Buch zur JODEL App: „Von Salat schrumpft das Bierfach“
Die Idee von Alltagsweisheiten war es schon immer, diese in möglichst komprimierter Form unters Volk zu bringen. Eine App wie Twitter bietet diese Möglichkeit seit langem – doch im Zuge der Globalisierung hat sich eine exzessive Nutzung entwickelt, die einen Menschen wie Donald Trump tatsächlich ins Präsidentenamt der USA katapultiert hat. Wie schön also, wenn man sich mal wieder aufs Kleine (vor allem aufs Regionale) beschränken kann.
Die App Jodel verschafft hier Abhilfe. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 ist sie zu einer der erfolgreichsten deutschen Apps geworden und wird mittlerweile rund um die Welt vor allem von Studenten genutzt. Nach dem Regionalprinzip können Menschen innerhalb eines Radius‘ von 10 km miteinander in kurzen Texten öffentlich kommunizieren. Das Besondere daran: Nicht die Selbstdarstellung steht im Vordergrund, denn der Absender der Nachrichten („Jodel“ genannt) ist nicht erkennbar.
Es geht also um Originalität, Relevanz und Witz. Und weil die örtliche Reichweite jedes Jodel auf zehn Kilometer begrenzt ist, haben sich in den verschiedenen Städten besondere Running Gags, Begrifflichkeiten und Eigenarten herausgebildet, die auch einiges über die jeweilige Stadt verraten. Münchner Jodel sind anders als Frankfurter Jodel, Berliner Jodel anders als Kölner Jodel. Der Autor Julian Nebel hat für das vorliegende Buch das Beste von Jodel aus 13 Städten Städten plus Wien und Zürich zusammengetragen. Er hat damit auch den Lokalkolorit eingefangen und sozusagen kurze Stadtpsychogramme erstellt.
Was mir gut gefällt: Es gibt ein Abkürzungsverzeichnis mit wichtigen Begriffen für Jodel-Einsteiger. Außerdem wird zu jeder der vertretenen Städte eine kleine Einführung für Besonderheiten gegeben, die dann auch in den Jodel-Beiträgen oft eine Rolle spielen. Und es sind wirklich witzige Beiträge dabei, die zum Schmunzeln verleiten.
Was mir nicht gefällt: Die weiße Schrift auf bunten Feldern – das ist nämlich sehr schlecht lesbar. Klar. Damit hat man das Layout der App in Buchform gebracht. Aber man muss sich schon wirklich gut beleuchtete Plätze suchen, um im Buch zu schmökern.