Max Raabe und sein Palast Orchester im MTV unplugged

“Kein Schwein ruft mich an” – so klagte Max Raabe bereits 1992 vor Beginn des Handy-Booms und berührte mit diesem Schlager im Stil der Comedian Harmonists das deutsche Publikum. Gemeinsam mit seinem Palast Orchester bringt er seither erfolgreich die goldenen 20er und 30er Jahre weltweit in die Konzertsäle zurück.

Seine Konzerte sind eine willkommene Zeitreise in die Gepflogenheiten jener Zeit. Er tritt elegant gekleidet auf, lässt sich von seinem vorwiegend männlichen Orchester zuzüglich Quotenfrau gekonnt begleiten und besticht vor allem durch seine überaus höflichen Ansagen. Wo erlebt man es heute noch, dass ein Künstler sein Publikum siezt?

Vom musikalischen Auftreten unterscheidet sich das MTV unplugged gar nicht so sehr von den „normalen“ Konzerten des Künstlers. Man musste also andere andere Akzente setzen: An zwei Nachmittagen im Mai versammelten sich an die 40 ein wenig aufgeregte, auffallend gut gekleidete Menschen, ein paar davon stilecht im Look der 20er Jahre, im Shabby Chic des Gartens von Clärchens Ballhaus in Berlin Mitte. Sie waren das handverlesene Publikum für die Aufzeichnung, die nun auf CD und DVD erscheint. Mit liegt zur Review die Audioversion vor – und der Eindruck ist durchweg positiv.

Spannend ist vor allem die Auswahl der Duettgäste, die durchaus bemerkenswert ist. „Guten Tag, liebes Glück“ mit Lea klingt noch logisch, doch wie Samy Deluxe mit seinem schnellen Rap die verschlafene Attitüde von „Der perfekte Moment… wird heute verpennt“ quasi aufweckt – das hat was. Und es zeigt, dass die 1920er Jahre und Rapmusik gar nicht so unvereinbar sind, wie man meinen sollte.

Fein gewählt sind Klassiker wie die „Moritat von Mackie Messer“ (mit Lars Eidinger) „Wochenend und Sonnenschein“ sowie „Mein kleiner grüner Kaktus“. Namika verfeinert „Küssen kann man nicht alleine“ zum souligen Popsong mit Nostalgie-Flair. Und Pawel Popolski macht besagtes „Kein Schwein ruft mich an“ zur äußerst tanzbaren Polka, die durch die Decke geht.

Auf CD 2 trägt Herbert Grönemeyer himself seinen „Mambo“ bei, zu dem das Palastorchester einen wirbelnden Sound bietet. Und ganz ungewöhnlich wird es durch den Metaller Mr. Lordi aus Finnland. Sein „Just a Gigolo“ trieft vor morbider Eleganz.

Über 20 MTV unplugged Konzerte wurden inzwischen in Deutschland aufgezeichnet – und Max Raabe passt perfekt in diese Reihe. Die CD erscheint als Digipack im leichten Überformat. Das hübsch aufgewartete Booklet wartet gar (für ein Livekonzert recht ungewöhnlich) mit einigen gedruckten Songtexten auf.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden