Wenn das Testosteron von den Wänden läuft… Monster Magnet in der Kölner Live Music Hall

Monster Magnet gelten als die Pioniere des Stoner Rock. Nach eigenen Angaben verdankt die Band ihre Inspirationen größtenteils bewußtseinserweiternden Substanzen und den Space Rock-Begründern Hawkwind. Tatsächlich ist ihre Musik ein Mix aus Garagenrock, Progressive Rock, Heavy Metal, Punk und allerlei psychedelischen Elementen. Abgesehen davon wurden Monster Magnet auch stets von Comics, Science Fiction, Horror-Filmen und B-Movies beeinflusst. Eine ziemlich krude Mischung möchte man meinen. Mit seinem zehnten Studioalbum „Last Patrol“, das im Oktober des vergangenen Jahres erschien, kehrte das Quintett um Mastermind Dave Wyndorf zu seinen Wurzeln zurück. Wyndorf selbst bezeichnet es als „Psychedelic-Space-Rock mit 60er Garagen-Feeling“ und in der Tat ist „Last Patrol“ ein deutliches Statement für die grossartigen Qualitäten dieser Band.

Das empfinden die Fans in der proppevollen Live Music Hall offensichtlich ähnlich. Nicht wenige von ihnen scheinen dabei genauso zu ihren persönlichen Wurzeln zurückgekehrt zu sein wie ihre Helden auf der Bühne. Ich entdecke zahlreiche Kutten, jede Menge Holzfällerhemden und irgendwann steht eine der prachtvollsten Vokuhilas neben mir, die ich seit 1980 gesehen habe. Ein Duft von Patschuli liegt in der Luft. Die Vorgruppe Church Of Misery schenken wir uns zugunsten eines Hot Dogs und einer Kaltschale Gerstensaft im Innenhof. Da der diesjährige Winter ja anscheinend ausfällt, sind selbst die mutigen T-Shirt-Träger vor der Halle dabei keinerlei Gesundheitsgefahren ausgesetzt.

Als Monster Magnet gegen 21.15 Uhr mit ihrem Set beginnen nähert sich der Wärmepegel im Inneren der Live Music Hall bereits dem roten Bereich. Das erste Stück „I Live Behind The Clouds“ ist auch gleichzeitig der Opener des aktuellen Albums. Als dann noch „Last Patrol“ und das Donovan-Cover „Three Kingfishers“ folgen, dämmert es auch dem letzten, dass die Band beschlossen hat das Album in chronologischer Reihenfolge zu spielen. Für Monster Magnet-Fans keine ganz neue Erfahrung. Bereits auf ihrer „Dopes To Infinity“-Tour 2011 führte die Band das gleichnamige Kultalbum von 1995 komplett auf, ebenso wie ein Jahr später „Spine Of God“ von 1991. Im Bühnenhintergrund starrt der aufgemotzte Stierkopf vom Vorgängeralbum „Mastermind“ gebannt auf das testosterongeschwängerte Geschehen vor ihm, umrahmt von bunten Blubberblasen.

Der Sound ist für Live Music Hall-Verhältnisse, die oftmals an die Akustik einer Schulsporthalle erinnern, nahezu perfekt. Auch die Band präsentiert sich sehr spielfreudig und extrem druckvoll. Chris Kosnik, der seit Oktober 2013 Jim Baglino am Bass ersetzt, fügt sich da nahtlos ein. Der Bewegungsradius der einzelnen Bandmitglieder gleicht jedoch in etwa dem eines Ziegelsteins. Einzig Dave Wyndorf bewegt sich mal von seinem Platz am Mikro weg, um den Fans in guter alter Jim Morrison-Manier den Rücken zuzukehren. Der Rest der Truppe steht wie festgenagelt an seinem Platz. Über „Mindless Ones“, meinen persönlichen Favoriten „The Duke Of Supernature“ geht es weiter bis „Stay Tuned“. Irgendjemand hält ein einsames Feuerzeug in die Höhe. Normalerweise leuchten inzwischen ja unzählige Handy-Displays die Konzerthallen dieser Welt aus. Neuerdings werden sogar iPads mitgeschleppt, die den hinteren Reihen dann vollends den Blick auf das Geschehen versperren. Aber bei Monster Magnet ist auch das ganz anders. Eben alles noch schön Oldschool.

Wer sich „Last Patrol“ in der Limited Edition gekauft hat, für den kommt die Pause nach „Stay Tuned“ etwas überraschend, denn mit „Strobe Light Beatdown“ und „One Dead Moon“ gibt es darauf noch zwei Bonustracks. Geschichten von kosmischer Rache, überbordender Libido, Ausgrenzung und epischer Fremde. Doch spätestens als Dave Wyndorf zu Beginn des Zugabeblocks „Jetzt wird gerockt“ brüllt, ist die kurzzeitige Verwirrung vergessen. Jetzt kocht die Stimmung. Kein Wunder angesichts solcher Klassiker wie „Look To Your Orb For The Warning“ oder „Dopes To Infinity“. Der erste (und einzige) Stagediver des Abends entert die Bühne und schmeißt sich in die feiernde Menge. Als Dave Wyndorf anschließend zu seiner letzten Ansage ausholt und „Motherfucker“ dabei das am meisten benutzte Wort ist, kann nur noch ein Song folgen: „Space Lord“. Die Kölner singen ihn aus voller Kehle mit.

Zum endgültigen Abschluss schießt Wyndorf noch ein paar Fotos von den Fans, bevor er die Live Music Hall nach anderthalb Stunden in einem Feedbackgewitter zurücklässt. Einmal mehr haben Monster Magnet bewiesen, dass sie nach wie vor zu den kreativsten, facettenreichsten und am härtesten rockenden Bands ihrer Art zählen. Ein Konzert wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Blow ‚Em Off!