The Dark Tenor auf „Winter Lights Tour 2021“ im Kammgarn Kaiserslautern

Billy Andrews aka The Dark Tenor war mit kleiner Besetzung im Kammgarn Kaiserslautern. Begleitet wurde er nur vom Pianisten Eric Krüger und dem Cellisten Ilja Lappin. Doch das reichte locker aus, um die Bühne zu füllen und das Publikum zu begeistern. Gewöhnungsbedürftig ist es schon, wenn alle einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Doch auch so schaffte es der stimmgewaltige Tenor, sein Publikum zum Mitsingen zu bewegen.

Der Start aber war noch ganz verhalten. Vom Cello wurde Beethovens „Ode an die Freude“ angespielt, bevor der Sänger die Bühne betrat. Billy hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinem Publikum die klassischen Meister näher zu bringen. Und das ohne die Attitüde eines großen Opernhauses mit extravagantem Publikum und exorbitanten Preisen, sondern einfach für alle Freunde guter und zeitloser Musik. Er weiß, wovon er spricht – war er doch über viele Jahre als Solist an der Dresdner Semperoper tätig. Dort hat er seine Kunst gelernt und damit überzeugte er die Zuschauer in Kaiserslautern vom ersten Ton an.

Seine Songs vermischen klassische Melodien, opernhafte Arien und atmosphärischen Pop miteinander. Mit Songs wie „Out Of The Darkness“ und „When You Roar“, die sehr pathetisch daher kamen, hatte er das Publikum schnell auf seiner Seite. Diese Titel funktionieren natürlich mit orchestralem Bombast, doch im Kammgarn konnte Billy auch mit kleiner Besetzung zeigen, dass vor allem seine klare und charismatische Ausnahmestimme die Stücke trägt.

Zwischendrin verlor sich der Sänger mit dem Pianisten Eric in lustigen Ansagen und Anekdoten. Es war herrlich, wie die beiden sich gegenseitig aufzogen, in Wortspielen verloren und beispielsweise den korrekten Gebrauch von Begriffen wie „Hurrikan“ und „Tornado“ diskutierten.

Andrews sang in „Change“ davon, den ersten Schritt zu machen, oder beschwor mit „Fade“ die Magie der Liebe. „River Of Life“ verband eine poppige Melodielinie gekommt mit Smetanas „Moldau“. „Unforgettable“ wurde mit Beethovens „Mondscheinsonate“ verknüpft. Das war keineswegs blasphemisch, sondern eine gekonnte Weiterentwicklung der klassischen Melodien.

Da es ein Weihnachtskonzert war, mussten für die „Winter Lights“ Tour auch entsprechende Songs her: Leonard Cohens „Hallelujah“ wurde gemeinsam mit dem Publikum angestimmt. Es gab die eigene Xmas-Single „Coming Home“ und ein gut gelauntes „Santa Claus Is Coming To Town“. Mit einer Hommage an Mozarts „Königin der Nacht“ endete der reguläre Konzertteil.

Das zweistündige Programm war wie im Flug vergangen und der Dark Tenor wurde mit stehenden Ovationen belohnt. Das Pianostück „River Flows On The Edge“ und eine gesungene Reprise der „Ode an die Freude“ beendeten ein großartiges Konzert.

Ich muss sagen, dass mich Billy Andrews sehr überrascht hat. Das theatralische Gehabe des maskierten Dark Tenor gehört schon lange der Vergangenheit an. Im Kammgarn überzeugte er mit einem sympathischen Auftreten und Bodenständigkeit in seinen Ansagen. Die Musik im Trio-Format war emotional und bewegend und man darf jetzt auf die „Classic Roxx Tour 2022/23“ mit kompletter Band gespannt sein. Diese wird Billy auch erneut ins Kammgarn führen – am 18. März 2023.