Die Liebe zum Kino und zu Netflix

Wenn sie zu ihren Instrumenten greifen, kann man sich auf ein wahres Feuerwerk der Virtuosität freuen. Hunderttausende bejubeln die Geschwister Camille und Julie Berthollet, seit Camille vor einigen Jahren als 15-jährige die französische TV Casting-Show „Prodiges“ gewann. Fast fünf Millionen Zuschauer verfolgten ihren Siegeszug auf dem Fernsehsender France 2.

Ihr gemeinsames Debütalbum „Camille & Julie Berthollet“ stürmte die Charts in Frankreich und errang in kürzester Zeit einen Gold-Status dort. Ihre Fans verfolgen sie begeistert im Internet wie eine Girl Group. Neben einer mitreißenden, unbefangenen Ausstrahlung haben die beiden Schwestern etwas ganz Besonderes in petto: Sie beherrschen jeweils zwei Streichinstrumente – und sorgen so in ihren Konzerten für besonderen Farbreichtum. Camille spielt Violine und Violoncello, die zwei Jahre ältere Julie Violine und Viola.

Das vielseitige Repertoire der beiden reicht von Mozart, Beethoven über französische Chansons bis hin zu ihren eigenen Versionen von „Game of Thrones“ und „Forest Gump“. Die Liebe zum Kino ist also vorgegeben. Und der Titel des neuen Albums „Series“ sagt schon aus, welchem Genre man sich nun widmen will: Den großen Soundtracks von Netflix und Co.

Der Start mit „Game of Thrones“ lässt mir schon das Herz aufgehen. Das Thema aus „Mission Impossible“ hat man ebenso im Ohr wie die melancholischen Songs von „La La Land“. So wechseln sich energische, epische Interpretationen mit verträumten Melodien ab. Schottische und italienische Folklore gibt es mit dem „Skye Boat Song“ (aus der Serie „Outlander“), bei dem Julia auch als Sängerin in Erscheinung tritt,  und dem unverwüstlichen Klassiker „Bella Ciao“.

Die Melodien aus „Downtown Abbye“ gehören zum modernen Serienkanon, während Mancinis „The Pink Panther“ zu einer Zeitreise in die 60er und 70er Jahre einlädt. Das Album ist gefüllt mit moderner Popkultur: „Stranger Things“, „House of Cards“, „The Queen’s Gambit“ – es wird fast alles geboten, was das Herz begehrt. Und mit dem Titelsong von „The Simpsons“ schiebt sich dann eine der langlebigsten Serien der Geschichte in orchestraler Form hinterher.

Der unglaubliche Elan und die Leidenschaft, die von den Berthollet-Schwestern ausgeht, zeigt: Hier sind trotz früher Meisterschaft nicht einfach sogenannte Wunderkinder zu erleben, sondern zwei große Musikerinnen, die nicht nur die klassischen Konzertsäle erobern, sondern auch ein junges Publikum mit Musikbegeisterung. Und da passt das Album mit den Soundtracks der Fernseh- und Streaming-Generation einfach perfekt!