Guildo Horn Weihnachtskonzert am 23.12.2023 in der Europahalle Trier
Hier unsere Fotos vom Guildo Horn Weihnachtskonzert am 23.12.2023 in der Europahalle Trier,
Fotocredit: Simon Engelbert
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Fotocredit: Simon Engelbert
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Klar hätte man es sich einfach machen können. Nachdem das Konzert der Donots in Saarbrücken in Windeseile ausverkauft war, wäre eine Ausweichstätte in der saarländischen Landeshauptstadt schnell gefunden. E-Werk und Saarlandhalle sind ja immer in der Hinterhand. Doch zum Glück ging man den coolen Weg: Nach dem Motto „man lebt nur zweimal“ wurde kurzerhand eine Nachmittagsshow angesetzt. Was das für Auswirkungen hatte, konnte man mit Blick ins Publikum unschwer erkennen. Der Altersdurchschnitt war deutlich gesenkt und das Publikum ging bis ins Kita-Alter. Grandios! Man kann den Kleinen nicht früh genug beibringen, wie ordentliche Musik klingt. Das war musikalische Früherziehung par excellence.
Die Garage war schon zu früher Stunde (sprich: 14 Uhr) bestens gefüllt. Am Nachmittag zwar nicht ausverkauft, aber mit knapp 1000 Zuschauer*innen bis in die hinteren Reihen locker gefüllt. Adam Angst machte den Support und musste zunächst das etwas launische Publikum bändigen: „Es ist auch für uns die erste Stunde“. Die deutschen Punkrocker sind schon lange kein Geheimtipp mehr und bekannt für ihre knallharte Performance. So hatte man das Publikum mit „Wir sind zusammen“ und dem Mottotitel „Punk“ schnell auf seiner Seite. Sänger Felix Schönfuss verfügt über eine geniale Stimme und eine fantastische Bühnenpräsenz. Dazu gab es deutliche Worte und verzerrte Gitarren.
Die halbstündige Setlist widmete sich vor allem dem aktuellen Album „Twist“, das erst kürzlich erschienen ist. Für Punkrock doch recht untypisch wurden Songs wie „Unter meinem Fenster“ und „Die Lösung für deine Probleme“ am Piano begleitet. Auch dort machte Felix eine sehr gute Figur. Letztgenanner Track richtet sich deutlich gegen die AfD. Beim Agieren gegen Rechts darf es keine Klischees geben. Und als Zugabe gab es den Song von den selbsternannten „Professoren“, die abends lamentierend in der Imbissbude stehen und zu wissen glauben, wie die Ausländer unser Land verändern. Mit tiefsinnigen Texten und krasser Performance haben Adam Angst neue Freunde gewonnen, was ein Blick in Richtung Merch-Stand verriet.
Pünktlich um 15 Uhr machten die Donots sich zu den Klängen von „Girls Just Wanna Have Fun“ bereit, um dann zum Schlachtruf „Auf sie mit Gebrüll“ den Vorhang fallen zu lassen. 1994 als Schülerband in einer Garage in Ibbenbüren gestartet, haben sich die Donots Schritt für Schritt einen Namen weit über die Punkrock-Szene hinaus gemacht. Fast 30 Jahre, zwölf Alben, über 1.200 Konzerte in 21 Ländern – ihre Geschichte hat Höhen, Tiefen und natürlich jede Menge absurde Momente.
Dass sie auch den Nachmittagsslot beherrschen, haben sie 2022 bei ROCK am RING eindrucksvoll bewiesen, als sie zu früher Stunde das Festival eröffnen durften. Es war die erste Show dort nach Corona und die Menschen waren ausgehungert. Die Donots konnten diesen Hunger stillen und feierten bei hellem Tageslicht eine Wahnsinnsshow, die Maßstäbe für das Festival setzen sollte. Jetzt in Saarbrücken stand der Tag zunächst unter keinem guten Stern, war doch Sänger Ingo noch vormittags mit Verdacht auf Rippenbrüche beim Arzt. Zum Glück Fehlalarm und er konnte sich für zwei Shows fit machen, für die am Abend kurzerhand die ganze Praxis-Crew auf die Gästeliste gesetzt wurde. Ein feiner Zug.
Neben den deutschsprachigen Gassenhauern gab es auch englische Songs wie „Calling“ und „Dead Man Walking“, das den ersten Mega Circle Pit zur Folge hatte. Natürlich hatte Ingo im Blick, dass sehr viel Jungvolk im Publikum war. Als er zu „Hey Ralph“ alle Kids auf die Bühne bat und sich die Reihen unendlich mit strahlenden Gesichtern füllten, wurde er selbst von den Emotionen übermannt und war den Tränen nahe. So etwas erlebt man nicht oft.
Der Besuch mitten im Circle Pit war für den Frontmann obligatorisch. Und dort entdeckte er während „Kaputt“ den Erdbeermann, der auf Donots-Konzerten im Saarland schon eine Legende ist und inzwischen mit eigenen Aufklebern und Fan-Shirts (!) aufwartet. Zudem lud der Erdbeermann alle Fans für die Zeit zwischen den Shows in die Kneipe Klim-Bim am Sankt-Johanner-Markt ein. Dort würden zur Feier des Tages nur Donots-Songs gespielt. Versprochen.
Die Show mit drei Zugaben („Eine letzte Runde“, das Twisted-Sister-Cover „We’re Not Gonna Take It“ und „So Long“) dauerte gut 100 Minuten. Absolut okay – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ja noch eine weitere Runde am Abend anstand. Wieder einmal wurden die Donots ihrem Ruf als furiose Liveband gerecht. Im Saarland sind sie stets willkommen – egal zu welcher Uhrzeit.
Begonnen haben Maximilian Kennel und Jonas Frömming ihre Karriere mit Poetry Slam und als Duo auf deutschen Kleinkunstbühnen. Mit einer Mischung aus Singer-Songwriter-Pop, brachialem Humor und feinem Hintersinn gewann das Lumpenpack in den letzten Jahren diverse Contests und Preise. Den kultigen Umgang mit Wortwitz und bedeutungsschwangeren Texten merkt man den beiden bis heute noch in ihren Lyrics und Ansagen an, doch inzwischen haben sie sich mit ihren Mitstreiter*innen zu einer veritablen Punkband gemausert, die am gestrigen Abend die Garage in Saarbrücken dezent zum Kochen brachte. Es war eine grandiose Show zwischen Klamauk und ernsthaften Themen.
Schon früh ging’s um 19 Uhr los und ELL aus dem Odenwald machten den Anfang. Das Duo besteht aus Lisa-Anna und Lennart, sie selbst nennen ihre Musik Krach-Pop. Schon hier wurde im halbstündigen Set schwungvoll der Circle Pit geübt. Nach dem Support ging es zur Einstimmung umgehend mit ausgewählter Musik vom Band weiter, wobei Kollegen wie Die Ärzte, Farin Urlaubs Racing Team, Kraftklub und Billy Talent zu Wort kamen. Den Abschluss machte aber – ganz ohne Punk – die „Bohemian Rhapsody“, vom Publikum grandios mitgeschmettert und pünktlich um 20 Uhr beendet, damit die Band sekundengenau die Bühne betreten konnte.
Mit 800 Zuschauer*innen war die Garage gut gefüllt – und dabei waren viele Generationen vertreten, worauf ich gleich noch zurück kommen werde. „Gibt Schlimmeres“ machte den Anfang und mit „Guacamole“ ging es gleich in die Vollen. Wobei – man war sehr wohl auf das Wohlergehen der Fans bedacht und legte gleich zu Beginn Regeln für die immer wieder entstehenden Circle Pits und Walls of Death fest: Die Ellbogen bleiben unten und die Hände werden nicht wild auf fremde Körper gelegt. Ein schönes Zeichen von Awareness, damit alle sich wohlfühlen können.
„Kann es sein, dass du dumm bist?“ war die erste Mitsing-Hymne des Abends. „Gisela“ wurde ausführlich gewürdigt, aber auch die Gilde der „Heilpraktiker“, wobei man aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen und von Krankheiten in der Kita erzählen konnte. Das Publikum vom Lumpenpack ist immer für eine Überraschung gut, so warf eine Zuschauerin ihre Krankenversicherungskarte (!) auf die Bühne und die Band erfreute sich gemeinschaftlich am kultigen Namen Antonia Trinkaus.
In der ersten Reihe befand sich eine große Schar an – zum Teil noch ziemlich kleinen – Kindern, schätzungsweise im Grundschulalter. „Habt ihr Ferien?“, kam die Frage von der Bühne. „Ja, aber ihr zum Glück nicht“, kam die schlagfertige Antwort von Aaron, der ganz vorne stand. Zugleich meldete sich ein weiterer Aaron zu Wort und ein Mädel verkündete, dass sie eine Klassenkameradin von Aaron sein. Das kleine Publikum hatte die Band zeitweise fest im Griff.
Im Gegenzug gab es dann eine Lehrstunde in Sachen deftiger Wortwahl: 800 Kehlen brüllten „Ich scheiß mich ein“, als der Song „Unverträglichkeiten“ erklang. Und ein Roadie mit riesigem Kochlöffel bat die Menge zum riesigen Circle Pit und rührte kräftig um.
Ganz nach dem Motto „Die Geister, die ich rief“ gingen Dutzende Hände hoch, als die Frage nach anwesenden Pädagog*innen gestellt wurde. Logisch, gehört doch „Pädagogen“ zu den kultigsten Songs aus den Duo-Zeiten. Zu „Ford Fiesta“ begab man sich später in ein viel zu großes Schlauchboot in Form eines Autos und bereiste die Garage auf den Händen der Fans, während die Band die Vocals übernahm.
Neben diesen Klassikern gab es aber vor allem Songs des neuen Albums „Wach“, das erst Ende August erschienen ist und fast komplett gespielt wurde. Dass viele Anwesende trotzdem äußerst textsicher waren, beweist den Kultcharakter, den das Lumpenpack seit langem hat. Nach 100 Konzertminuten begann der Zugabenblock mit drei Songs: Für „Danke, liebe Leber“ musste das Publikum komplett auf die Knie gehen, um diesem wichtigen Organ zu huldigen. „Mein Hass“ wandte sich gegen alle Idioten dieser Welt und der Mottosong „Frieden durch Lärm“ beendete pünktlich nach zwei Stunden das Konzert.
Yes! Das Lumpenpack kann mehr als Kleinkunst, denn ihre Konzerte werden immer größer. Vor der deutschen Punk-Elite muss man sich schon lange nicht mehr verstecken. Und das Gleichgewicht zwischen Comedy und den großen politischen Themen haben sie längst gefunden. Auf die nächsten zwölf Jahre!
Die Voraussetzungen waren nicht besonders gut für das zweite Open-Air-Wochenende an der schönsten Konzertlocation im Saarland. In der Vorwoche durften Cro, Feine Sahne Fischfilet und AnnenMayKantereit noch bei bestem Sommerwetter die Bühne des Strandbads von Losheim am See stürmen, doch jetzt war es plötzlich nass und fast schon herbstlich.
Pünktlich zum Einlass am Donnerstag begann es zu regnen und das sollte sich auch bis zum Konzertende nicht ändern. Schade, aber nichts zu machen. Man durfte sich also an viele große und kleine Menschen in Regencapes gewöhnen. Und ja: Es war sehr viel Kleinvolk anwesend. Das lag nicht nur an Alvaro Soler, dem es mit seinem Charme stets gelingt, die Herzen vieler Generationen zu gewinnen, sondern auch an Special Guest Leony. Die Künstlerin aus der Oberpfalz ist noch gar nicht so lange aktiv. Sie hat erst ein Album auf dem Markt, aber eine ganze Legion von Hitsingles, die im Radio rauf und runter gespielt werden. Kein Wunder, dass sie für viele anwesende Kids der heimliche Star war und ihre Songs begeistert mitgesungen wurden.
Trotz der stilistischen Ausrichtung im Dancefloor- und Elektropop hatte Leony eine ordentliche Band im Gepäck und lieferte neben Elektronik und Samples auch handgemachte Musik. Das ist ein großer Pluspunkt – ebenso wie ihr sympathisches Auftreten und das Eingehen aufs Publikum. Es gab im 50minütigen Set viele Gassenhauer wie „Somewhere in Between“, „Crazy Love“, „Holding On“, „Raindrops“ und „Remedy“. Auch die Ballade „Lifeline“ wurde gespielt, wobei Leony zu Beginn allein am Piano die Begleitung übernahm. Und für alle, die sich mit den aktuellen Charts nicht so auskannten, gab es ein fulminantes Medley aus Lieblingssongs vergangener Jahrzehnte – von „Teenage Dirtbag“ über „Africa“ und „Umbrella“ bis hin zu „Don’t Stop Believing“, „Viva la Vida“ sowie „Wonderwall“. Da war für jeden was dabei und Alvaro konnte sich auf ein gut eingesungenes Publikum freuen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene ließen sich die Stimmung regenbedingt keineswegs verderben. Die Konzertlocation ist auch gut ausgestattet mit gepflasterten, geschotterten und geteerten Flächen, so dass jeder sein festes Plätzchen fand und den Ausblick auf die Bühne genießen konnte. Es war nicht so voll wie in der Vorwoche, aber auch Donnerstag und Freitag hatten sich jeweils ca. 5000 Zuschauer*innen eingefunden.
Sonnyboy Alvaro Soler startete seine Show pünktlich um 20.30 Uhr und verbreitete umgehend spanisches Flair im Strandbad. Wenn die Sonne schon nicht zu sehen war, brachte er sie doch musikalisch auf die Bühne. Stücke wie „Candela“, „Magia“, „Manila“ und „Loca“ sorgten für beste Laune auf und vor der Bühne. Voller Leichtigkeit und Lebensfreude gab es die eingängigen Songs mit ein wenig Melancholie und viel Optimismus.
Alvaro Soler ist ein Weltstar mit Gold- und Platin-Alben rund um den Globus, seine Musik sprüht vor Lebensfreude. Geboren in Barcelona, aufgewachsen in Japan, lebt der Popmusiker heute in Madrid und Berlin, spricht sieben Sprachen und ist in der Welt zu Hause. Schon früh lernte er, wie Musik Menschen und Kulturen verbindet, Grenzen überwinden lässt. Spätestens seit der Sendung „Sing meinen Song“ ist seine deutsche Fangemeinde riesig, seit 2021 ist er als Coach bei „The Voice Kids“ zu sehen und die Kids himmeln ihn an.
Es gab berührende Momente, als er allein am Piano seinen Eltern einen Song widmete. Auch er war nah am Publikum und unterhielt sich mit einer Zuschauerin, die ihm erzählte, wir sehr seine Musik und seine Persönlichkeit ihr aus der Magersucht heraus geholfen haben. Es war spürbar, dass Alvaro von solchen Momenten emotional berührt war und ihn die Geschichten der Menschen nicht kalt lassen.
Vor den Zugaben brachte Alvaro mit seiner spielfreudigen Band eine Livepremiere auf die Bühne – eine Single, die erst nächsten Freitag erscheint. Und trotzdem wurde beim zweiten Refrain schon kräftig mitgesungen. Der Funke zwischen Künstler und Publikum sprang auch hier schnell über. Das Konzert war mit knapp über 90 Minuten nicht exorbitant lang, aber zusammen mit der Performance von Leony kann man doch von einem gelungenen Abend und einer Menge guter Musik sprechen. Das durchnässte Publikum ging jedenfalls weitestgehend freudig nach Hause und freute sich aufs wärmende Bett.
Am nächsten Abend sah es zu den alten Recken von Fury in the Slaughterhouse zunächst besser aus. Zum Einlass blieb es trocken, doch just als Support 3 Miles to Essex seinen Set begann, ging ein durchwachsener Platzregen auf das Strandbad nieder. Sänger Volker Rechin erklärte das folgendermaßen: Er habe sich mit den Furies abgesprochen, dass sich alle Wolken noch während seines Auftritts ausregnen sollen, damit es dann später eine trockene Feiergrundlage für den Topact gibt. Nun denn.
Die Performance von 3 Miles to Essex hat mich dann sehr überrascht. „Er gehört zur Familie“, hatte Christof Stein-Schneider ihn angekündigt. Und wie wir später erfahren sollten, war er schon für Fury als Songwriter tätig. Jetzt aber war er ganz allein mit Gitarre aif einem großen gelben Sessel auf der Bühne zu sehen. Die Band besteht eigentlich aus zwei Leuten, doch Sebastian Demmin ist zur Zeit mit Dieter Thomas Kuhn unterwegs, daher wurden musikalische Elemente des Kompagnons eingesampelt. Die Band hat erst eine EP draußen, doch was es zu hören gab, war sehr erdig und solide. Volker sang schöne akustische Stücke mit rauchiger Stimme und hatte sympathische Ansagen dazu zu bieten. Für den Sohn gab es „Paper Aeroplane“, „Rooftop“ ging durch die Decke und als gelungene Coverversion durfte U2s „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ herhalten. Der 45minütige Set ging kurzweilig vorbei und war eine perfekte Einstimmung auf Fury.
Die Band aus Hannover ist nun auch schon lange unterwegs. Das erste selbstbetitelte Album von Fury in the Slaughterhouse erschien 1988 und das grandiose „Mono“ kann schon dreißigsten Geburtstag feiern. Das wurde dann in Losheim auch ausgiebig getan. Kai Wingenfelder verkündete, dass es drei Arten von Songs geben wird. Viele Stücke vom neuen Album „Hope“. Damit war das Publikum nicht unbedingt glücklich, aber immerhin ist es das erste Nummer-1-Album von Fury (auch wenn das in heutigen Zeiten nicht mehr viel zu bedeuten hat). Außerdem sollte „Mono“ ausgiebig gefeiert werden, auch mit Stücken, die lange nicht mehr im Repertoire waren. Zu guter letzt waren natürlich auch genügend Klassiker am Zug – keine Sorge für alle, die in Nostalgie schwelgen wollten.
So startete man mit „Cut Myself Into Pieces“ in den über zweistündigen Set und sofort war das alte Fury-Feeling wieder da. Sie sind einfach eine Band für Festivals und verstehen es, die Stimmung hoch zu kochen und oben zu halten. Viele neuere Stücke wie „Letter To Myself“, „Better Times Will Come“ und „Why Worry?“ fügten sich gut in den Set, doch es brauchte Songs wie „Radio Orchid“ um das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Und damit war man schon mitten in der „Mono“-Ära, die auch vergessene Perlen wie „Friendly Fire“ mit sich brachte. Sehr schön!
Es gab „Words“ in akustischer Form und das beliebte „Dead and Gone“ mit Banjo und Handybeleuchtung. Zu „Haunted Head and Heart“, das wundervoll von Thorsten Wingenfelder interpretiert wurde, konnten die Furies in Erinnerungen an die Region schwelgen, erzählten von Konzerten in Trier, Saarburg, Konz und Zerf – und natürlich in Losheim, wo sie schon häufig zu Gast waren.
Nach dem Power-Zwischenspiel „Dancing in the Sunshine of the Dark“ wurde es nochmal ruhiger. Volker Rechin kam wieder auf die Bühne, da er das neue Stück „So Are You“ für die Band geschrieben hat. Ein Friedenslied im Angesicht des Ukraine-Kriegs, das er nun mit akustischer Gitarre begleiten und im Duett mit Kai vortragen durfte. Ein ganz besonderer Moment.
Angetrieben durch diese Grundidee des Albums „Hope“ hat die Band die NGO-Kampagne „Hoffnung verändert Alles“ ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion setzt man das soziale Engagement von ausgewählten Hilfsorganisationen, NGOs und Vereinen in den Fokus, sammelt im Rahmen der Open-Air-Tournee Spenden. In Losheim sollte es um das politische und soziale Kulturzentrum COMMUNE gehen, das momentan in Saarbrücken entsteht und das dringend Unterstützung braucht.
Eine andere Organisation – eher nicht so gemeinnützig – wurde ironisch besungen: Mein Lieblingslied „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ hatte man wie so oft der Deutschen Bahn gewidmet. Nach 90 Minuten, in denen es tatsächlich wie versprochen nicht mehr geregnet hatte, endete der Hauptset mit dem genialen Triple „Every Generation Got Its Own Disease“, „Milk and Honey“ sowie „Time to Wonder“. Mit solchen Klassikern hatte die Band alle Zuschauer*innen ganz auf ihrer Seite – es wurde gejubelt, gesprungen, gefeiert.
Im Zugabenblock nochmal nachdenkliche Töne. „More Than A Fried“ war dem Fury-Manager und Wacken-Veranstalter Holger Hübner gewidmet und der Doppeltrack „Far Cry From Home / Who Am I“ schlug den Bogen vom Papst und der katholische Kirche hin zu wichtigen Figuren der Weltgeschichte – im Schwanken zwischen Pessimismus und neuer Hoffnung. Zum Feiern gab es natürlich „Won’t Forget Theses Days“ und Christofs Paradestück „Kick It Out“.
So vergehen unvergessliche Konzertabende in Losheim am See. Und es wird natürlich auch 2024 wieder große Momente geben. Der erste Act steht schon fest: PUR am 24.8.2014 – wir sehen uns!
Setlist FURY am 1.9.2023, Strandbad Losheim am See
Cut Myself Into Pieces
Letter to Myself
Better Times Will Come
Why Worry?
Radio Orchid
Pure Love
Friendly Fire
Words
Dead and Gone
Haunted Head and Heart
Dancing in the Sunshine of the Dark
So Are You
Good Day to Remember
Don’t Give Up
Trapped Today, Trapped Tomorrow
Every Generation Got Its Own Disease
Milk and Honey
Time to Wonder
More Than a Friend
Won’t Forget These Days
Far Cry From Home/Who Am I
Kick It Out
Bring Me Home
Leider hatten sich nur gut 50 Zuhörer*innen zum Konzert von Oska in den Kleinen Klub der Garage Saarbrücken verirrt. Eigentlich ein Jammer, denn dort konnte man ein wundervolles Wechselbad der Gefühle erleben. Mit beschaulichen, melancholischen Songs. Aber gerade der überschaubare Rahmen gab dem Event ein sehr intimes Setting, an das man noch lange zurück denken wird.
Den Anfang machte der Support doppelfinger. Wie wir dann später erfahren durften, ein Mitglied von Oskas Liveband. Dass er diese Doppelbelastung geduldig ertrug, muss wohl am Künstlernahmen liegen. Und er lieferte einen sehr ruhigen Einstig in den Abend. Allein an der Gitarre gab er mit virtuosem Fingerpicking eine Reihe von beschaulichen Liedern zum Besten. Wie er selbst schon richtig bemerkte: es wird kein Abend für Partypeople. Stattdessen gab es bei ihm und beim Hauptact gefühlvolle Songs, die das Herz der Anwesenden ein ums andere Mal erfreuten.
Es war übrigens das letzte Konzert von Oskas erster Headline-Tour. Die junge Österreicherin, die eigentlich Maria heißt, hat vor einem Jahr ihr Debütalbum „My world, My love, Paris“ veröffentlicht. Ein Album, das auf Anhieb eine 9-Sterne-Bewertung verdient hat (HIER unsre komplette Review). Ihre Songs sind einfach magisch. Sie singt mit wundervoll sanfter, bisweilen etwas naiv klingender Stimme und erzählt Geschichten über ihr Familienleben und die Erfahrung, als junger Mensch in der heutigen Welt aufzuwachsen.
Oska stammt als jüngstes von fünf Geschwistern aus einer musikalische Familie, hat aber ihren eigenen Weg gesucht, wie sie uns im Interview (2021) erzählte: „Ich habe lange Zeit Straßenmusik gemacht und die Livemusik ist extrem wichtig für mich. Nachdem ich mit dem Schreiben von Musik angefangen habe, habe ich das zunächst allein für mich gemacht. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man das unbedingt jemandem vorspielen will – wie ein Drang, dass man das teilt, was man jahrelang in seinem Zimmer alleine gemacht hat. Plötzlich habe ich es dann machen können, als ich nach Wien gekommen bin. Ich habe so viel Straßenmusik gemacht und gelernt, dass es ein wichtiger Teil von mir ist und vom Musizieren.“ Diese unbändige Freude am Musizieren konnte man auch in Saarbrücken erleben. Den Künstlernamen hat Oska übrigens nach ihrem älteren Bruder ausgewählt (lest HIER das komplette Interview).
Auch wenn die großen Charterfolge noch auf sich warten lassen, hat Oska nach einer EP und dem ersten Album in der Szene von sich Reden gemacht. Sie gewann den XA Music Export Award beim Waves Vienna Festival 2020, ihren ersten Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Best Sound 2022 und erhielt 2023 einen Music Moves Europe Award. Als Support hat sie schon Acts wie Milow, Stu Larsen, Matt Simmons und Tom Odell begleitet.
Und jetzt die eigene Tour! Oska erschafft eine verlockende Welt strahlender Melodien, groovender Rhythmen und poetischer Lyrics. Bis auf eine Ausnahme wurden alle Songs des Albums in dem etwas mehr als einstündigen Konzert gespielt. Die Songs erklangen sehr offen und charmant. Mit reduzierter Begleitung, mal poppig, mal folkig, immer organisch ohne viel elektronischen Schnickschnack und mit enormer Leidenschaft und Liebe. Dabei sind durchaus soziale Botschaften in den Texten versteckt. Der Titelsong handelt von einem Paar, das auf einem Boot davon segelt und auf das Ende der Welt wartet. Klimawandel, Pandemie – und in Zeiten eines Krieges in Europa könnte es gar nicht aktueller sein.
Dazwischen erzählte Oska ihre Geschichten und sammelte Sympathiepunkte. Man hört ihr einfach gern zu und empfindet Empathie, wenn sie „Lousy T-Shirt“ auf eine lausige Beziehung zurückführt, oder wenn sie „ABC“ erklärt, das beschreibt, wie man in einer Freundschaft zum fünften Rad am Wagen wird. Hier wurde auch endlich das Publikum aktiv und musste den Chor zum Song liefern, was trotz der Textfülle sehr gut gelang.
Anderthalb tanzbare Songs sollte es im Set geben. Der halbe war „Woodstock“, den ganzen gab es zum Ende des Sets: „Mona Lisa, a girl’s best friend“ handelt mit bittersüßer Melodie von ihrer Hündin Mona und zugleich von der Erkrankung der Oma. Ein Song über Liebe und Verlust, der zugleich versucht, die Welt zu verstehen. Dazwischen gab es einige Besonderheiten, schließlich musste der Tourabschluss gefeiert werden. So ersetzte Soundmann Flo bei einem Stück den Schlagzeuger, was Oska zu einem Lachflash veranlasste, als sie plötzlich ihren Drummer filmend im Publikum entdeckte. Und es gab a cappella zur akustischen Gitarre vorgetragen ein Cover von Crosby, Stills, Nash & Young – wundervoll harmonisch.
Der Abend hatte viele magische Momente und konnte nicht besser abgeschlossen als mit der Zugabe „Distant Universe“, die Oska dann als ihren ersten selbst verfassten Song aus den Anfangstagen vorstellte. Im Anschluss blieben viele Zuschauer*innen im Club und kamen mit der Österreicherin ins Plaudern, die ganz natürlich hinter dem Merch stand, für jeden die richtigen Worte fand, fleißig Alben signierte und einfach Freude ausstrahlte.
Der ganze Abend war wie eine musikalische Kuscheltherapie: emotional, harmonisch und bezaubernd. Zuckersüß gewann Maria alias Oska die Herzen ihres Publikums. Wie meine Frau so richtig bemerkte: „Am liebsten würde man sie einpacken und mit nach Hause nehmen“. Stimmt. Aber die Alben von doppelfinger und Oska tun’s dann auch.
Lange musste das Trierer Publikum auf den Auftritt von Chris de Burgh warten, der dann endlich am 27. Oktober 2022 stattfand. Die Arena war leider nicht komplett gefüllt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Der 74jährige Sänger stand ganz allein auf der Bühne und präsentierte einen bunten Querschnitt durch seine Karriere, der besondere Schwerpunkte auf die beiden Konzeptalben „Moonfleet & Other Stories“ sowie auf das aktuelle Werk „The Legend of Robin Hood“ legte.
Pünktlich um 20 Uhr erschien der Ire auf der Bühne und wurde von Beginn an umjubelt. Alterserscheinungen? Kein Thema! Ohne Pause dauerte der reguläre Set bis genau 22 Uhr (perfektes Timing) und im Anschluss gab es noch einige Zugaben.
Zu Beginn zeigte er seine Qualitäten zunächst am Klavier. Von dort performte er „The Hands of Man“ mit gewohnt sonorer Stimme und zeigte dann mit „Go Where Your Heart Believes“, dass auch die hohe Stimmlage nichts an ihrer Strahlkraft eingebüßt hat. Zum dritten Song wechselte Chris an die Gitarre und es gab mit „Missing You“ den ersten Smashhit des Abends, gefolgt von dem rockigen „Waiting for the Hurricane“.
Der Bann war schon längst gebrochen und das Publikum in Feierlaune. Der Songwriter führte elegant und charmant durch den Abend, nutzte die ganze breite der Bühne, wechselte die Instrumente und bisweilen gab es auch Musik von der Reserve. Die Tour war ursprünglich mit kompletter Band geplant, doch die mehrmalige Verschiebung machte dem einen Strich durch die Rechnung. Jedenfalls kann Chris de Burgh einen solchen Abend locker solo gestalten – und wenn es den Arrangements dienlich ist, werden einzelne Passagen einfach vom Band eingespielt.
Die Trierer Zuschauer waren immer gut dabei und „Sailing Away“ funktionierte als ausgiebiger Mitsing-Klassiker. Dann erzählte Chris schelmisch von den Vorhängen in Hotels, die immer einen Tick zu kurz sind, und führte dies pantomimisch vor. Aber das war natürlich nur die Überleitung zu einem anderen Geheimnis: den Frauen. Wer versteht die Frauen? Keiner meldete sich, aber der Sänger versuchte eine Annäherung mit den Balladen „Suddenly Love“ und „Woman’s Heart“.
340 Lieder hat Chris de Burgh nach eigenen Angaben inzwischen geschrieben – und doch oder gerade deshalb hegt er große Bewunderung für Songwriter wie die Beatles, die Eagles und Elvis. Um dem Tribut zu zollen, gab es ein kleines Medley mit Stücken wie „Here Comes The Sun“ sowie „Hotel California“ – und dann wurde „Always on My Mind“ komplett gespielt.
Im Anschluss ging es stimmungstechnisch in eine Taverne und zu den „Moonfleet“-Geschichten des britischen Autors John Meade Falkner. Diese Story um Schmuggler und die Jagd nach einem Diamanten hat de Burgh im Jahr 2010 vertont. Jetzt gab es einige Ausschnitte daraus, wobei der Meister sich bei Songs wie „My Heart’s Surrender“ von einem eingespielten Orchester begleiten ließ, was die Ausrichtung sehr musicalmäßig machte, und das starke „The Storm“ in Form eines Shanty-Songs mit Folkrock-Charakter darbot. Die geheimnisvolle Stimmung war jedenfalls greifbar und das schummrige Bühnenlicht tat sein Übriges dazu.
Zur Halbzeit gab es mit „Another Rainbow“ einen Song für einen verstorbenen Freund und dann ein kurzes orchestrales Zwischenspiel zum Durchschnaufen. Der Sänger verließ aber nicht etwa die Bühne für eine Pause, sondern spielte direkt weiter. Mit viel Pathos interpretierte er „The Road to Freedom“ und den erzählenden Song „The Snows of New York“, der von zwei Brüdern aus Irland berichtete, die sich trennen mussten, weil einer nach Amerika ging.
In Argentinien geboren ist Chris de Burgh dennoch stolz, durch und durch Ire zu sein. Und in einer jetzt wahrhaft politischen Rede bekamen viele ihr Fett weg. Die Situation in Großbritannien hatte er bereits kurz angedeutet und dann den Mantel des verschämten Schweigens darüber gelegt. „Zum Glück bin ich Ire!“ Aber der Song „Cry No More“ war dann doch ausschlaggebend für eine Tirade. Ursprünglich war er für die syrischen Flüchtlinge in Europa geschrieben und Chris dankte Deutschland mit ehrlichen Worten für die Grenzöffnung vor einigen Jahren. Doch jetzt legte er das Augenmerk auf die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und ging hart mit Putin ins Gericht („Fahr zur Hölle!“). Außerdem versprach er, trotz seiner großen Popularität in Russland nie wieder dort aufzutreten. Wort! Der Song „Cry No More“ wurde dann sehr emotional dargeboten.
Im Anschluss ging es zur zweiten großen Geschichte des Abends: Der Legende von Robin Hood. Tatsächlich ist das ein Musical von Chris de Burgh und Dennis Martin, das zunächst in Fulde aufgeführt wurde und ab Dezember 2022 im Theater Hameln bewundert werden darf. Aus den Musicalsongs hat Chris ein weiteres Konzeptalbum kreiert, das vor rund einem Jahr erschien.
Wie ein Bänkelsänger erzählte der Songwriter einzelne Episoden aus der Geschichte, beginnend mit „The Tale of Robin Hood“. „The Man with the Double Face“ berichtete von den Intrigen um die Hauptfigur, „Home From the War“ ließ ihn als gebrochenen Mann von den Kreuzzügen heimkehren und „We’ve Got the Money“ stellte die Party nach, wenn Robins Bande mal wieder die Reichen bestohlen hatte. Der Eindruck der Songs war sehr gut – und wer alles hören will, sollte entweder nach Hameln fahren oder sich zumindest das Album (HIER unsre Review) zulegen.
Mit den ersten Standing Ovations des Abends wurde der Klassiker „Borderline“ bedacht, den Chris wundervoll schmachtend am Piano gespielt hatte. Und eins lässt sich auch hier wieder sagen: Selbst bei den höchsten Tönen musste er nichts überspielen. Chapeau dafür!
Ohnehin war jetzt Zeit für die Klassiker und das Publikum (vor allem die Frauen) versammelte sich zur großen Stehparty vor der Bühne, um den Senior-Sänger (der übrigens noch locker für 60 durchgehen würde) anzuhimmeln und seine Hits wie „The Lady in Red“, „Don’t Pay The Ferrymen“ und „High in Emotion“ abzufeiern. Die erste Lady, die nach vorne stürmte, hatte dabei stilecht eine rote FFP2-Maske an. Es geht nichts über gute Vorbereitung.
Im Zugabenblock – wie gesagt schon nach 22 Uhr und damit nach zwei Stunden hingebungsvoller Soloperformance – gab es „Where Peaceful Waters Flow“ und ein weiteres Cover: das allseits bekannte „Pretty Woman“ von Roy Orbison. Damit aber die Zuschauer*innen nicht mit fremden Klängen aus der Arena gehen sollten, schloss „The Legacy“ aus der Robin Hood Story den denkwürdigen Abend ab.
Am Anfang hatte Chris de Burgh sich mit viel Ironie im Namen des Publikums drei Fragen gestellt: Lebt er noch? Kann er noch singen? Hat er noch Spaß auf der Bühne? Alle kann man getrost mit „Ja“ beantworten. Der Meister aus Irland ist immer noch ein großer Entertainer, Geschichtenerzähler, Songwriter, Sänger – und lebt seine Profession mit viel Elan auf der Bühne. Er darf gerne wieder kommen, ob mit oder ohne Band.
Beim TrierPop-Festival am Samstag, den 24.07.2021 präsentierte sich die Trierer Musikszene vor der Arena Trier. Mit dabei waren die Rockbuster 2019-Gewinner Graustufe West mit mitreißendem New Wave und Synth-Pop, die regionalen Shootingstars Schatzi und die Indierock-Band Straws.More
Gleich zwei Tage in Folge war Felix Lobrecht mit seinem Comedy Label StandUp 44 in Trier. Beide Male ausverkauft! Das verwundert nicht, füllt der Instagram Star mit fast 1 Mio. Followern doch inzwischen die größten Arenen. Sein Podcast „Gemischtes Hack“, den er zusammen mit Tommi Schmit betreibt, gehört zu den meist gehörten in Deutschland. An diesen Erfolgsquoten muss man sich heutzutage messen lassen.
Wenn Lobrecht dann die Bühne betritt, versteht man, woran es liegen kann: Locker und flockig zieht er das recht junge Publikum in seinen Bann und fängt zunächst mit dem beliebten Bashing des Auftrittsortes an, das viele Stand-up-Comedians so gern betreiben. Sollte man damit werben, die älteste Stadt Deutschlands zu sein? Hm. Erinnert die Location vor der Arena mit Blick auf Baumarkt und Parkdeck an eine Formel 1-Boxengasse? Sicherlich. Aber das ist nun einmal der Pandemie geschuldet und es zeugt nicht gerade von Wertschätzung für die Veranstalter, die ihr Bestes tun, um seiner Komikertruppe Auftritte zu ermöglichen. Dass er dann noch den Sponsor (Volksbank Trier) niedermacht – geschenkt. Das war dann auch egal.
Auf jeden Fall nahm Felix gut Fahrt auf, lästerte über die Frau, die mit einem Schild den Tour-de-France-Unfall verursacht hat und kam schließlich zum aktuellen Lieblingsthema Corona: Zuschauer Maxi musste als Paradebeispiel herhalten, weil er zugegeben hatte, eine Infektion überstanden zu haben, als Student noch bei seiner Mutter zu leben und überhaupt viel Privates (mehr oder weniger gewollt) preisgab.
Warm-up beendet. Der erste Comedian war dran. Im Prinzip sind die StandUp 44-Shows auch nicht mehr als jeder Comedy Slam im kleinen Club. Neben dem Gastgeber treten drei weitere Künstler an. Jeder hat ca. 20-25 Minuten Zeit für seinen Auftritt. Es gibt am Ende keine Abstimmung und der Eintritt ist höher. Das sind schon die größten Unterschiede.
Als erster Gast auf der „Happy Summer Sunshine Tour 2021“ war Daniel Wolfson am Start. Der Philosophiestudent betreibt mit Kawus Kalantar den Podcast „Chips und Kaviar“. Mit viel Charme erzählte er aus seinem Alltag, berichtete von den WhatsApp-Abenteuern seines Vaters, den Möglichkeiten der Anmache im Club und gab Anekdoten eines Besuchs beim Urologen zum Besten. Deftig, aber durchaus amüsant.
Weiter ging es mit Kawus Kalantar. Der Sohn iranischer Einwanderer – aufgewachsen in Bremen (Neue Vahr Süd) – ist für viele Fans ein alter Bekannter, war er doch Support auf der letzten Lobrecht-Tour. Er berichtete aus der Zeit „als Merkel noch hässlich war“, freute sich über seine erste Freundin und erklärte, ob und wie Sex im Hochbett funktioniert.
Damit war die erste Hälfte der Show durch, aber es gab keine Pause. In Pandemie-Zeiten verzichtet man auf solche Gewohnheiten. Kinan Al bezeichnet sich selbst als „Araber aus Neukölln“. Kein Wunder, dass er viel zu berichten hat – über das Zusammenleben in der Parallelwelt, wo jeder den besseren Hummus anbietet, und über sein Touren in Deutschland („Cottbus ist hässlicher als Syrien nach dem Krieg“). Es geht um Impfstoffe – „Biontec rules“ – und emotionale Intelligenz (das politisch korrekte Wort für „Dummheit“). Einen Moment der Stille gab es, als er vom Tod seines Vaters erzählte, der am COVID-Virus verstorben ist. Es war spürbar, wie sehr Kinan seinen Vater vermisste und wie wichtig es war, die Erinnerung mit dem Publikum zu teilen.
Als Letztes hatte Felix Lobrecht seinen eigenen Slot und startete den redseligen Rundumschlag ohne Punkt und Komma aber mit viel Inhalt. Wie perfekt man entspannen kann, wenn man sich nachts Hitler-Dokus anschaut. Wie Freunde reagieren, wenn er seine Haustür bei deren Weggehen zweimal abschließt. Wie seine Oma besoffen tanzt und wie Sprüche-Ingos jede Unterhaltung zur Comedyshow machen können. Und da liegt Felix‘ größte Stärke: Er kann jede Banalität genussvoll ausschlachten. Und seine Mimik und das bisweilen spitzbübische Grinsen machen auch den Zuschauern große Freude.
Nach gut 100 Minuten war schon Schluss. Das ist jetzt nicht imposant, aber gut genug für einen kurzweiligen Abend. Auf jeden Fall ist die Erkenntnis gewachsen: Jedem dieser fantastischen Vier würde man auch ein komplettes Abendprogramm lang zuhören wollen.
Eine Fotoerlaubnis gab es nur für Felix himself, daher fällt die Galerie etwas kleiner aus als gewohnt (alle Fotos: Simon Engelbert):
ARENA OPEN AIR SOMMER 2021: pandemiegerechte Open Air Shows auf dem Vorplatz der Arena, Trier
Folgende Acts dürft ihr noch erwarten:
Weitere Infos & Ticketlink unter www.poppconcerts.de
Picknick Konzerte waren bereits 2020 ein Riesen-Erfolg: Mehr als 30.000 Besucher*innen bei 42 Konzerten in Berlin, Dresden, Köln, Leipzig und Münster, die ausgelassen gefeiert und trotzdem zu keinem Zeitpunkt die geltenden Auflagen aus den Augen verloren haben. Shows im Freien und im Grünen, in hyper-gemütlicher Sunset-Atmosphäre. Mit top-leiblicher Verpflegung, denn Snacks und Getränke können von zuhause mitgebracht werden. 2021 ist auch das Strandbad in Losheim am See mit dabei – seit Jahren bekannt als schönste Konzertlocation im Saarland!
Die ersten Acts sind bestätigt und der Vorverkauf ist gestartet:
STAHLZEIT am 20. August (ACHTUNG – Terminverlegung):
RAMMSTEIN hat mit brachialem Sound, rauer Attitüde und dem Spiel mit dem Feuer ein weltweit einzigartiges Genre geschaffen. Die Shows sind explosive Inszenierungen und fulminante Gesamterlebnisse. RAMMSTEIN hat mit den aktuellen Stadion-Shows alle Rekorde gebrochen. Die Band ist aktueller denn je. Nun darf man sich durchaus die Frage stellen, ob sich solch ein gigantisches Konzept auch jenseits der Stadien umsetzen lässt, ohne dass es zu einem RAMMSTEIN-Abklatsch auf kleiner Flamme verkommt. Die Antwort ist: STAHLZEIT kann das! Mit enorm großem Aufwand kreiert die Band seit fast 15 Jahren Shows der Superlative. Ein Team aus rund 30 Personen reist mit 2 Nightlinern und mehreren Trucks durch Europa. STAHLZEIT leben und atmen im Takt des musikalischen Brachial-Herzschlags. Durch ihre Adern fließt der unstillbare Drang auf der Bühne neue Dimensionen zu kreieren, die mit den Grenzen des Vorstellbaren kokettieren.
Die Pyroshow wird so kompromisslos und spektakulär umgesetzt, dass man bei STAHLZEIT die Hitze bis zu den entferntesten Plätzen spüren kann. Schweiß, Feuer und diese einzigartige Energie fährt den Besuchern während der rund zweieinhalbstündigen Show durch Mark und Bein. Nirgendwo anders lässt sich der Spirit von RAMMSTEIN so hautnah erleben. STAHLZEIT ist ein Phänomen und für die Fans sind die Konzerte in den jeweiligen Regionen mittlerweile zum jährlichen Jour-Fixe geworden. Wer sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen möchte, der sollte sich frühzeitig um Tickets kümmern. Denn wie beim Original heißt es auch bei STAHLZEIT inzwischen ganz oft: LEIDER AUSVERKAUFT!
MILKY CHANCE am 21. August:
Es war ein hessisches Märchen: Die Geschichte, wie aus Milky Chance, dem Do-it-Yourself-Projekt zweier Kassler Abiturienten, Stück für Stück ein globales Pop-Phänomen wurde, ist nicht nur für den deutschen Pop beispiellos. Monatelang tourten Rehbein und Dausch durch die USA, standen auf Festivalbühnen in Australien und Südafrika, sie spielten in der legendären Freilichtbühne Red Rocks oder auf der Hauptbühne des Coachella Festivals, waren bei Late-Night-Talker Jimmy Kimmel zu Gast, wurden daheim mit einem „Echo“ ausgezeichnet und mit Gold für ihr Album-Debüt „Sadnecessary“. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie Kanada, Australien und Frankreich.
DEINE FREUNDE am 22. August:
Wenn Deine Freunde in ihren Helikopter steigen, dann ist das kein Zeichen von Größenwahn sondern Teil ihres ausgeprägten Klammeraffen-Syndroms. Flo, Lukas und Pauli können nämlich nicht besonders gut loslassen. Am liebsten würden sie für immer über ihren Fans kreisen und diese ein Leben lang mit Songs versorgen. Doch ganz so einfach ist das nicht, vor allem wenn irgendwann die Pubertät ihrer Hörer zwischen die Rotorblätter kommt. Da diese bei den drei Bandmitgliedern aber schon weit zurück liegt, haben sie eine sehr erwachsene Entscheidung gefasst: Wir machen das für immer. Und so überrascht es nicht, dass im achten Bandjahr ihr fünftes Studioalbum ganz ohne Kerosin in die Kinderzimmer segelt.
Die BROILERS am 23. und 24. August:
Broilers Social Club: Live – Akustik – Open Air
Die Broilers stehen gerade auf dem Zenit ihres bisherigen Schaffens: Mit dem neuen Longplayer „Puro Amor“ gelang ihnen zum dritten Mal in Folge der Einstieg auf Platz 1 der deutschen Charts, es ist die bislang erfolgreichste Album-Veröffentlichung des Jahres 2021. Die Ticketverkäufe für ihre große Open Air–Tour 2022 eilen von einem Rekord zum nächsten: Zuletzt meldete auch die Waldbühne Berlin mit 22.000 Zuschauern „Ausverkauft!“, so dass aufgrund der ungebrochenen Nachfrage dort bereits ein Zusatzkonzert angesetzt wurde. Die Band könnte es also in diesem Sommer ruhig angehen lassen, aber die Broilers wären nicht die Broilers, wenn sie sich in besonderen Zeiten nicht etwas Besonderes für die Fans einfallen lassen würden:
Um ihrer Anhängerschaft wenigstens ein bisschen Linderung der Konzertentzugserscheinungen zu verschaffen, eröffnen die fünf Musiker im August den „Broilers Social Club“. Unter freiem Himmel in kleinen, sommerlichen Locations möchte die Band so mit den Fans zusammenkommen, um gemeinsam ein paar beschwingte Stunden mit gekühlten Getränken und einem speziell für diese Anlässe geschaffenen, ebenso wohltemperierten, akustischen Musikprogramm verbringen zu können. Die Band freut sich: „Alte und neue Broilers–Songs in besonderen Versionen, schmutzige Geschichten zwischen den Songs und vor allem endlich mal wieder Broilers live!!! Wir finden, das ist ein guter Kompromiss in den Zeiten, in denen Broilers Live & Loud in gewohnter Weise nicht möglich ist. Schüttelt Eure Picknick–Decken aus, singt Euch warm, freut Euch auf den »Broilers Social Club«!“
Alvaro Soler am 26. August:
Was Alvaro in den Jahren 2015 bis 2019 mit seiner Musik erlebt hat, kann man getrost eine Sensation nennen. Quasi direkt von der Uni katapultierten seine Songs den spanisch-deutschen Musiker in die Charts in ganz Europa, Lateinamerika und auf Bühnen in aller Welt. In vier Jahren verzeichnete der heute 30-Jährige, der sieben Jahre in Tokio gelebt hat und sechs Sprachen spricht, Erfolge für die andere Jahrzehnte brauchen: Mehr als 80 Gold- und Platinauszeichnungen weltweit, zwei Millionen verkaufte Alben, insgesamt über 2,5 Milliarden Audiostreams und 1,5 Milliarden Streams für seine Videos.
Jan Delay am 2. September:
Es gibt in der deutschen Poplandschaft nur wenige Musiker, die eine ähnlich überraschungsreiche Karriere vorweisen können wie Jan Delay. Er schöpft aus fünf Jahrzehnten (schwarzer) Popgeschichte, aber spielt just im Hier und Jetzt. In ihm stecken Daft Punk und Drake, Burna Boy und Stefflon Don, Sly & Robbie und Meek Mill. Jan Delay und seine grandiose Band Disko No.1 spielen mit Disco, Trap, Funk, Afrobeats, Ska, Arenatechno, Reggea, Rock und Soul, wie es nur Freigeister tun können.
Jan Delay war immer Popschwein aus Überzeugung. Die großen Melodien und Momente hat er nie gescheut, sie eher umarmt und zelebriert und in seinen eigenen Kosmos geholt. Nur das Offensichtliche hat ihn nie interessiert. Im Gegenteil: Es sind gerade die kleinen Brüche und scheinbaren Widersprüche in seiner Musik und Künstlerpersönlichkeit, die ihm erlaubt haben, über drei (!) Jahrzehnte hinweg relevant zu bleiben, eine nicht nur für HipHop-Verhältnisse unfassbare Zeitspanne: von der Roten Flora über “Grün Weiße Liebe” bis hin zu Features mit Hafti und Tretti. Das Politische nimmt er auch knapp 30 Jahre nach “K.E.I.N.E” noch persönlich. Dass er immer wieder damit durchkommt, liegt aber nicht nur an seiner treffsicheren Reimkunst und seinen feinen Sinn für knackige Slogans, und auch nicht am Trademark seiner einzigartigen Gesangsstimme sondern vor allem an einer hart erspielten Tatsache: Es gibt hierzulande schlichtweg keine bessere Live-Band als Disko No. 1 und ihren stylischen MC Jan Delay.
GIANT ROOKS am 3. September:
2015 gründen Sänger Frederik Rabe, Gitarrist Finn Schwieters, Bassist Luca Göttner, Keyboarder Jonathan Wischniowski und Drummer Finn Thomas Giant Rooks. Seitdem hat die Band sich mit riesigen Schritten weiterentwickelt und ist nicht nur aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Ganz egal ob London, Berlin oder Mailand – die Menschen vor der Bühne teilen ein Gefühl, ein Mind-Set, gehen auf im Moment. Die Haltung der Giant Rooks ist kosmopolitisch, genau wie ihr Sound. Die fünf Neu-Berliner Anfang 20 schreiben strahlende, euphorische Popsongs mit genau dem richtigen Hauch an wissender Melancholie.
JUPITER JONES am 4. September:
Wir sind zurück. Viel zurücker, als ihr vielleicht ahnt! Wir haben ein Album geschrieben, haben es – stets allen Corona-Unwegsamkeiten trotzend – in liebevoller Kleinstarbeit arrangiert und gerade jetzt sind wir dabei, es zu produzieren. Nicht immer im selben Raum, you know the deal, aber mit demselben Ziel: Eine Platte herauszubringen, die so klingt, wie Jupiter Jones 2021 klingt. Immer auch ein bisschen wie früher, aber am meisten so wie heute!
Lea am 5. September (mit Zusatzkonzert um 15 Uhr):
Mit Hits wie „Leiser“, „Immer wenn wir uns sehn“, „110 (Prolog)“ und „Treppenhaus“ gehört LEA zu den erfolgreichsten Künstlerinnen Deutschlands. Ihre Lieder erzählen wie vertonte Tagebucheinträge aus ihrem Leben: persönlich, verletzlich, stark und immer authentisch. So auch auf ihrem aktuellen Album „Treppenhaus“, auf das nun eine ergänzte Deluxe-Edition folgt. LEAs Texte und ihre Stimme, die zart-zerbrechlich, aber auch kraftvoll und fast rau klingen kann, sind ihre Markenzeichen. LEA möchte als Künstlerin gehört werden, mit ihrer Musik und ihren Texten Menschen erreichen und berühren. Dieses Gefühl entsteht bei der gebürtigen Kasslerin schon früh. Mit 6 Jahren setzt sie sich das erste Mal an das Klavier ihres Vaters und belegt im Alter von 11 Jahren tagelang das Wohnzimmer, um erste eigene Songs zu komponieren. Mit 16 schreibt sie ihren ersten Hit und landet mit dem Song „Wohin willst du?“ einen YouTube-Erfolg. Der Song wurde mehr als 3,2 Millionen Mal angeklickt, erreicht 2017 als Remix mit dem DJ-Duo „Gestört aber GeiL“ Platz 11 der deutschen Charts und wird mit Platin ausgezeichnet.
Und so funktioniert’s:
Speisen und Getränke dürfen selbst mitgebracht werden.
Bei der Bestellung beachten: Für die Picknick Konzerte in Losheim am See bieten die Veranstalter Plätze (Picknick-Decken) für 2, 3 und 4 Personen an. Pro Picknick-Decke sind Personen aus maximal zwei unterschiedlichen Haushalten erlaubt. Die Picknick-Decken müsst ihr selbst mitbringen
Nach derzeitigen Bestimmungen ist beim Einlass und beim Bewegen auf dem Festivalgelände (außerhalb der Picknick-Decke) das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes erforderlich. Es gelten die allgemeinen Abstands- und Hygiene-Regeln.
Popp Concerts haben die gesetzlichen Auflagen permanent im Blick und werden diese entsprechend verantwortungsvoll umsetzen! Sollten (einzelne) Konzerte wider Erwarten doch nicht stattfinden können, bekommt ihr 100% des Kaufpreises vom Ticketingpartner rückerstattet (inkl. aller Gebühren).
Zum Thema Jugendschutz:
Arena Open Air Sommer in Trier – Tag 1 – Hier findet ihr unsere My’tallica Fotogalerie vom 16.7.2021
Die Metallica-Coverband gab den fulminanten Opener für den Konzertsommer vor der Arena Trier. Weitere Termine findet ihr unten.
Nachdem Wincent Weiss im Februar 2018 mit seiner Akustik-Tour noch in der kleineren Europahalle weilte und das Trierer Publikum mit einem Sitzkonzert verwöhnte (HIER unser Bericht zum Konzert in der Europahalle Trier 2018), musste jetzt die Arena dran glauben. Die fünffache Zuschauermenge mit Stehplätzen im Innenraum – ein fantastisches Liveerlebnis – eine gigantische Show. Das Publikum vereinte alle Generationen und viele Kinder freuten sich auf ihr erstes Konzerterlebnis, während die Mädelsfraktion in Windeseile die vorderen Reihen stürmte und sich dort mit Bannern und Pappschildern breit machte. Zum Glück gab es eine lange erste Reihe, denn die Produktion sah einen langen Laufsteg vor, der mitten ins Publikum führte.
Die Bühne war zu Beginn noch verhangen und kurz vor 20 Uhr startete Bengio, der Sänger/Songwriter aus Fulda. Er bot eine Mischung aus Pop und HipHop. Vor allem emotionale Songs, die er mit sanfter Stimme vortrug. Dazu durfte er ein großes Banner am Bühnenvorhang hissen, drei Instrumentalisten mitbringen und den Laufsteg für seine Performance nutzen. Das ist nicht selbstverständlich für einen Support und man sollte es Wincent hoch anrechnen, dass er Bengio diese Möglichkeit gibt. Vermutlich weiß er selbst, was eine solche Unterstützung bedeutet. Es ist gerade mal drei Jahre her, dass Max Giesinger den damals 23jährigen Wincent Weiss mit auf Tour nahm, der mit dem Radiohit „Musik sein“ erste Erfahrungen gesammelt hatte. Und damit begann das Märchen des Sängers aus Bad Oldesloe (HIER unser Bericht zum Konzert in der Garage Saarbrücken 2016).
Bengio beendete seinen 35minütigen Set mit dem Song „Irgendwas“, den er gemeinsam mit Yvonne Catterfeld aufgenommen hat und der dann doch vielen Zuschauern vage bekannt vorkam, und der aktuellen Single „Fan von dir“, die ordentlich abgefeiert wurde. Bengio war ein durchaus starker Support – und er wird bestimmt noch länger in Erinnerung bleiben.
Der Umbau dauerte bis um 21 Uhr und pünktlich ging es los mit Wincent Weiss, der sich allein mit Gitarre im vorderen Teil des Laufstegs einfand. Ein stiller, sehr heimeliger Beginn – und der perfekte Moment für erste Mitsing-Einlagen des Publikums. Doch dann ging es noch während des Songs in die Vollen und man konnte ahnen, was einen erwarten würde: Pyro mit Knalleffekt und ein Konfettiregen leiteten „Kaum erwarten“ ein. Wincent begrüßte das Publikum vom Bühnenrand, ein Hüpfer über unsere Fotografen Alexander Moell, um den ich dabei schon ein wenig Angst hatte (HIER die Konzertfotos aus Trier 2019), und wie der Blitz stand Wincent schon zum dritten Stück „Hier mit dir“ mitten in der Menge und räumte das Feld vom Mischpult her auf.
Was für eine Energie in dieser Show! Immer in Bewegung – hautnah zu den Zuschauern und voller Power beim Gesang. Dazu hatte er eine formidable Liveband mit dabei. Vor allem Gitarrist Benni Freibott ragt kongenial heraus und bietet seine eigene Instrumentalshow mit fulminanten Soli und perfekten Gesangseinlagen in den Höhen. Wer die Karriere von Wincent Weiss verfolgt hat, der sich in drei Jahren und zwei Alben vom One-Hit-Radiowunder zum Arenen füllenden Star gemausert hat, erkennt, dass dieser alles richtig macht und einen erfolgreichen Karriereplan verfolgt. Ob gewollt oder nicht – es gibt keine halben Sachen. Und diese Hammershow, die allen lange in Erinnerung bleiben wird, ist ebenso Teil dieser Erfolgsgeschichte wie ein solcher Gitarrenheld. Hinzu kommt Wincents frisches Auftreten, der hier sichtbar sein Ding macht.
Im ersten ruhigen Moment erzählte er vom lange zurückliegenden Trier-Erlebnis mit einem Freund im Südbad. Ein Raunen ob dieser Anekdote. Dann Europahalle und gleich beim dritten Besuch in der Arena. So schreibt man Trier-Geschichte. „Einmal im Leben“ tauchte die Arena wieder in Regenbogenfarben. Wincent scheint bunte Farben und Konfetti zu lieben. Bei „Unter meiner Haut“ war er schon wieder mitten unter den Fans und danke ihnen dafür, ihm schon nach zwei Alben solche Konzerte zu ermöglichen. Sehr authentisch und sympathisch.
„Weck mich nicht auf“ war dann eigentlich ein Weckruf für alle, die in emotionale Gefilde wegzudriften drohten. Rockige Power, ein Gitarrensolo, Flammenpyro bis hin zu dem Moment, in dem Wincent selbst an den Armen in Flammen stand. Das waren Show-Momente! Danach wurde es wieder ruhiger. Zunächst mit dem anklagenden „1993“ gerichtet an seinen Vater, den er nie kennen gelernt hat, dann „Herzschlag“ akustisch vorgetragen für die kleine Schwester, die er so oft vermisst, wenn er auf Tour ist. Im Glanz Tausender Handylichter waren das sehr romantische Momente. Der Akustikset auf dem Laufsteg wurde fortgeführt mit einem Medley bekannter Deutschpop-Titel wie „Chöre“, „80 Millionen“, „Holz“, „Vincent“, „Pocahontas“, „Tausend Tattoos“ und „Cordula Grün“. Spätestens bei letzterem sang die komplette Halle lautstark mit.
Im Anschluss wieder Publikum-Action: „365 Tage“ ließ alle in die Hocke gehen und auf Zuruf springend abfeiern. Zu „Was machst du nur mit mir“ konnte erst die Band auf dem Laufsteg Übungen im Synchrontanz vollziehen, bevor das Publikum zum ultimativen Stopptanz aufgefordert wurde. Es folgte Wincents erster große Hit „Musik sein“ und der Sänger kletterte (vermutlich zur Freude der Security) die eingefahrenen Tribünenwände hoch zum sitzenden Publikum. Agil und sportlich – schließlich sollte jede und jeder Anwesende ihn hautnah erleben dürfen.
Wer bis dahin noch keine Berührung ergattert hatte, durfte jetzt bei „Frische Luft“ sein Glück versuchen, als Wincent sich crowdsurfend durch die Menge bewegte. Kein Rock-Klischee, das er nicht gekonnt bediente, bis hin zu den riesigen Luftballons, die nun zum letzten Abfeiern vor dem Zugabenblock ins Publikum geschossen wurde.
Kann man diese Fete noch toppen? Als Zugabe lieferte Wincent ein Hardrock-Medley von Songs seines ersten Albums, bei dem die Instrumentalfraktion nochmal ihr ganzes Können zeigen durfte. Damit hatte er zum Schluss vermutlich sein komplettes Repertoire aus zwei Alben gespielt. Auch eine Leistung!
Die letzte emotionale Ansage ging an eine Freundin, die sich nach fünf Jahren Beziehung von ihm getrennt hatte und für die er den Song „Pläne“ geschrieben hat. Großaufnahmen zeigten ihn mit Tränen im Gesicht. Also auch an Wincent Weiss gehen die persönlichen Momente nicht spurlos vorüber. Und zum furiosen Ende der 2-Stunden-Show gab es „Feuerwerk“. Und – ja! – mit echtem Feuerwerk in der Arena. Das kontrollierte Abschießen von Feuerwerkskörpern in der Arena habe ich auch noch nicht erlebt. Ein explosives Ende einer beeindruckenden Show. Man mag sich nicht vorstellen, wie Wincent das noch steigern will. Beim nächsten Besuch in der Region wird die Arena vermutlich nicht mehr ausreichen.
Wincent Weiss – Setlist, Arena Trier, 28.11.2019
Irgendwie anders
Kaum erwarten
Hier mit dir
Einmal im Leben
Jemanden vermissen
Unter meiner Haut
Weck mich nicht auf
1993
Herzschlag
Medley (deutsche Songs)
365 Tage
Was machst du nur mit mir
Musik sein
Frische Luft
An Wunder
Betonherz
Medley (Rockversionen eigener Titel)
Pläne
Feuerwerk
Ein lauer Sommerabend in Trier, die Sommerbühne im Innenhof des Ex-Hauses, einige Hundert gut gelaunte Zuschauer und der Schmusebarde Laith Al-Deen. Das ist die perfekte Rezeptur für einen gelungenen Abend. Die aktuelle Tour des Musikers aus Karlsruhe trägt den Titel „live acoustic“. Um dem gerecht zu werden, sitzen die drei Gitarristen (Laith inklusive) auf Hockern und schicken sanfte Töne in die Menge. Es kann aber auch mal lauter werden, vor allem wenn Keyboard und Schlagzeug einsetzen.
Musikalisch dreht sich nicht mehr alles um das 2011er Album „Der letzte deiner Art“. Stattdessen findet man eine gesunde Mischung aus allen Studioalben – nur das Werk voller Coverversionen („Session“) wird ausgespart und auch nicht vermisst. Zu meiner großen Freude geht es mit „Alles unter diesem Himmel“ los. Ein Stück von meinem Lieblingsalbum „Die Liebe zum Detail“, das noch mit dem Titelstück und zwei weiteren Songs vertreten ist.
Laith versteht es, die Zuhörer am Schopf zu packen und ihre Gefühlswelt zu durchleuchten. Und dazu nutzt er eine Mischung aus sanftem Rock, Pop und akustischen Elementen – verbunden mit einer überaus souligen Stimme. Da sind wunderschöne, melancholische Songs wie „Alles an dir“, „Leb den Tag“ und „Dein Lied“, die das ganze stimmliche Potential des Sängers in die Waagschale werfen und in denen er ohne ausschweifende instrumentale Unterstützung bestehen kann.
Zum Teil wurden die Arrangements gegenüber den Originalen abgeändert und vor allem das Piano bekommt viel Raum. Laith führt in seiner aktuellen Band einige Talente mit sich, die zudem stimmlich überzeugen können und den Background vokal mitgestalten. Er zeigt sich bodenständig, nimmt ein Bad in der Menge – und gibt vor allen Dingen den sympathischen Frontmann, der zu Späßen aufgelegt ist und dem immer ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht geschrieben scheint.
Vor dem Zugabenblock gibt es den großen Hit „Bilder von dir“, mit dem im Jahr 2000 alles begann. Es folgen zwei abschließende Stücke und das Konzert endet pünktlich um 22 Uhr nach zwei Stunden Länge. Laith Al-Deen hat auf ganzer Linie überzeugt und die Herzen gewonnen. Das lag nicht nur an dem herrlichen Ambiente, sondern einfach an seinem lockeren Auftreten ohne Starallüren und mit stetiger Bühnenpräsenz. Vielleicht ist er wirklich der letzte seiner Art?
Setlist
„TAO – Die Kunst des Trommelns“ heißt die Show der japanischen Truppe, die am Donnerstag in der Arena Trier geboten wurde. Man beruft sich dabei auf die Tradition des Wadaiko – eine psychologische Waffe der Samurai, welche die großen Taiko-Trommeln vor dem Angriff spielten, um die Gegner zu zermürben und die eigenen Kämpfer in einen Rausch zu versetzen.
Die Showtruppe TAO hat sich ganz dieser Tradition verschrieben und bietet eine durchdachte Performance, die um einiges vielseitiger ist, als ein zweistündiger Trommel-Marathon vermuten lässt. Das Bühnenbild ist wie ein japanischer Garten mit Felslandschaft und kleinen Wasserfällen aufgebaut und wird je nach Stimmung neu beleuchtet. Mal sanft vor sich hin plätschernd, mal martialisch und schrill.
Vier Frauen und neun Männer bilden die musikalische Truppe. Und es gibt nicht nur Trommeln, sondern auch Flöten und japanische Saiten-Instrumente, die das Trommel-Stakkato bisweilen ergänzen oder unterbrechen. Mit außerordentlicher Präzision, Wucht und Ausdauer schlagen alle auf ihre zum Teil riesigen Trommeln. Nicht nur Rhythmusgefühl, sondern auch ganzer körperlicher Einsatz sind dabei gefordert. Dazu wird getanzt und es gibt gekonnte artistische Darbietungen. Beeindruckend ist vor allem die Synchronität, in der das alles geschieht. Wenn die Trommeln absolut parallel geschlagen werden oder ein Rhythmus sich ohne Unterbrechung durch eine ganze Parade von Trommlern durchzieht.
Vor allem die weiblichen Zuschauer bekommen auch was fürs Auge, da die athletischen Japaner die riesigen Trommeln mit freiem Oberkörper bearbeiten oder gekonnte Tanzeinlagen aufs Parkett legen. Dazwischen sorgen vor allem die Frauen für melodische Elemente oder es gibt eine kleine Comedy-Show, wenn ein Trommel-Ton in Form eines Ping-Pong-Spiels zwischen verschiedenen kleinen Handtrommeln hin und her geschickt wird. Selbst die Kommunikation mit dem Publikum kommt (nach anfänglichen Hemmungen) nicht zu kurz.
Die zweistündige Show nimmt zum Ende hin immer mehr an Fahrt auf und die Begeisterung überträgt sich spürbar auf das Publikum. Schließlich kann niemand mehr Hände und Beine ruhig halten. Die TAO-Trommler haben ihr Ziel erreicht und die Arena Trier in eine klatschende und stampfende Rhythmusgruppe verwandelt, die schließlich die Show mit stehenden Ovationen feiert. In zwei Jahren will man sich wieder in Trier treffen. Sehr gerne!