Roger Willemsen lässt den „Karneval der Tiere“ hochleben

„Der Karneval der Tiere“ stammt als Suite von weniger als 30 Minuten Länge vom französischen Komponisten Camille Saint-Saëns. Der Romantiker schrieb unzählige Sinfonien, Opern und Klavierkonzerte, doch am bekanntesten wurde er durch dieses musikalische Kleinod, das einen ganzen Zirkus voller Tiere musikalisch beschreibt. Schon erstaunlich, dass das Werk zu seinen Lebzeiten niemals aufgeführt wurde. Heute gehört es zum kulturhistorischen Allgemeingut.

Für die musikalische Ausnahmeklasse der hier vorliegenden Produktion sorgen die gefeierten Pianisten Lucas und Arthur Jussen aus den Niederlanden. Die von Katja Riemann gelesene Erzählung steuerte posthum ihr enger Freund und Publizist Roger Willemsen bei, der den Kinder-Klassiker mit seinem neuen, geistreichen und humoristischen Text in die Welt der Erwachsenen geholt hat.

Die neue Fassung ist eine ganz besondere – wurde doch das musikalische Geschehen um einen Textteil erweitert, der dem tierischen Geschehen eine ganz aktuelle Note mitgibt. Oft wird das Stück bei Aufführungen durch einen Text eingeleitet, dann aber ohne Unterbrechung gespielt. Im vorliegenden Fall hat man sich aber für die Variante entschieden, dass jedes Tier einzeln vorgestellt wird und dann die entsprechende Musikpassage folgt. Der ironische Text von Roger Willemsen ist einfach zu gut, um ihn am Stück herunter zu leiern.

Und es darf auch nicht irgendwer lesen: Katja Riemann ist hier als Sprecherin ganz weit vorne. Aus ihrem Mund werden die majestätischen Löwen greifbar, wenn sie in die Arena einziehen. Die Schildkröten, der Elefant, der Kuckuck. Zwei Klaviere hüpfen wie ein Känguru. Es ist ein Genuss.

Während die Musik an sich schon zeitlos schön ist, wird sie durch den Text von Willemsen gekonnt in die Gegenwart geholt und es gelingt ihm, Politik und Zeitgeschehen auf süffisante Art und Weise mit den Tierstimmen zu verknüpfen. Eine sehr gelungene Umsetzung!