Green Lung und OPETH am 6. August 2024 im FZW Dortmund – Fotogalerie
Seht hier unsere Fotos von Green Lung und OPETH am 6. August 2024 im FZW Dortmund!
Fotos: Ingrid Silvasi
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Fotos: Ingrid Silvasi
Bereits seit 1990 existiert die Progressive Rockband Ricochet, die ihre Wurzeln bei der Musik von Marillion hat (der Bandname entstammt dem Marillion-Song „Jigsaw“), inzwischen aber eher in Richtung Progmetal nach Art von Dream Theater und Threshold tendiert. „Kazakhstan“ ist erst der dritte Longplayer in drei Jahrzehnten. Interessant ist sicher die Tatsache, dass die Band 1994 in einer Folge der Serie „Großstadtrevier“ mitspielte. Das Debütalbum „Among the Elements“ erschien 1996. Neun Jahre später gab es dann ein Konzeptalbum namens „Zarah – A Teartown Story“ über den Missbrauch an einem jungen Mädchen.
Das Albumcover des aktuellen Werks zeigt einen Surfer, der vor einem ausgetrockneten See steht. An dem Surfer zeigt sich der Widerspruch zwischen Resignation und Hoffnung. Ob er ein heilloser Optimist, ein unbedarfter Naivling oder ein unverbesserlicher Rebell ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest eröffnet sich damit wieder ein thematisches Konzept, auch wenn das Album keine durchlaufende Geschichte erzählt.
Mit metallischen Krachern wie „The Custodians“ und „King of Tales“ geht es direkt in die Vollen. Hier herrschen zunächst Progmetal und AOR, wobei vor allem der Opener – passend zum Albumtitel – auch weltmusikalische Elemente verbucht. Mit „Farewell“ und „Interception“ geht es dann stärker in Richtung Melodic Rock. Ausufernde Keyboards und elegische Gitarrensoli spielen durchaus eine Rolle.
Sänger Michael Keuter ist seit zehn Jahren dabei, somit ist dies sein erstes Album mit der Band. Er hat eine ordentliche Rockröhre, die gut zur Musik passt. Nicht gerade fein, aber rau und kraftvoll. Er hat zuvor für lange Zeit in einer Uriah Heep Coverband mitgewirkt, was ich sehr passend finde.
„Waiting For The Storm“ glänzt wieder mit verspielten Synthieklängen, die einen passenden Kontrast zu den Gitarrenriffs bilden. Vielseitig geht es mit „Beyond the Line“ weiter, einer Ballade aus dem AOR-Bereich. Sanfter wird es zu Beginn von „Losing Ground“ und „On a Distant Shore“ ist dann eine echte Ballade mit viel Gefühl, die den Hörer zur Ruhe kommen lässt, bevor er mit dem Titeltrack ein letztes Mal gefordert wird.
Das fast einstündige Album hat für Freunde gepflegter Rockmusik viel zu bieten und endet mit einem grandiosen Burner, der sich von orientalischen Klängen hin zu einem perfekten Metalsong mit harter Klangfarbe à la Led Zeppelin bewegt und in einem langen Keyboardsolo endet. Soundtüftler Jens Lück hat dafür gesorgt, dass das Album stark durchproduziert ist und bis zum Ende trotz seiner Vielseitigkeit sehr homogen klingt. Ein starkes Rockalbum, das auch Freunden des modernen Prog durchaus gefallen dürfte. HIER gibt’s die Musik.
Treibender Heavy-Rock, bei dem die Gitarren meist im Vordergrund stehen, aber auch mit atmosphärischen Sounds gearbeitet wird. Die Soli haben einen hohen Wiedererkennungswert. Progressive Einflüsse sind unverkennbar, zuweilen mischen sich auch Thrash und Power Metal in die Hammersongs, die nicht so düster sind, wie das Arrangement vermuten lässt. Was auffällt: der Song „The Emotional Depiction Of Light“ (Track 4) erscheint nochmals als Track 8 in einer Remix-Version. Für mich der einzige Track (die Remix-Version), auf den man hätte verzichten können.
Ferner besticht das Album durch zwei Coversongs. Zum einen ist es „Turning on again“ von Genesis (Track 7), das zwar interessant in der Heavy-Version klingt, aber für meinen Geschmack dem Original nicht das Wasser reichen kann und vermutlich auch nicht will. Besser gefällt mir da schon der Schluss-Titel, „Red Rain“ (Peter Gabriel). Dieser ist näher am Original, selbst die Stimme des Sängers weist viele Ähnlichkeiten mit der Peter Gabriels auf.
Fazit: Mitreißend, dramatisch – hätte ich keine Glatze, würde ich glatt Headbangen. Anspieltipps des 10 Titel umfassenden Albums (Spielzeit: 72 Minuten): der Opener und Titelsong „I Am The Storm“, „Remember the Dawn“ und „Red Rain“.
Es ist vollbracht! Mit „Poets and Madmen“ erscheint das letzte Album der Progressive Metaller aus Tampa, Florida, ebenfalls in einer wunderschönen Vinyl-Ausgabe. Man muss nur das fantastische Fantasycover in Händen halten, um den Wert des Großformats zu verstehen. Und die gelungene Aufmachung setzt sich auf der Innenhülle, den Sleeves der Vinylscheiben und im umfangreichen Booklet fort.
Was mit “Sirens” als Auftakt im August 2021 begann, entpuppte sich vom Start weg als heiß begehrter Fanservice: In chronologischer Reihenfolge brachte earMUSIC sukzessive sämtliche Studioalben von SAVATAGE in frischem Glanz als sorgfältig kuratierte Sammlereditionen hochwertiger 12”-LPs erneut heraus. Und nach weniger als anderthalb Jahren kann jeder seine Sammlung der Releases von 1983 bis 2001 vollständig haben.
„Poets and Madman“, das elfte Album, erschien erst vier Jahre nach „The Wake of Magellan“. Die längste Veröffentlichungspause, die es bei SAVATAGE je gab. Normalerweise vergingen nur ein bis höchstens zwei Jahre.
Es ist wieder ein Konzeptalbum, aber nicht so opulent wie die vorherigen Rockopern. Stattdessen erzählt es in lose verbundenen Songs vom südafrikanischen Journalisten Kevin Carter, der mit dem Foto einres hungernden Kindes weltberühmt wurde und sich im Alter von 33 Jahren das Leben nahm. Im Booklet des Albums wird die Geschichte einiger Jugendlicher erzählt, die den totgeglaubten Carter in einer verlassenen Irrenanstalt auffinden.
Erstmals seit „Streets: A Rock Opera“ übernahm John Olivia wieder die Hauptstimme bei den Aufnahmen. Der zwischenzeitliche Leadsänger Zachary Stevens hatte die Band im Jahr zuvor freundschaftlich verlassen und kehrte erst zur Reunion 2014 wieder ins Bandgefüge zurück. Chris Cafferty spielte nach dem Abgang von Al Pitrelli fast alle Gitarrensoli. Es gibt starke Metalsongs, die mit Chören, Klavier und orchestralen Synthies verfeinert werden. SAVATAGE wählten weniger Bombast, blieben aber trotzdem ihren Markenzeichen romantischer und klassischer Klänge in Verbindung mit harten Metalriffs treu.
Das Album ist auch 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch einzigartig in der SAVATAGE-Diskografie, sticht als Mischung aus den schweren, druckvollen Gitarrensounds der Frühphase der Band sowie der Theatralik und orchestralen Komposition ihrer Spätwerke heraus. Jon Olivas charismatischer Gesang verbindet dabei einmal mehr in seiner unverkennbaren Art diese scheinbaren Gegensätze, während die Band weiterhin jedwede Genregrenzen sprengt. Viele Stücke sind kurz gehalten und folgen einem Strophe-Refrain-Schema, das für SAVATAGE doch recht ungewöhnlich ist. Kein Wunder also, dass vor allem Longtracks wie „Morphine Child“, „Man In The Mirror“, „Surrender“ und „Back To A Reason“ die Herzen der Fans erfreuen. Dabei kann es gern mal ganz balladesk zugehen. Auf jeden Fall war „Poets and Madmen“ ein würdiger Abschluss der Karriere, die sich im Trans-Siberian Orchestra und dem Soloprojekt Jon Oliva’s Pain fulminant fortsetzte.
Die LP-Neuauflage erscheint als 180g Doppel-LP auf schwarzem Vinyl im hochwertigen Gatefold sowie als streng limitierte 12″-Sammleredition auf „Glow in the Dark“-Vinyl mit exklusiver 7″-Single des Songs „Awaken (Extended Version)“ auf Splatter-Vinyl. Beide Editionen wurden mit dem Original-Cover-Design und erweitertem Artwork, einschließlich eines 16-seitigen LP-Booklets ausgestattet und für Vinyl gemastert.
2020 stiegen die Progmetaller CONCEPTION aus Norwegen nach über zwanzig ruhigen Jahren wie Phönix aus der Asche. Der neue Longplayer “State of Deception” hielt die für CONCEPTION typische Weite progressiver Sounds perfekt fest, vom symphonischen Melodrama bis zur Rockriff-Utopie. Die Euphorie war im Nachgang des aktuellen Albums so groß, dass Noise Records jetzt auch die vier genialen Alben aus den 90er Jahren neu auflegen – als CD Digipacks, auf Vinyl, jeweils mit bisher unveröffentlichten Bonustracks. Ein Fest für jeden Fan!
CONCEPTION wurde 1989 in Norwegen vom Dag Østby (Vocals), Tore Østby (Gitarre), Werner Skogli (Drums) und Freddy Samsonstuen (Bass) gegründet. Schon nach einem Jahr stieg Sänger Dag noch vor Erscheinen des Debütalbums aus und der kongeniale Roy Khan kam mit seiner Opernstimme ins Spiel, der nach dem Ende von CONCEPTION bei den US-Metallern KAMELOT tätig wurde.
Zunächst wollte man die aufkommende Thrashmetal-Welle reiten, doch nach und nach kristallisierte sich heraus, dass es in eine ganz andere musikalische Richtung gehen sollte. Das Line-Up wurde an den sich entwickelnden Musikstil angepasst und die lokalen Talente Arve Heimdal am Schlagzeug und Ingar Amlien am Bass verliehen der Band eine solide, groovy und einzigartig klingende Rhythmus-Fraktion. Zudem hatte man mit Roy jetzt einen Vokalisten, der kraftvoll und melodisch interpretierte und Bombast sowie Pathos den Boden bereitete.
„The Last Sunset“ war das Debüt und erschien mit altertümlichem Bandfoto-Cover auf eigenem Label. Nach ersten Erfolgen wurde es von Noise Records mit alternativem Cover neu veröffentlicht. Das Album wartete noch mit einem sehr harten Sound auf, der die Wurzeln im Thrashmetal deutlich machte. Roy brachte aber schon seine persönliche, sehr melodische Note mit ein. Und gerade diese Mischung sorgte für Aufsehen und machte das Album so einzigartig.
Nach dem Intro „Prevision“ liefert „Building a Force“ den perfekten Einstieg, der ebenso machtvoll klingt wie es der Songtitel andeutet. „Bowed Down With Sorrow“ und „Fairy’s Dance“ bestechen durch ihre energische Dynamik. Es gibt aber auch akustische Gitarren und gar Flamenco-Einlagen von Tore Østby. Der Grundstein für einen ganz eigenen Sound war gelegt. Während Grunge langsam aber sicher die rockigen Charts beherrschte, gingen CONCEPTION einen ganz anderen Weg und schufen sich ein melodisches Alleinstellungsmerkmal.
Als Bonus gibt es mit der Neuauflage drei Demoversionen, die es nicht zur Songreife geschafft haben.
Das erste reguläre Album bei Noise Records war „Parallel Minds“. CONCEPTION hatten sich inzwischen zur formidablen Liveband entwickelt und gossen ihre Energie in neue Songs. Khan und Østby hatten sich endgültig als Songwriter-Duo gefunden, da der Sänger jetzt alle Lyrics lieferte.
Es ist ein druckvolles und zugleich melodisches Album in der Tradition des Powermetal. Zudem machte die instrumentale Brillanz es auch für Freunde von Progressive Rock und Progmetal gut hörbar. Die Gesangs- und Melodielinien variieren von majestätisch bis leidenschaftlich. Ein sporadischer Einsatz von Keyboards rundet den endgültigen Klangkosmos ab, mit dem sich CONCEPTION in der Szene etablieren. Vom rockigen „Roll the Fire“ bis hin zum hymnischen Titelsong ist alles möglich.
Im Bonusbereich gibt es das Demo von „Silent Crying“ und die genannten Stücke „Roll the Fire“ sowie „Parallel Minds“ in fulminanten Liveversionen.
Das dritte Album bietet wie der Vorgänger ein fantastisches Cover, das man sich am besten im LP-Format anschaut. Es ist komplexer und progressiver als die Vorgänger und orientiert sich hörbar an Bands wie Queensrÿche sowie den komplexeren Werken von Iron Maiden. Dabei ist es immer Khans Ausnahmestimme, die den Tracks einen besonderen Drive mitgibt.
“Missionary Man“ und „Some Wounds“ schaffen eine recht mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre, während „A Million Gods“ als Achtminüter sehr komplex und mit monumentaler Stärke daherkommt. Insgesamt ist „In Your Multitude“ ein wirklich episches Album mit komplexen Songstrukturen, das man keineswegs auseinanderreißen darf und immer am Stück hören sollte.
Ergänzt wird der neue Release wieder von zwei Demoversionen, darunter der Titelsong, und vom Stück „Gravity“, das sich ursprünglich als Bonus auf der japanischen Fassung fand.
Bis zum vorläufigen Ende haben CONCEPTION konsequent den Zweijahresrhythmus eingehalten und so erschien auch „Flow“ pünktlich im Jahr 1997. Doch musikalisch war plötzlich alles ganz anders, was man schon dem futuristischen Albumcover ansehen konnte. Plötzlich mischten sich elektronische Beats in die Tracks, ohne dass dies aber dem Hörgenuss schadete.
Schon der Opener „Gethsemane“ kommt mit sphärisch sterilen Klängen und läutet damit das moderne Albumkonzept ein. Erst wenn Gitarre und Vocals einsetzen, hört man wieder den typischen CONCEPTION-Sound. Roy Khan hat dabei eine sehr erzählende Ausrichtung, die dem Album keineswegs schadet. Mit “Tell Me When I’m Gone” und “Would It Be The Same” geht es dann auch wieder in hart rockende Gefilde. Geheimnisvoll mit einer Mischung aus Synthesizerklängen und starken Riffs war das vorerst letzte Album der Band ein respektablrer Parforceritt, der das Ende der Band umso schmerzvoller machte.
Im Bonusbereich finden sich diesmal das Demo von „Cry“, der Song „Hand on Heart“ von der japanischen Pressung und „Sundance“, das ursprünglich ein Bonus auf der „In Your Multitude“ LP war.
Zur Neuauflage kommen die genialen Macher nochmal selbst zu Wort:
Tore: “Die Band zusammenzustellen und sich gemeinsam auf diese musikalische Reise zu begeben war ein wahres Abenteuer. Mit einem gemeinsamen Drang zu entdecken und uns selbst und unsere Musik weiterzuentwickeln zeigt jedes Album ganz klar die verschiedenen Phasen, die wir von Album zu Album durchlaufen haben. Wir sind heute genauso stolz auf jedes Album wie an den Tagen, als wir die Arbeit an ihnen abgeschlossen haben.”
Roy: “Es hat über die Jahre eine wachsende Nachfrage nach unseren ersten Alben gegeben und wir sind sehr froh, sie in Kooperation mit BMG endlich verfügbar machen zu können. Außerdem freuen wir uns sehr, in diesem Paket auch einige sehr alte Demos und bisher unveröffentlichte Songs aus den absoluten Anfangszeiten von Conception zu veröffentlichen. Diese frühen Demos demonstrieren noch eindeutiger die Reise und Entwicklung der Band vom Anfang bis dahin wo wir heute stehen. Viel Spaß damit!”
Alle vier Alben aus den 90ern seien versierten Metallern ans Herz gelegt. Wer CONCEPTION bisher noch nicht entdeckt hat, sollte jetzt schleunigst zuschlagen. Skandinavische Bands waren schon immer eine Wucht und sind es bis heute.
Wieder eine neue Heavy Metal Band aus Schweden. Ein wenig erinnert sie mich an Europe, wobei der Sänger in einem atemberaubenden Tempo singt, als sei die Viper persönlich hinter ihm her. Songs wie „Slow me down“, „Straight for the Kill“, „Danger“ oder „Cold as Ice“ sowie der Albumtitel „Eat your Heart out“ geben die Richtung vor und erinnern mich vom Sound her dann doch eher an Rainbow oder W.A.S.P.
Die starken Riffs und üppigen Leadgitarren entführen den Hörer in die goldenen Achtziger des Hard Rock. Auf Dauer klingt mir das alles aber doch zu hektisch, wenngleich ich der Band ein ausgeprägtes Gespür für tolle Refrains und starke Riffs mit Durchschlagskraft attestieren kann. Für ein Erstlingswerk sind die elf Songs (48 Min.) beachtlich. Sie klingen retro und müssen den Vergleich mit etablierten Bands nicht scheuen.
COLD NIGHT FOR ALLIGATORS sind eine angesehene und zukunftsweisende Progressive-Metal-Band aus Kopenhagen, Dänemark. Das lässt die Plattenfirma wissen. „The Hindsight Notes“ ist das erste Album, das ich von der mir bislang unbekannten Band angehört habe.
Das Cover mit vier Farbquadraten ist völlig nichtssagend und lässt nicht erahnen, welches Musik-Genre im Album steckt. In kalten Nächten sind Alligatoren starr und bewegungslos, kaum gefährlicher als Kettensägen, denen man den Stecker gezogen hat. Wer jetzt jedoch glaubt, dieses Album habe keinen Biss, wird eines Besseren belehrt.
Den Hörer erwarten innovative Songs mit einer progressiven Note. Stimmungsvolle Synthesizer wechseln sich mit mehrsaitigen Gitarrensounds ab. Frontman Johan Pedersen glänzt in den mehrheitlich textlastigen Songs mit gesanglichen Meisterleistungen. In ihnen verarbeitet er laut Plattenfirma persönliche Traumata, Hoffnungen und Zweifel.
Die Band sagt dazu: „Diese Platte ist der Sound von uns, wie wir als Menschen und Musiker erwachsen werden. Vor und während der Pandemie war der kreative Prozess ein Fixpunkt in einem großen persönlichen Chaos, das wir versuchten, in eine ehrliche und persönliche Aussage zu kanalisieren. Alles war erlaubt, musste aber auch perfekt umgesetzt werden. Wir haben eine Menge cooler Kollaborateure hinzugezogen, um diese Vision zu verwirklichen und wirklich das Gefühl zu haben, dass wir eine vollwertige Platte gemacht haben, die keinen Trends folgt und keine Kompromisse eingeht. Ob es nun weicher, geradliniger oder experimenteller werden sollte, wir haben uns immer an unserem gemeinsamen kreativen Empfinden orientiert. Es war ein riesiges Stück Arbeit, aber das Album fühlt sich aus diesem Grund sehr lohnend und persönlich an.“
Ich musste mir das Album zweimal mit ein paar Tagen Abstand anhören, um es unter diesen Kriterien anzuhören. Beim zweiten Hörgang gefiel es mir auf jeden Fall besser. Im ersten Song erinnerte mich Pedersens Stimme ein wenig an die von Feargal Sharkey. „Behind Curtains“ wird am Ende jedoch kaputtgebrüllt. Ich habe eine Abneigung gegen Metalbands, deren Sänger mit Brachialgewalt die Songs eher röcheln als singen. Sie scheinen hier jedoch von einer zweiten Stimme zu kommen. Auf diese Weise werden noch weitere Songs, vor allem gegen Ende des Albums, für mein Empfinden verhunzt. Ohne dieses Höllengeschrei würde ich dem Album wesentlich mehr Punkte geben. „Worn out Mannequin“ ist so ein Beispiel. Eine tolle Melodie mit harmonischem Gesang – bei manchen Titel erinnert mich die Stimme Pedersens auch an „Fury in the Slaughterhouse“ –, und dann schlägt in der Mitte das Höllengebrülle wie eine Bombe ein. Furchtbar, diese Songverstümmelung! Auch „Thin Line“, als Single 4 gekennzeichnet, wird so in die Tonne getreten.
Meine beiden Lieblingstitel kommen an Stelle zwei und drei. „No Connections“ ist als Single 1 und „Verism“ als Single 3 angegeben. Obwohl das Album erst am 4. Februar erscheint, hat man sich offensichtlich schon frühzeitig festgelegt, welche vier Titel als Single ausgekoppelt werden sollen.
Das Album enthält zehn Songs bei 49 Minuten Laufzeit. Mit jeweils 3:30 sind die Singles „Verism“ und „Nostalgic“ die beiden kürzesten Songs. Der längste, „Hindsight“ (6:34), beendet das Album. Hier hat der Sound, umgekehrt als bei den meisten Titeln, die harmonischsten Stellen im Mittelteil.
„The Handsight Notes“ gebe ich 5 von 9 Punkten (2 Punkte Abzug für das Gebrülle). Schade, hier war mehr drin!
Queensrÿche sind Urväter des Progressive Metal und haben spätestens mit ihrem dritten Werk, dem Über-Album „Operation: Mindcrime“, im Jahr 1988 Musikgeschichte geschrieben. Die Idee zu diesem Konzeptalbum kam Sänger und Mastermind Geoff Tate nach einem Kirchenbesuch. Der Legende nach hat er Sympathisanten der Separatistenbewegung in Quebec dabei zugehört, wie sie sich über Bomben, Terrorismus und andere militanten Mittel unterhielten. In der Storyline des Albums schließt sich Protagonist Nikki aus Frust über die amerikanische Gesellschaft einer Untergrundorganisation an, um Anschläge auf korrupte Politiker zu verüben.
Zwei Jahre später erschien mit „Empire“ das kommerziell erfolgreichste Album der Bandgeschichte. „Silent Lucidity“ war gar für den Grammy Award als bester Rocksong nominiert. Nach dem Konzeptwerk war der Ansatz hier stärker songorientiert und es gab mehr Rock als Metal.
Beide Alben werden zum 40jährigen in mehreren Formaten neu veröffentlicht. Zusätzlich zur Originalversion, die als 180-Gramm 2LP remastered erscheint, sind beide Titel in erweiterten 2CD-Versionen und in Multi-Disc-CD+DVD-Boxsets erhältlich, die keine Wünsche mehr offen lassen. Neu gemastert in den Abbey Road Studios vereinen die Deluxe-Versionen dieser bemerkenswerten Alben alle verfügbaren Aufnahmen in 10′′ x 10′ Boxen, die auch DVDs mit begleitenden Promovideos und Live-Auftritten enthalten. Das Live-Audiomaterial lässt Queensrÿches weltweiten Headliner-Status während der „Building Empires“ Tour Revue passieren.
Mir liegt in beiden Fällen die 2CD-Version zur Review vor. Das ist natürlich nicht das ultimative Komplettpaket, aber es sind schöne Releases, um die Kultwerke mal wieder abzufeiern. „Operation: Mindcrime“ enthält auf der zweiten Disc die komplette Liveaufnahme des Albums aus dem Londoner Hammersmith Odeon vom 15.11.1990 und dieser beweist die enorme Strahlkraft der Musik, die bis heute Bestand hat.
Bei „Empire“ enthält die Begleit-CD leider keinen Livemitschnitt, sondern nur eine Zusammenstellung der B-Seiten und Single- bzw. Radio-Edits. Das ist ein kleiner Wermutstropfen und bietet kaum Mehrwert. Doch was soll’s: Wer die Truppe liebt, in Nostalgie versinkt und ohnehin alles haben will, wird zu den großen Deluxe Paketen greifen.
Our Oceans sind ein Projekt des niederländischen Sängers und Gitarristen Tymon Kruidenier, der sich in Progkreisen durch seine Bands Exivious und Cynic einen Namen gemacht hat. Vor fünf Jahren erschien das selbstbetitelte Debüt – jetzt legen Our Oceans mit „While Time Disappears“ nach und entführen uns in einen abwechslungsreichen Klangkosmos.
Mit dem neuen Werk lässt Tymon nach eigenen Worten die letzten fünf Jahre Revue passieren und bietet eine frappierende Mischung aus Artrock und Progmetal. Man kann sich nie sicher sein, ob gerade säuselnde melancholische Klänge vorherrschen oder das atmosphärische Konzept durch harte Riffs und Growls durchbrochen wird. Die Texte sind – der Thematik angemessen – zutiefst introspektiv und voll Melancholie. Um so wirkungsvoller dringen die aggressiven Ausbrüche durch, die Sehnsucht, Wut und Verzweiflung aufzeigen wie „Your Night, My Dawn“.
„Das Album erzählt die Geschichte, wie man scheinbar an einem guten Punkt im Leben ist, unerwartet bis ins Mark gebrochen wird, wieder aufsteht und alles überwindet. Es ist stellenweise ein sehr dunkles Album, aber letztendlich hat es einen positiven Unterton“, so beschreibt Tymon seine Gemütslage.
Vor allem der Gesang ist bisweilen sehr eindringlich und trifft mitten ins Herz. Ein Song wie „Passing By“ bietet puren Weltschmerz und transportiert große Gefühle. Das Songwriting ist trotz aller Härte sehr klar und präzise. Der moderne und absolut virtuose Sound mit elegischen Soli und starken Riffs weiß durchweg zu überzeugen.
Am 16. Juni erschien mit „Virus” das Debütalbum von Pantaleon. Die Progressive Metal Band existiert schon seit einigen Jahren und hat 2011 eine erste EP auf den Markt gebracht. Ihr Stil vereint epische Komplexität mit gradliniger Härte – damit treten sie recht erfolgreich in die Fußstapfen von Dream Theater und Symphony X.
Ich muss sagen, dass mich das Album von Beginn an gefangen nahm. Härte, Schnelligkeit, starke Riffs, eine fantastische Produktion und mit Till Sauer ein hervorragender Mann an den Vocals.
Der Opener und Titeltrack beeindruckt mit vielschichtigen Ideen, bei denen hymnische und orchestrale Passagen mit schnellen Riffgewittern abwechseln. Auch das Keyboard kommt nicht zu kurz. Der Opener ist symptomatisch für das ganze Album: vierminütige Nackenbrecher haben den gleichen Stellenwert wie zehnminütige Progressive-Schlachten. Das dürfte die Fangemeinde erfreuen.
Songwriter und Bassist Sebastian Heuckmann hat ganze Arbeit geleistet. „Wake Up” donnert gewaltig durch die Boxen und das epische „Slaves To Ourselves” lässt mit düsterer Atmosphäre aufhorchen. Hier solltet ihr dringend rein hören: