Die ersten vier Alben remastered, auf Vinyl und mit neuen Tracks

2020 stiegen die Progmetaller CONCEPTION aus Norwegen nach über zwanzig ruhigen Jahren wie Phönix aus der Asche. Der neue Longplayer “State of Deception” hielt die für CONCEPTION typische Weite progressiver Sounds perfekt fest, vom symphonischen Melodrama bis zur Rockriff-Utopie. Die Euphorie war im Nachgang des aktuellen Albums so groß, dass Noise Records jetzt auch die vier genialen Alben aus den 90er Jahren neu auflegen – als CD Digipacks, auf Vinyl, jeweils mit bisher unveröffentlichten Bonustracks. Ein Fest für jeden Fan!

CONCEPTION wurde 1989 in Norwegen vom Dag Østby (Vocals), Tore Østby (Gitarre), Werner Skogli (Drums) und Freddy Samsonstuen (Bass) gegründet. Schon nach einem Jahr stieg Sänger Dag noch vor Erscheinen des Debütalbums aus und der kongeniale Roy Khan kam mit seiner Opernstimme ins Spiel, der nach dem Ende von CONCEPTION bei den US-Metallern KAMELOT tätig wurde.

Zunächst wollte man die aufkommende Thrashmetal-Welle reiten, doch nach und nach kristallisierte sich heraus, dass es in eine ganz andere musikalische Richtung gehen sollte. Das Line-Up wurde an den sich entwickelnden Musikstil angepasst und die lokalen Talente Arve Heimdal am Schlagzeug und Ingar Amlien am Bass verliehen der Band eine solide, groovy und einzigartig klingende Rhythmus-Fraktion. Zudem hatte man mit Roy jetzt einen Vokalisten, der kraftvoll und melodisch interpretierte und Bombast sowie Pathos den Boden bereitete.

„The Last Sunset“ war das Debüt und erschien mit altertümlichem Bandfoto-Cover auf eigenem Label. Nach ersten Erfolgen wurde es von Noise Records mit alternativem Cover neu veröffentlicht. Das Album wartete noch mit einem sehr harten Sound auf, der die Wurzeln im Thrashmetal deutlich machte. Roy brachte aber schon seine persönliche, sehr melodische Note mit ein. Und gerade diese Mischung sorgte für Aufsehen und machte das Album so einzigartig.

Nach dem Intro „Prevision“ liefert „Building a Force“ den perfekten Einstieg, der ebenso machtvoll klingt wie es der Songtitel andeutet. „Bowed Down With Sorrow“ und „Fairy’s Dance“ bestechen durch ihre energische Dynamik. Es gibt aber auch akustische Gitarren und gar Flamenco-Einlagen von Tore Østby. Der Grundstein für einen ganz eigenen Sound war gelegt. Während Grunge langsam aber sicher die rockigen Charts beherrschte, gingen CONCEPTION einen ganz anderen Weg und schufen sich ein melodisches Alleinstellungsmerkmal.

Als Bonus gibt es mit der Neuauflage drei Demoversionen, die es nicht zur Songreife geschafft haben.

Das erste reguläre Album bei Noise Records war „Parallel Minds“. CONCEPTION hatten sich inzwischen zur formidablen Liveband entwickelt und gossen ihre Energie in neue Songs. Khan und Østby hatten sich endgültig als Songwriter-Duo gefunden, da der Sänger jetzt alle Lyrics lieferte.

Es ist ein druckvolles und zugleich melodisches Album in der Tradition des Powermetal. Zudem machte die instrumentale Brillanz es auch für Freunde von Progressive Rock und Progmetal gut hörbar. Die Gesangs- und Melodielinien variieren von majestätisch bis leidenschaftlich. Ein sporadischer Einsatz von Keyboards rundet den endgültigen Klangkosmos ab, mit dem sich CONCEPTION in der Szene etablieren. Vom rockigen „Roll the Fire“ bis hin zum hymnischen Titelsong ist alles möglich.

Im Bonusbereich gibt es das Demo von „Silent Crying“ und die genannten Stücke „Roll the Fire“ sowie „Parallel Minds“ in fulminanten Liveversionen.

Das dritte Album bietet wie der Vorgänger ein fantastisches Cover, das man sich am besten im LP-Format anschaut. Es ist komplexer und progressiver als die Vorgänger und orientiert sich hörbar an Bands wie Queensrÿche sowie den komplexeren Werken von Iron Maiden. Dabei ist es immer Khans Ausnahmestimme, die den Tracks einen besonderen Drive mitgibt.

“Missionary Man“ und „Some Wounds“ schaffen eine recht mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre, während „A Million Gods“ als Achtminüter sehr komplex und mit monumentaler Stärke daherkommt. Insgesamt ist „In Your Multitude“ ein wirklich episches Album mit komplexen Songstrukturen, das man keineswegs auseinanderreißen darf und immer am Stück hören sollte.

Ergänzt wird der neue Release wieder von zwei Demoversionen, darunter der Titelsong, und vom Stück „Gravity“, das sich ursprünglich als Bonus auf der japanischen Fassung fand.

Bis zum vorläufigen Ende haben CONCEPTION konsequent den Zweijahresrhythmus eingehalten und so erschien auch „Flow“ pünktlich im Jahr 1997. Doch musikalisch war plötzlich alles ganz anders, was man schon dem futuristischen Albumcover ansehen konnte. Plötzlich mischten sich elektronische Beats in die Tracks, ohne dass dies aber dem Hörgenuss schadete.

Schon der Opener „Gethsemane“ kommt mit sphärisch sterilen Klängen und läutet damit das moderne Albumkonzept ein. Erst wenn Gitarre und Vocals einsetzen, hört man wieder den typischen CONCEPTION-Sound. Roy Khan hat dabei eine sehr erzählende Ausrichtung, die dem Album keineswegs schadet. Mit “Tell Me When I’m Gone” und “Would It Be The Same” geht es dann auch wieder in hart rockende Gefilde. Geheimnisvoll mit einer Mischung aus Synthesizerklängen und starken Riffs war das vorerst letzte Album der Band ein respektablrer Parforceritt, der das Ende der Band umso schmerzvoller machte.

Im Bonusbereich finden sich diesmal das Demo von „Cry“, der Song „Hand on Heart“ von der japanischen Pressung und „Sundance“, das ursprünglich ein Bonus auf der „In Your Multitude“ LP war.

Fotocredit: Larsen Lanhed

Zur Neuauflage kommen die genialen Macher nochmal selbst zu Wort:

Tore: “Die Band zusammenzustellen und sich gemeinsam auf diese musikalische Reise zu begeben war ein wahres Abenteuer. Mit einem gemeinsamen Drang zu entdecken und uns selbst und unsere Musik weiterzuentwickeln zeigt jedes Album ganz klar die verschiedenen Phasen, die wir von Album zu Album durchlaufen haben. Wir sind heute genauso stolz auf jedes Album wie an den Tagen, als wir die Arbeit an ihnen abgeschlossen haben.”

Roy: “Es hat über die Jahre eine wachsende Nachfrage nach unseren ersten Alben gegeben und wir sind sehr froh, sie in Kooperation mit BMG endlich verfügbar machen zu können. Außerdem freuen wir uns sehr, in diesem Paket auch einige sehr alte Demos und bisher unveröffentlichte Songs aus den absoluten Anfangszeiten von Conception zu veröffentlichen. Diese frühen Demos demonstrieren noch eindeutiger die Reise und Entwicklung der Band vom Anfang bis dahin wo wir heute stehen. Viel Spaß damit!”

Alle vier Alben aus den 90ern seien versierten Metallern ans Herz gelegt. Wer CONCEPTION bisher noch nicht entdeckt hat, sollte jetzt schleunigst zuschlagen. Skandinavische Bands waren schon immer eine Wucht und sind es bis heute.