Jubiläumsneuauflage von R.E.M. „Monster“
Als vor 25 Jahren „Monster“ erschien, standen R.E.M. an einem Wendepunkt ihrer Karriere. „Out Of Time“ und „Automatic For The People“ hatten ihnen ganz neue Hörerschichten erschlossen und das Formatradio hatte die Band für sich mit Beschlag belegt. Was vielen Fans (und wohl auch den Bandmitgliedern) allerdings fehlte, waren die rauen, rockigen Töne. Der Alternative- und Protestgedanke waren weit in den Hintergrund gerückt.
„Monster“ will zurück zu den Wurzeln und ist bezeichnenderweise verstorbenen Vorbildern gewidmet wie Kurt Cobain („Let Me In“) und River Phoniex – beide kurz zuvor aus dem Leben geschieden. Diese bedrückende Atmosphäre beherrscht das Album ebenso wie Peter Bucks verzerrte Gitarren, die wieder unverblümt im Vordergrund standen.
Das Album reihte sich locker in die Nummer-1-Reihe der Charts-Beherrscher R.E.M. ein, war aber nicht so erfolgreich wie seine Vorgänger. Zu den Highlights des 1994 veröffentlichten Werks zählen Stücke wie „What’s The Frequency, Kenneth?“, „Strange Currencies“ und „Crush With Eyeliner“.
Das Deluxe-Boxset, das aus fünf CDs und einer Blu-ray Disc besteht, vereint neben dem Originalalbum (remastered) unter anderem auch ein neues Remix-Album von Produzent Scott Litt, eine CD mit bislang unveröffentlichten Demos sowie einen ungekürzten Konzertmitschnitt von 1995 in Chicago. Auf der dazugehörigen Blu-ray Disc ist „Monster“ in bester Soundqualität zu hören (hi-resolution audio; 5.1 Surround Sound); dazu gibt es viel zu sehen: Alle sechs Musikvideos, die zum „Monster“-Albumzyklus produziert wurden, sowie den 90-minütigen Film „Road Movie“, der von der anschließenden Tournee im Jahr 1995 handelt. Aufwendig verpackt als 5,5-Zoll-Portfolio-Buch besticht die Edition obendrein mit neuen Liner Notes von Journalist Matthew Perpetua, der auch ganz neue Erkenntnisse der Bandmitglieder einbringt.
Mir liegt zur Review nur das normale 2CD-Set vor, das in einer hübsch aufgemachten und stabilen Pappbox mit dem neuen (blauen) Coverdesign dahrerkommt. Leider keine live-CD und keine Demos, aber ein großformatiges zusammengefaltetes Poster und vier Fotokarten. CD 1 enthält das remasterte Originalalbum, CD 2 den Remix von Scott Litt. Vor allem die Vocals klingen frischer und prägnanter – das ist aber auch schon die größte Neuerung.
Die kleine Box bietet den Fans nichts unbedingt Neues. Mich hätte der Livemitschnitt von 1995 mehr interessiert. Daher empfehle ich auch den Kauf der Deluxe-Box, wenn gesteigertes Interesse besteht.
Interessant auf jeden Fall die Linernotes von Matthew Perpetua, die sich auch im Booklet der kleinen Version finden: Er stellt fest, dass es für „Monster“ genau genommen „keinen Vorläufer gab in der Diskografie der Band“. R.E.M. hätten „noch nie dermaßen verzerrt und dreckig, auch nie zuvor so glamourös und sexy“ geklungen. In den Worten von Gitarrist Peter Buck: „Wir versuchten damals, uns wie eine andere Band zu fühlen… wir wollten einfach weg von dem, was wir waren.“