„Meylensteine“ geht in die zweite Runde – CD zur Fernsehsendung

Nachdem Gregor Meyle in Xavier Naidoos „Sing meinen Song“ mitgemacht hatte, war er gleich mit vier Alben in den deutschen Charts vertreten. Vorher hatten ihn nur wenige gekannt – hauptsächlich, weil er in Stefan Raabs TV-total-Castingparodie SSDSDSSWEMUGABRTLAD hinter Stefanie Heinzmann den zweiten Platz belegt hatte. Jetzt aber sahen ihn alle als den sympathischen, weltoffenen Singer/Songwriter, der die Herzen seiner Zuhörer im Sturm gewann. Ein großes Plus: Er konnte sich auch Songs bekannter Künstler ganz zu eigen machen und seinen Versionen zu neuem Leben erwecken. Damit war er prädestiniert für ein eigenes TV-Format („Meylensteine“), das im Folgejahr im Anschluss an „Sing meinen Song“ bei VOX ausgestrahlt wurde. Er begleitete bekannte Künstler ein Stück ihres Weges und sang deren Stücke entweder allein oder im Duett.

Das Format war so erfolgreich, dass es 2017 gleich eine zweite Staffel gab. Aber: Pustekuchen. Die Quoten blieben im Keller. Vermutlich deshalb, weil man die Serie irgendwo im regulären Abendprogramm versteckte. Also wurde die Sendung im April abgesetzt und man startet kommenden Dienstag einen neuen Versuch. Der wird vermutlich von Erfolg gekrönt sein, denn diesmal wählt man wieder den bewährten Sendeplatz hinter „Sing meinen Song“. Macht Sinn – und sollte auch funktionieren.

Zugleich erscheint dann das Doppel-Album „Meylensteine Vol. 2“, dass die in der Sendung verwendeten Songs auf CD presst. Sechs Gaststars – und ganz viel Gregor Meyle. Dabei sind: Alphaville, Sportfreunde Stiller, Helene Fischer, MIA., Howard Carpendale und die Höhner. Eine absolut bunte Mischung, was den Gregor aber nicht aus der Ruhe bringt.

Alphaville, die Synthie-Popper aus Münster, logischerweise mit englischen Songs, die in den 80ern Chart-Raketen waren. Es gibt die großen Hits „Forever Young“ und „Sounds Like A Melody“ in gemeinsamer Interpretation, während sich Meyle „Big In Japan“ allein vornimmt. Ersteres im Streicher-Stakkato, letzteres als sanfte Ballade. Hat was! Meyle ist einfach Experte darin, die Arrangements auf ihren Kern herunter zu brechen und eine ganz neue Sichtweise auf die Songs zu eröffnen.

Bei den Sportfreunden und uns Helene hat er da weniger Raum, weil jeder die Titel (ob er will oder nicht) sofort im Ohr hat. Trotzdem wird „Applaus, Applaus“ schön countrymäßig verschrammelt und „Ein Kompliment“ klingt aus Meyles Mund gänsehauterzeugend melancholisch. Helenes „Ich will immer wieder… dieses Fieber spür’n“ überrascht als Piano-Chanson und selbst „Atemlos“ erkennt man mit emotionalen Pianoklängen kaum wieder. Da hat Gregor Meyle echt ein Händchen für.

Auf CD 2 geht es genau so weiter. Mieze von der Band Mia. harmoniert ebenfalls gut mit Gregor und aus den Elektro-Pop-Titeln werden herzergreifende Balladen. Dann Altmeister Howard Carpendale und ein rockig (!) gehaltenes „Ti amo“. Mit Akkordeon-Arrangement gewinnt „Tür an Tür mit Alice“ und Gregor interpretiert „Hello again“ tränentriefend emotional.

Und wie klappt das auf Kölsch? Die Höhner behalten ihre Einzigartigkeit noch am ehesten von allen vertretenen Gästen. Trotzdem braucht man einige Takte, um „Echte Fründe“ zu erkennen. Könnte auch aus einem Straßencafé erklingen. Zumindest nimmt man es Gregor ab, wenn er „Hej Kölle du bes e Jeföhl“ schmettert. Grandios!

Ich kann oft nur staunen, was Gregor Meyle aus abgenudelten Radiohits noch raus holen kann. Es macht definitiv Sinn, sich seine Versionen anzuhören und die Titel ganz neu zu genießen. Zum Abschluss gibt es ein Gregor-Medley aus den Titeln der ersten Staffel und seinen Abschluss „Hier spricht dein Herz“. Voller Herz sind die Tracks auf jeden Fall – das hört man. Ach ja: Schaut euch die Sendungen an!