Doppelkonzert: iamthemorning und Riverside, Kulturfabrik Esch/Alzette 2019

Die Kulturfabrik im luxemburgischen Esch/Alzette ist immer wieder für wundervolle Progressive Rock Abende gut. Ein schönes Ambiente und eine Halle mit guter Akustik, die auch mit einigen hundert Besuchern gut gefüllt wirkt, sprechen für sich.

Am Mittwoch zogen gleich zwei Vorzeigebands des Genres das Publikum nach Esch. Den Anfang machten iamthemorning aus St. Petersburg (Russland) mit der hervorragenden Sängerin Marjana Semkina.

Getragen von dem aktuellen Album „The Bell“ gab es (nach den Worten von Marjana) einen sehr stimmungsvollen Set mit „songs about pain and death and dead people“. Man durfte also viel Traurigkeit und Melancholie erwarten.

Ganz so düster war es dann aber doch nicht. Die Vokalistin bestach durch eine sehr variable Stimme, von hoch und sanft bis hin zu tiefen und vor allem sehr energischen Klängen. Traumwandlerisch und barfuß beherrschte sie das Geschehen auf der Bühne und war 45 Minuten lang äußerst präsent.

Der Set war durch die Begleitung mit Cello und Piano sehr klassisch angelegt, hatte aber auch verjazzte Passagen. Hinzu kam ein formidabler Percussionist, der seine Instrumente sehr variantenreich spielte.

Alles in allem waren iamthemorning viel mehr als ein „support act“. Wundervoll, was sie hier zu bieten hatten – belohnt mit viel Applaus von einem begeisterten Publikum. Das aktuelle Album ist wärmstens zu empfehlen.

Nach diesem stimmungsvollen Set ging es um 21:15 mit dem Hauptact los.

Nach der sehr erfolgreichen Wasteland-Tour im Laufe des Jahres haben die Polen um Mariusz Duda noch eine „German Edition“ als Zugabe mit acht Terminen raus gehauen, wobei die Kulturfabrik in Esch-sur-Alzette nicht so wirklich in die „German Edition“ passte.

Ein Großteil des Programms fiel auf Stücke des siebten Studioalbums „Wasteland“. Doch auch ältere Stücke wie das wundervoll tränendrückende „Lost“ und die Kracher „Panic Room“, „Out Of Myself“ sowie das vom Publikum immer wieder gerne geschmetterte „Left Out“ wurden präsentiert.

Riverside gastierten zum zweiten Mal im kleinen Ländchen nach ihrem 2007er Supportact für Dream Theater. Mariusz Duda nahm dies zum Anlass mit dem aufgedrückten Label der „Progressive Metal“-Band zu hadern und zu brechen. Um die Progjünger nicht zu verprellen, werden die ganzen Ausführungen hier nicht wiedergegeben.

Als Quintessenz stellte der charismatische und zum Scherzen aufgelegten Sänger fest: „Die Menschen auf der Straße und auch meine Tochter sagen, Progressive Rock ist für alte Menschen. Der Unterschied von Riverside zu Progressive Rock Bands ist, dass man sich mit Riverside jünger fühlt.“ Das war dann auch das Startzeichen für das Publikum, dem Geburtstagskind (Mariusz Duda) ein Ständchen zu singen, wobei eine kleine Gruppe anwesender Landsleute ein besonderes polnisches Geburtstagslied anstimmte.

Die Band zeigte sich mal wieder voller Spielfreude, viel Kontakt zum Publikum (Michal war in Flirtlaune, Mariusz hatte vor dem Konzert Sprechperlen gefuttert) und zur Überraschung vieler wurde auf der Bühne gescherzt, improvisiert und gejammed. Mit jeder Tour nehmen die Livequalitäten des Vierers zu und es bleibt zu hoffen, dass sie noch lange weiter machen und hervorragende Studioalben für zukünftige Touren produzieren werden.