Vielleicht der eingängigste Song des Albums und mit 4:29 Minuten auch der kürzeste.
Tilt bieten modernen Progressive Rock mit elektronischen Passagen und sphärischen Klangcollagen. Allerdings fehlt nie die gehörige Portion Hardrock. So wird auch „Bloodline“ mit einem Gitarrensolo des Prog-Tausendsassa John Mitchell zu einem Highlight. Den Abschluss des Albums bildet das 9minütige „Disassembly_“, ein nachdenklicher Song, der sich mit Gott bzw. dessen Abwesenheit beschäftigt.
Steve Vantsis ist ein genialer Songwriter und hat sich hier mit guten Instrumentalisten und Sängern zusammen getan. Schon beeindruckend, welchen „Verschleiß“ an hervorragenden Sessionmusikern Fish in der Vergangenheit hatte. Dass diese auch unter der Ägide eines Steve Vantsis ordentliche Arbeit leisten, beweist „Hinterland“ allemal.
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