Klassischer Folkrock zu Themen der Gegenwart
Versengold aus Bremen bringen ihren Folkrock standesgemäß sehr feinsinnig und lyrisch an den Hörer. Damit heben sie sich wohltuend vom brachialen Getue mancher Mittelalterrocker ab. „Was kost die Welt“ ist bereits das zehnte Album der Truppe um Sänger Malte Hoyer und zurecht hat man endlich die Chartspitze in Deutschland erobert.
Der vom einzigen Gründungsmitglied Malte Hoyer bekannte Wortwitz inklusive einer guten Portion trockener norddeutscher Ironie nebst unprätentiöser Lyrik unterstreichen die gelungene Gratwanderung der Band zwischen nachdenklichen Balladen, Pop, Rockhymnen und Feiersongs. Für Versengold sind Ironie und Metaphorik gerne eingesetzte Mittel, Sprache zu nutzen und neue Bedeutungsebenen in einen Song zu bringen.
Das zeigt schon der Opener und Titelsong, der sich laut und sehr sarkastisch dem Jetset-Leben widmet und damit klimapolitische Gesellschaftskritik in eine folkige Feierhymne verkleidet. „Hier kumpp de Storm“ ist eine düstere Ballade mit norddeutschem Text und „Bella schau“ gibt dem italienischen Partisanenlied eine ganz neue Bedeutung. Allein mit diesen drei Titeln erklärt sich bereits die Vielfältigkeit des Sextetts.
Ab Track 4 befindet man sich in der Phase des sentimentalen Geschichtenerzählens. Die Ballade „Windsbraut“ lebt die Leidenschaften von Meer und unerreichter Liebe. „Hey Hanna“ hingegen ist ein Partysong des bemitleidenswerten Nicht-Tänzers, der mit der Liebsten lieber einen Pogo aufs Parkett legen würden. „Die wilde Jagd“ schafft eine mystische Atmosphäre, während „Sternensee“ melancholisch die See mit dem Leben gleichsetzt.
Neben diesen nachdenklichen Songs begeistern aber auch spaßige Trinklieder wie der Song vom „alten Rathenstein“, der als Geist dafür sorgt, dass jeder sein Glas austrinkt. Oder der witzige Beziehungssong vom „Kobold im Kopp“, den viele Feierwütige sicher nachvollziehen können. Dass auch hier die Melancholie walten kann, zeigt der Abschluss „Die letzte Runde“.
Der Folksound ist erdig und hauptsächlich mit akustischen Instrumenten versehen. Das eingesetzte Instrumentarium erstreckt sich über das gesamte Spektrum der westlichen Folklore. Rock-Einflüsse sind unverkennbar, doch hauptsächlich bietet das Sextett gelungenen Folk mit keltischer Attitüde. Hinzu kommen die charismatischen Vocals von Sänger Malte Hoyer, der mit sonorer Stimme zum Erzähler spannender Geschichten wird. Bisher das beste Album von Versengold – das bis hin zum Fantasycover absolut stimmig ist.