Kim Wilde: Ein blonder Weihnachtsengel wird 60

Vor sieben Jahren erschien eins meiner liebsten Weihnachtsalben aller Zeiten: das „Wilde Winter Songbook“ von Kim Wilde. Die Ikone des Pop, die mit Hits wie „Kids in America“, „Cambodia“, „You Keep Me Hangin’ On“ oder „You Came“ vor allem in den 80er Jahren die Tanzflächen weltweit eroberte, wird am kommenden Mittwoch 60 Jahre alt. Kaum zu glauben. Pünktlich zum Geburtstag erscheint das weihnachtliche Songbook in einer erweiterten Deluxe Edition auf zwei Silberlingen.

2013 schrieb ich zum Album: „Wilde Winter Songbook“ enthält zwölf Stücke in stimmungsvollen Neuaufnahmen. Zu Beginn und zum Abschluss gibt es zwei hochkarätig besetzte Duette. Den Klassiker „Winter Wonderland“ singt Kim im Duett mit Rick Astley. Ich will ja nicht lästern, aber Ricks schmalzige Stimmfarbe ist die perfekte Besetzung für diesen orchestralen Song, der ganz von selbst den Duft von Lebkuchen und das Bild brennender Kerzen erzeugt.

Und zum Glück ist nicht alles so beschaulich, denn Kims Superhit „Rockin‘ Around The Christmas Tree“ findet sich natürlich auch – diesmal im Duett mit Nik Kershaw. Diese Zusammenarbeiten sind sehr gefällig und dazu möchte ich auch den Song „Burn Gold“ zählen, der in ein herzzerreißendes „Silent Night“ überführt, das Kim zweistimmig mit Hal Fowler anstimmt.

Das waren die Duette – doch Kim überzeugt allein ebenso. Mit gefühlvoller Stimme verleiht sie Standards wie „Let It Snow“ und „Winter Song“ neue Impulse. Hinzu gesellen sich sechs starke Eigenkompositionen. Kim Wilde überrascht bei „Hope“ mit einer schönen Klaviermelodie und einem hymnischen Abschluss. Ebenso gefühlvoll singt sie die Ballade „One“ und das mit akustischen Gitarren versehene „Song For Beryl“.

Die Bonus-CD zur Neuauflage wartet direkt am Anfang mit einer Überraschung auf: „Keeping The Dream Alive“. Die Melodie kennt man doch irgendwoher… Es ist eine englischsprachige Version von „Solang man Träume noch leben kann“ der Münchner Freiheit. Sehr schön umgesetzt. Da gibt es nichts zu meckern. Und auch das unvermeidliche „Last Christmas“ ist jetzt in einer sehr eleganten Version vertreten. Die beiden Remixe des Duos Electric Penguins hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, doch das soll Geschmackssache bleiben. Die ruhigen „Isobel’s Dream“ und „Deck The Halls“ fügen sich jedenfalls schön in die besinnliche Zusammenstellung ein.

Kim Wilde ist stimmlich weiterhin eine Bank und es gelingt ihr, sehr eingängige und getragene neue Songs zu schreiben. Wer den ewigen Weihnachts-Einheitsbrei satt ist, sollte diesem Album gerne mal ein Ohr gönnen.