Lena Meyer-Landrut hat in kürzester Zeit eine Karriere durchlaufen, für die andere Künstler Jahrzehnte opfern müssen. 2009 bewarb sie sich bei Stefan Raab für die Show „Unser Star für Oslo“ und der Rest ist deutsche Musikgeschichte. Damals war sie 18 Jahre alt. Heute ist sie mit 22 immer noch ein junger Hüpfer, hat aber schon drei Alben auf den Markt gebracht, die sich allesamt an der Spitze der deutschen Charts verorten konnten. Nun kann man über die Langlebigkeit eines Titels wie „Satellite“ streiten. Heute können noch Generationen von Deutschen das Siegerlied „Ein bißchen Frieden“ von Nicole mitsummen. Ob das in dreißig Jahren auch mit „Satellite“ funktioniert wage ich zu bezweifeln.
Egal. Lena vereint die Generationen. Das war in der Saarbrücker Garage deutlich zu spüren, denn es fanden sich Zuschauer vieler Altersklassen ein. Recht viele Kinder (vor allem Mädchen) mit ihren Eltern, eine respektable Menge Jugendlicher, aber auch Vertreter der älteren Generation, die ohne Alibi-Kind erschienen waren. Alles war kinderfreundlich organisiert. Verzicht auf unnötige Vorbands, ein pünktlicher Konzertbeginn kurz nach 20 Uhr und damit ein Ende schon gut vor 22 Uhr. Die von weiter angereisten Eltern werden es dem Veranstalter danken.
Lena hüpfte putzmunter auf die Bühne, warf ein fröhliches „Hallo ihr Süßen“ in die Menge und es konnte losgehen. Den Anfang machte der Titel „To The Moon“. Lena kann inzwischen auf ein großes Repertoire eigener Songs zurück greifen. Das erlaubt ihr eine facettenreiche Zusammenstellung der Setlist. Vom modernen Pop über Funk und Retro-Sound bis zu akustischen Balladen ist alles dabei. So kann Lena ihre Vielseitigkeit zeigen und bleibt dabei trotzdem ihrem persönlichen Stil treu. Besondere Freude hat sie an den Uptempo-Nummern, die zum Tanzen anregen. Dabei bewegte sie sich in typischer Lena-Manier mit ausgebreiteten Armen auf der Bühne und ließ sich von der Musik treiben.
Die Setlist zog sich durch alle drei Alben und Kenner wissen, dass ungewöhnlich viele Songwriter an den Produktionen (vor allem beim zweiten Album) beteiligt waren. Die grandiose Band mit Keyboards, Gitarren und Kontrabass trug ihr übriges dazu bei, die Songs zum Leben zu erwecken. Zunächst bekamen die Zuschauer viele Albumtitel zu hören, die man nicht aus dem Radio kennt. Erst zur Hälfte des Sets gab es das düster-elektronische „Taken By A Stranger“ von Lenas zweitem Eurovisions-Auftritt, gekonnt durchmischt mit dem Coversong „Tainted Love“ (Soft Cell). Überhaupt präsentierte Lena einige spannende Coverversionen wie „Je Veux“ von ZAZ, „Rich Girl“ von Hall & Oates und „Life-ning“ von Snow Patrol. Damit wurde auch klar, wo ihre eigenen musikalischen Prioritäten liegen, was sie bei den Ansagen immer wieder betonte.
Natürlich warteten die Zuschauer vor allem auf „Satellite“. Als ersten Song im Zugabenblock musste man aber noch „Hit Me Baby One More Time“ (Britney Spears) über sich ergehen lassen, bevor endlich der erlösende Nummer-1-Hit erklang. Insgesamt war das Konzert sehr ausgewogen. Lenas Stimme wurde stark gefordert, das merkte man zeitweise auch. „Satellite“ beispielsweise klang bei weitem nicht so stark, wie man es aus der Fernsehpräsenz gewohnt ist. Allein Lenas sympathisches Auftreten reichte aber schon aus, um über einige stimmliche Probleme hinweg zu sehen. Sie ist ein Energiebündel, eine gute Entertainerin, hat ihr Publikum im Griff, bittet ein Mädchen zum Duett auf die Bühne, erzählt, was ihr gerade in den Sinn kommt.
Lena ist ein bezauberndes junges Talent geblieben. Wenn man sie dieser Tage in der Show „Voice Kids“ sieht, merkt man, dass sie nichts von ihrer Verrücktheit und Spontanität verloren hat. Das war in Saarbrücken ebenso spürbar. Gebt mir ein Mikro und lasst uns alle zusammen Spaß haben – diese Freude vermittelt die junge Künstlerin bei jedem Konzert.
Fotos von Lena in Saarbrücken gibts hier!