Maiden in Oberhausen – Maiden England Tour 2013 – Support: Voodoo Six, Ghost, Sabaton
An diesem lauen Sommernachmittag erwartet die Freunde des Heavy Metal zwischen der Oberhausener König-Pilsener-Arena und dem Gasometer ein riesiges Open-Air Gelände. Iron Maiden geben ihr einziges NRW-Konzert und kein Wunder: es ist ausverkauft. Die Sonne scheint, das Bier läuft in Strömen, es ist gute Stimmung – Festivalatmosphäre für die Dauer von immerhin vier Bands!
Die Engländer von Voodoo Six eröffnen gegen 17.30 Uhr mit „Falling Knives“ das Set. Außerhalb der Insel in Europa noch recht unbekannt, hofft die Band um Sänger Luke Purdie als Support von Iron Maiden mehr Bekanntheit auf dem Festland zu bekommen. Das dürfte der Band nicht schwer fallen – die druckvollen Gitarren und der charakteristische Gibson Sound, der rockig-rauchige Gesang gepaart mit viel Spielfreude, lässt den Stoner Rock gut ankommen. Eine gute halbe Stunde hat die Band Zeit das Publikum zu überzeugen u.a. auch mit neuem Material der CD „Songs to Invade Countries To“ „Sinkor Swim“. Passenderweise beenden sie das Set mit „Long wayfrom Home“ und geben die Bühne frei für Ghost. Irgendwie bin ich sehr gespannt auf die Band, die in aller Munde ist und kann es mir nicht verkneifen, die Augen zu rollen, als die fünf Namenlosen Schweden im schwarzen Habitem und Kapuze und Star Wars ähnlicher Maske begleitet von Kirchengesang und Geigensound die Bühne betreten. Als der Sänger in seinem schwarzen Papstkostüm auf die Bühne kommt und seinen wenig anspruchsvollen, schiefen Gesang darbietet, habe ich mein Urteil für den Abend bereits gefällt: die Band passt nicht in das Vorprogramm von Iron Maiden und der Meinung sind die restlichen Fans auch, denn es hagelt Buh-Rufe nach den Songs. Die Show ist wenig anspruchsvoll, Songs wie „Night of the Witch“ und „Prime Mover“ mögen das Publikum nicht begeistern und das Konzept „mehr Schein als Sein“ rächt sich: wenig Applaus von den Maiden-Fans.
Umso besser, dass Sabaton dieses Fiasko retten können. Wüsste ich nicht, dass Iron Maiden der Headliner des Abends ist, könnte ich meinen, alle sind wegen Sabaton gekommen. Die Band mit den Tarnhosen wird umjubelt, beklatscht, lauthals umsungen und nach jedem Song ertönen scharenweise Sabaton-Rufe im Takt aus dem Publikum. Die Schweden bedanken sich mit einer tollen Show gemischt aus ehrlicher Spielfreude, Wirbelwindakrobatik des Sängers Joakim auf der Bühne (kaum eine Minute, die er nicht springt oder über die Bühne hin-und herläuft – kein Wunder in seinen sportlichen Fivefinger-Schuhen!) und witzigen Ansagen (teils sogar auf Deutsch) zwischen den Songs. Zwei Mal wird Joakim vom Publikum mit Rufen überredet, Flaschenbier auf Ex auszutrinken und mit neuen „Noch ein Bier“-Rufen zu noch mehr Trinken aufgefordert. Unter anderem gibt die Band„Into The Fire“, „Swedish Pagans“, das schwedische „KarolinensBön“ des neuen „Carolus Rex“-Albums. und das beliebte „Primo Victoria“zum Besten, um mit „Metal Crew“ das Seit zu beenden. Joakim hat sich zumindest für den letzten Song von seiner Sonnenbrille entledigt – wohl auf den Anblick eines Mädels im Publikum, das ihm ihre nur noch vom BH bedeckten Busen entgegenstreckt. Immerhin wirft er seine Brille zum Abschied ins Publikum. Erstaunlich: etliche Zugaberufe, die jedoch leider unerhört bleiben müssen. Schade!
Die Bühnenumbauten für Iron Maiden machen klar: die Band hat eine neue Bühnendeko dabei – mitten im Sommer hält auf der Bühne die Eiszeit ein. Um 20.45 Uhr startet „DoctorDoctor“ als Opener vom Band und bevor die Engländer die Bühne stürmen, wird die Bühnendeko von zwei Roadies komplett enthüllt. Die Show startet mit „Moonchild“ und führt gut 1 Stunden 45 Minuten als gelungene Mischung zwischengroßen Klassikern. Feuerfontänen, Pyrothechnik, zu den Songs ständig wechselnde Backdrops, fünf riesige über der Bühne auf- und abfahrende Lichtformationen und ein gewaltiger Laufsteg für Bruce auf der Bühne machen das Konzert zum Augenschmaus. Gitarrist Janick wirbelt seineFendergitarren akrobatisch auf der Bühne herum und tänzelt in leichten Schritten gitarrespielend auf und ab. Immer wieder lehnt er sich locker und kippelnd in eine Box, schwingt sein Bein drauf und zeigt wie agil er noch in seinem Alter ist. Auch der Rest der Band scheint nicht spielmüde zu werden, auch wenn seit gut drei Jahren noch kein neues Studiomaterialerschienen ist. Bruce Dickinson ist wie ein junger Teenager, springt in die Luft, über Lautsprecherboxen, läuft in wechselnder Kleidung passend zu den Songs von einer Bühnenseite zur anderen. Und immer wieder taucht Maskottchen Eddie auf: als laufende, überlebensgroße Puppe zu „Run to the Hills“ (mit der Band ständig in Interaktion)oder wird hinter Drummer Nicko in unterschiedlichen Ausführungen hochgefahren. Eine routinierte, sehr professionelle Live-Show mit drei Zugaben – leider um 22.30 Uhr zu Ende. Das Outro „Always look on the bright Side ofLife“ tröstet uns Metalfans trällernd und pfeifend beim Verlassen des Geländes darüber hinweg, dass es keine weiteren Zugaben gibt.
Setlist Maiden in Oberhausen:
- Moonchild
- Can I play with Madness
- The Prisoner
- 2 Minutes to Midnight
- Afraid to shoot Strangers
- The Tropper
- The Number of the Beast
- Phantom of the Opera
- Run to the Hills
- Wasted Years
- Seventh Son of a Seventh Son
- The Clairvoyant
- Fear of the Dark
- Iron Maiden
- —————————-
- Aces High
- The Evil that Men do
- Running Free
Maiden England Tour 2013