Beim diesjährigen Reeperbahn Festival bestachen Yard Act durch einige fulminante Auftritte und konnten verdientermaßen den ANCHOR Award mitnehmen, den Nachwuchspreis des Festivals als Prädikat für aufstrebende Musiker*innen. „They just blew us away“ begründete der amerikanische Musikproduzent Tony Visconti die Entscheidung – und man kann es nachvollziehen, wenn man sich ihre Performance auf YouTube oder (noch besser) das neue Album “The Overload” zu Gemüte führt.
Die Band ist erst seit zwei Jahren aktiv – und doch kommt ihr Albumdebüt recht spät. Nach nur drei Konzerten in ihrer Heimatstadt Leeds kamen die Ereignisse in der Welt dazwischen. Doch anstatt sich von der Pandemie entmutigen zu lassen, gründeten Yard Act ihr eigenes Imprint (Zen F.C.) und veröffentlichten im Laufe des Jahres 2020 und Anfang 2021 vier zunehmend schrille, urkomisch düstere Singles: “The Trapper’s Pelts”, “Fixer Upper”, “Peanuts” und “Dark Days”. Dass diese Songs auf dem ersten echten Album nicht verzeichnet sind, zeugt vom enormen Arbeitstempo der Briten.
Mit “The Overload” bringen Yard Act ihren mit Zynismus gespickten, unnachahmlichen Humor und ihr musikalisches Geschick vollends zum Ausdruck. Angeführt von James Smith (Gesang) und Ryan Needham (Bass) bietet die mittlerweile zum Quartett angewachsene Post-Punk-Groove-Band einen mitreißenden und beißenden Sound, der den Hörer nicht kalt lässt.
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Schon der Opener und Titeltrack bietet rhythmisch veredelte Spoken Words vom Feinsten. Smiths lamentierende Vocals klingen einfach unendlich cool. Wenn er dann wie in “Payday” sein Mantra “Take the money and run” verbreitet, kann man einfach nicht stillsitzen. Zwischen starken Gitarrenriffs, einem pumpenden Bass und ausufernden elektronischen Ergüssen versteckt sich eine Botschaft: “The Overload” ist ein linkes, politisches Album, das eine chaotische, komplexe, bewusst heuchlerische Momentaufnahme unseres aktuellen gesellschaftlichen Zustands darstellt.
37 Minuten Albumlänge bekommt der Britpop-affine Hörer in Retro-Punk-Manier ordentlich um die Ohren gehauen. Nicht wirklich schön, manchmal nervig und anstrengend, am Ende auch ziemlich überladen, aber definitiv mit Stil!
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Impossible Space ist das Debütalbum der Kölner Post-Punk-Band Ropes Of Night. Nach der Trennung der Band von ihrem ehemaligen Sänger übernahm Bassist Thomas Schindler die Gesangsaufgaben. Die Band schuf innerhalb weniger Monate neun Songs und nahm sie inmitten der ersten Welle der großen Pest des 21. Jahrhunderts auf. Das Album wurde von Andy Rosczyk (ebenfalls Mitglied von Ultha) in seinem Goblin Sound Studio (Köln) aufgenommen, gemischt und gemastert.
Der Sound der Band dreht sich um den europäischen und amerikanischen Post-Punk der frühen Achtziger, während er ihm einen zeitgenössischen Touch verleiht. Dies ist keine neue Band, die versucht, alt zu klingen – sie klingen wie eine Band, die es schon immer gibt und die nun beschlossen hat, eine erste Platte zu machen.
Sein Musikerkollege und Freund der Band Ryan Patterson (Fotocrime/ Coliseum) sagte über Impossible Space:
“Es hat diesen großartigen, beruhigenden Klang von etwas, das sich sofort vertraut und einladend anfühlt, während es gleichzeitig neu und aufregend ist.”
Impossible Space handelt vom Herzen, davon, wie viel Traurigkeit eine Seele ertragen kann und wie unglaublich mutig der menschliche Geist sein kann. Dies ist eine Art von Musik, die keine Angst davor hat, zugänglich zu sein, fast Pop, aber im Wesentlichen nie vergisst, dass Post Punk im Kern Punkrock war, ist und immer sein wird.
Wer sich mit Band wie The Sisters Of Mercy, The Mission oder Fields Of The Nephilim auseinandergesetzt hat, groß geworden ist, der wird sich dieses Album als Nachfolgewerk gewünscht haben und es nun parat neben dem Player liegen haben. Ryan Patterson ist nichts hinzuzufügen, denn es hört sich vertraut an und doch ist es ein neues Album, das all das vereint, was die großen Post-Punk-/Dark-Wave-Bands der frühen Achtziger etabliert haben.
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One Arm wurde 1992 in Paris, Frankreich, als Frauenband gegründet. Mit Laure (Bass/Gesang), Isabelle (Gitarre) & Marine (Schlagzeug) + Drum Machine/Samples spielten sie bis 1996/97 die französischen und Pariser Bühnen der No-Wave-Post-Rock-Noise-Szene. Als selbsternannte „hysterische Minimalisten“ teilten sie sich die Bühne mit Acts wie Dog-Faced Hermans, The Ex, Pram, Moonshake und tourten in England, der Schweiz, Belgien, Holland und Deutschland. Sie haben ein 9-Track-Tape (vergriffen), eine 2-Track-Vinyl mit dem Titel 45T (Zoorganization, kürzlich digital von Atypeek Music wiederveröffentlicht) selbst veröffentlicht und erscheinen auf zahlreichen CD-Compilations (sichtbar auf ihrem Instagram). -weibliches Abenteuer endete um 1997.
1998 beschloss One Arm, damit nicht aufzuhören und einen Neuanfang zu wagen, indem neue Mitglieder hinzukamen: Dilip (Schlagzeug/Ex-Coronados) und Rico (Bass). Dies war die symmetrische Besetzung mit 2 Frauen/2 Männern, 2 Bässen/2 Schlagzeug, Samples und einem elektronischen Rahmen. Sie stellten ihr gesamtes Repertoire neu auf und entlehnten nur ein paar Ausschnitte aus ihrer Vergangenheit, Hitch-Raping aus dem weiblichen Line-Up und Space Is The Place aus ihrem Nebenprojekt, einer Banghra-Noise-Band namens Mysore Pak.
Nach einigen Live-Shows, insbesondere mit Sonic Youth im Elysée-Montmartre (Paris), folgte eine Zeit der geografischen Distanz. Sie nahmen ein Demo auf, das viele Jahre später die neu gemischte und neu gemasterte Version ihres einzigen Albums Mysore Pak wurde, das bei Atypeek Music veröffentlicht wurde.
Wer auf Noise Rock und trotzdem sphärische Sounds steht, der ist hier wunderbar aufgehoben. Dieses Album hat die definitiv Ambitionen zu einem Kultalbum im Genre zu werden.
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Es gibt Bands, die wie viele bildende Künstler vergangener Jahre während ihres Bestehens keine maßgeblichen (kommerziellen) Erfolge einstreichen konnten, aber dennoch eine solche Anziehungskraft auf andere Künstler ausübten, dass sich ganze Generationen in ihrer Stilbildung auf sie beriefen. So eine Band ist Gang Of Four (Go4) mit ihrem leider 2020 verstorbenen Gründer Andy Gill. Gang of Four spielten eine minimalistische Variante von Punkrock, mit Elementen von Funk und Dub-Reggae. Die Texte behandelten soziale und politische Missstände in der Gesellschaft. Bei Alben wie „Songs of the Free“ und „Hard“ wurde ihr Stil auch von Disco-Elementen beeinflusst.
Andy Gill begann mit der Planung einer Compilation zum 40-jährigen Bestehen des stilprägenden Go4-Debüts “Entertainment”. Obwohl Gill im Februar 2020 verstorben ist, war es sein Wunsch die Compilation umzusetzen und den mitwirkenden Künstlern größte Freiheit in der Gestaltung zu geben. Das Albumcover hatte Andy selbst ausgewählt und wurde von niemand geringerem als Künstler Damien Hirst gestaltet. Seine Witwe Catherine Meyer setzte nach seinem Tod 2020 die Arbeit fort und wandelte zusammen mit allen Beteiligten das Projekt in einen Tributsampler mit dem Titel “The Problem Of Leisure – A Celebration Of Andy Gill & Gang Of Four” um.
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Die Besetzung ist vielfältig und hochkarätig. Andy Gills langjähriger Freund Herbert Grönemeyer hat mit seinem musikalischen Mitstreiter Alex Silva „I Love a Man in Uniform“ neu interpretiert; La Roux bietet eine Version von „Damaged Goods“; Gary Numan, Helmet, IDLES, Everything Everything sind mit dabei, oder auch Flea und John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers, deren epochales Debüt 1984 von Andy Gill produziert wurde.
Herbert Grönemeyer über seine Songauswahl „I love a man in Uniform“ und Andy Gill:
„Andy
Wie schreibt man über einen Freund, der sich mit seiner stoischen, warmblütigen Art in Deinem Herzen verankert hat, und der dann so plötzlich aus dem Leben gegangen wird. Andy Gill kochte so gut wie er Gitarre spielte, er trank gerne gut wie er dickköpfig und schnörkellos produzierte und wie er seinen trockenen Humor schliff.
Seine Seele lebte punklinks und sein Stürmen und Drängen war unbeirrbar. Trotz alledem war er ein sanfter, stur loyaler Mensch. Er war einer der aussergewöhnlichsten Gitarristen in der Musikwelt mit einem unverwechselbaren Spiel, keiner hielt die Gitarre so wie er. Ich habe mit ihm das Lied „ Staubkorn/ The Dying Rays“ aufgenommen und dieses Lied beschreibt ihn, neben seinem hardcore Ungestüm, in seinem Facettenreichtum, in seiner sanften, nachdenklichen Art.
„I love a man in Uniform“ haben wir als Song ausgewählt, weil es in seiner Songstruktur meiner Art zu schreiben ähnlich ist. Gleichzeitig war es der Reiz und Versuch, Andies Gitarrenspiel analog auf den Synthesizer zu übertragen und zu zeigen, wie perfekt und zeitlos seine Arpeggios auch im Elektrostil heute funktionieren.
Andy klingt sehr tief nach und bei diesem Album dabei zu sein, ist ein grosses Geschenk und in seinem Sinne auch eine grosse Freude. Er fehlt sehr!“
Mit diesem Album ist der Band und ihrem verstorbenen Gründer ein Denkmal gesetzt worden, dessen man nicht überdrüssig wird. Es zeigt die Vielfältigkeit Ihrer Soundbasis auf und spiegelt die Einflüsse auf andere Bands wider. Die Künstler, die die Songs auf ihre eigene Weise interpretierten, so wie Andy es wollte, werden in die Gegenwart transformiert und werden die Band so unsterblich bleiben lassen.
Die komplette Tracklist:
The Problem of Leisure: CD 1
1. IDLES – Damaged Goods (UK)
2. Tom Morello & Serj Tankian – Natural’s Not in It (USA)
3. Helmet – In the Ditch (USA)
4. 3D* x Gang of Four feat. Nova Twins – Where the Nightingale Sings (Redux) (UK) 5. Hotei – To Hell With Poverty (Japan)
5. Gary Numan – Love Like Anthrax (UK)
6. Gail Ann Dorsey – We Live as We Dream, Alone (USA)
7. Herbert Grönemeyer feat. Alex Silva – I Love a Man in a Uniform (Germany)
8. LoneLady – Not Great Men (UK)
9. JJ Sterry – 5.45 (UK)
The Problem of Leisure: CD 2
1. La Roux – Damaged Goods (UK)
2. Everything Everything – Natural’s Not in It (UK)
3. Dado Villa-Lobos – Return the Gift (Brazil)
4. The Dandy Warhols – What We All Want (USA)
5. Warpaint – Paralysed (USA)
6. Flea & John Frusciante – Not Great Men (USA)
7. The Sounds – I Love a Man in a Uniform (Sweden)
8. Hardcore Raver in Tears – Last Mile** (China)
9. Killing Joke x Gang of Four – Forever Starts Now (Killing Joke Dub) (UK)
10. Sekar Melati – Not Great Men (live version) (Japan)
* 3D ist der Remixer- und Produzenten-Name von Robert Del Naja von Massive Attack
** „Last Mile“ ist der neue Titel der Cover-Version von „Broken Talk“, mit einem neuen Text in Mandarin von Hardcore Raver in Tears
Refused gelten als schwedische Legenden des Hardcore-Punk-Genres und veröffentlichen knapp ein Jahr nach Erscheinen ihres fünften Albums “War Music” eine neue fünf Songs umfassende EP.
In Zeiten fehlender Konzerte und Tourneen ist es den Künstlern nicht zu verübeln, wenn sie ihren Anhängern neue Kost servieren, um sie bei der Stange zu halten. Allerdings ist es nicht sonderlich dienlich, wenn man sich für einen Schnellschuss entscheidet und einfach mal ein paar Outtakes vom letzten Album verwurstet. Und genau so hört sich diese EP an.
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Das Cover “Born On The Outs” Swedish House Mafia Songs “Greyhound” ist unter den fünf Songs ein kleiner Lichtblick, denn aus der EDM-Nummer wird eine veritable, sozialkritische Rocknummer ohne Keyboards und griffigen Gitarrenriffs samt eingängigem Refrain.
Der Rest der Songs arbeitet sich an den üblichen Genrestandards ab ohne auch nur wenig Neues zu kreieren.
Vor knapp einem Monat flatterte das Review-Exemplar dieser Band ins Haus. Ohne die Presseinfo durchzulesen die CD eingelegt und direkt verzaubert. Wieso ging diese Band bisher an mir vorbei, was habe ich versäumt? Eine Stimme, die in Ansätzen an Kim Gordon und in anderen Passagen an Debbie Harry erinnert, shreddernde Noise-Gitarren, psychedelisch angehauchtes Songwriting und über allem hängt trotzdem dieser Flair der 80’s Indie-Aufbruchstimmung, dieses Wave-Post-Punkige. Auf der Suche nach Infos im Netz und dann in der Presseinfo endlich die Klarheit, dass nichts an mir vorbeigegangen ist, sondern es sich um ein Debütalbum einer Newcomerband handelt. Seitdem dreht die Scheibe immer wieder im Player und lässt mich nicht mehr los. Für mich ein großer Anwärter auf das Album des Jahres.
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Anfang 2018 treffen sich Sängerin Inga Nelke und zwei Gitarristen Thorsten Dohle & Felix in einer dunklen Höhle in Köln. Beeindruckt vom Hall der Höhlen, begleitet von einem Drumcomputer, erzeugen sie eher versehentlich einen Sound, der irgendwo zwischen Shoegaze, Psychedelic und Krautrock liegt, während sie den DIY-Geist einer Punk-New-Wave-Ära atmen.
Mit einer neuen Besetzung beginnen Gong Wah im Sommer 2019 mit der Aufnahme ihres Debüts im Tonstudio der Band, beenden die Aufnahme in wenigen Monaten, spielen Shows, produzieren und veröffentlichen Musikvideos für “I Hate You” und “Sugar & Lies” als limitierte Auflage einer handgemachten schleimgrünen Kassette mit den Songs “Let’s Get Lost” und “With Him”, die sofort ausverkauft war.
Der Herbst 2020, genauer gesagt der 30. Oktober, bringt Gong Wahs Debüt-Albumveröffentlichung. Die limitierten weißen Vinyls und CDs werden über Tonzonen Records veröffentlicht.
1980/1981 gingen The Damned für eine Reihe von Sessions in die Rockfield Studios, die schließlich zu The Black Album, The Friday 13th EP & Strawberries wurden. Ihre Zeit dort brachte einige der größten musikalischen Momente von The Damned und unvergessliche Geschichten von Pferden, Kühen, Vampiren, Gewehren und Lemmy hervor.
2019 kehrten The Damned in die Rockfield Studios zurück, um die erste neuen Stücke seit ihrem Top Ten-Album „Evil Spirits“ von 2018 aufzunehmen. Die Aufstellung umfasste drei der vier The Damned Mitglieder, die an den ursprünglichen Sessions teilnahmen – David Vanian, Captain Sensible und Paul Gray. Hinzu gesellten sich Monty Oxymoron am Keyboard und Pinch am Schlagzeug, der die Band nach ihrem legendären Auftritt im Londoner Palladium am letztjährigen Halloween verließ.
Captain Sensible’s Stimme und die musikalische Gangart der Band gleichen bei dieser EP stark den Stranglers und Hugh Cornwell, was aber umso mehr mal wieder beweist, wie vielseitig sich eine ursprüngliche Punkband verändern kann.
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Es gibt Bands, die fliegen immer unter’m Radar und sind doch so innovativ und hörenswert, das einem irgendwann Augen und Ohren geöffnet werden.
Hint gibt es nun schon seit 1993 und trotz der Affinität in dieser Zeit zu experimentellem Indie, Post-Punk und Noise-Rock mussten 27 Jahre vergehen bis sie hier auf meinem Radar erschienen sind. Mit ihrem jetzt erschienen Album veröffentlicht das französische Klang-Duo Raritäten und unveröffentlichte Songs aus ihrer Bandgeschichte, unter anderem auch aus ihren ergiebigen Zusammenarbeiten mit Portobello Bones, Gran Kino und den schweizerischen Post-Industrial-Heroen The Young Gods.
Was hier geboten wird spiegelt so ziemlich den innovativen Werdegang der schon oben aufgeführten Genres wider: da gibt es düster Waviges (The Fish And The Fisher); wütend Hardcoriges, wie man es von Henry Rollins gewöhnt ist (Alleged, Sixed); schräger, noisiger Experimental, wie man ihn auch bei den Neubauten finden könnte (Diagonal); noisiger Post-Hardcore/Punk (A Hint Of 1989); aber auch dronig Elektronisches (Alaska’s Polaroid).
Hier wird viel geboten, es gibt viel zu entdecken und es wird definitiv nicht langweilig. Das ein oder andere Werk wird auf jeden Fall hier noch im Regal und den Playern landen.
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Das dritte Album “Given Light” findet das dänische Post-Punk-Trio LESS WIN am explosivsten und introvertiertesten; als würde man etwas mit aller Kraft beschützen und jeden musikalischen Muskel anspannen.
Ein neues Album zu schreiben ist nie einfach. Nachdem das Kopenhagener Trio von einer großen Tournee zurückgekehrt war, die für ihr 2016er Album “Trust” warb (das zwei Wochen nach der Veröffentlichung ausverkauft war), nahmen sich alle drei Bandmitglieder ein paar Monate frei, um sich neu zu formieren und um kreativ unruhig mit dem Wunsch zurückzukehren, neues Material in einer neuen, strukturierten Art und Weise zu erarbeiten. Jedes einzelne Mitglied sollte als eigenständiger Songwriter fungieren, um dann das Material gemeinsam zu entwickeln und aufzubauen.
Herausgekommen ist ein Album, das ohne Weiteres in die kreative Lücke der Post-Punk-Ära stoßen könnte: Post Punk, Art Rock, Avantgarde und Flamenco-Einflüsse vereinen sich in einem wütenden Netz unerbittlicher, aber melodischer Songs.
Ein Stück Musik aus der Vergangenheit, geschrieben in der Gegenwart für die Zukunft: im besten Sinne zeitlos!
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Gerade einmal zweieinhalb Jahre ist es her, dass sich der Fünfer aus NRW durch eine Jam-Session gefunden hat und “Neumatic Parlo” geboren war. Und schon in 2019 waren die Jungmusiker, die dem Bildmaterial nach eine Mittelstufenschülerband sein könnte, als “Best Newcomer” für den PopNRW Award nominiert.
Die fünf Songs, die hier abgeliefert werden auf Vinyl gepresst, das Cover in schwarz-grau-weiß gehalten und nur der Bandname verewigt, dann wäre eine Peel-Session-würdige Scheibe rausgekommen. Die Musik lässt sich verorten zwischen NoiseRock à la Sonic Youth, Wave/Post-Punk wie aus den Anfangszeiten um Joy Division, The Fall, Jesus & The Mary Chain und anderen GB-Indie-Größen. Der Opener spielt hier schon mit allen aufgeführten Genres und dem, was den Hörer in den leider nur 17 veröffentlichten Debüt-Minuten erwartet.
Im Bereich Indie/Wave/Postpunk werden wir mit Sicherheit noch einiges von den Newcomern hören.
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Verdammte Hacke! – Haben sich die alten Indie-/Wave- und Post-Punk-Heroen zusammengetan und ein neues Album auf den Markt gebracht?
Das war mein erster Eindruck von Fotocrimes “South Of Heaven” als ich das Album zum ersten Mal in den Player legte. R.’s Stimme vereinigt die großen dunklen Stimmen der (Dark-)Wave-Kombos der 80’s (Wayne Hussey, Andrew Eldritch, Chris Reed), die Gitarren bauen Soundmauern auf wie man sie von The Fall oder The Jesus & Mary Chain kennt, die Keyboards klingen wie die frischen und jungen Modes. An jeder Ecke gibt es den Wiedererkennungswert für die alten Musikbegeisterten und die Einstiegsdrogen in eine musikalische Welt für die jüngere Generation.
“Es war eine Reise der Beharrlichkeit und Besessenheit, mehr Charakterdarsteller als Hauptdarsteller. South Of Heaven ist zutiefst persönlich, eine ehrliche Fiktion, ein exponierter Nerv, der in einer Decke aus Nebel pulsiert.”
Als Mensch, der mit oben genannten Genres sozialisiert wurde, werde ich dieses Album definitiv in der Griffzone des CD-Regals platzieren.
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Als Nachfolge-Band der legendären Joy Division haben auch New Order Musikgeschichte geschrieben und zählen mit Hits wie “Blue Monday” und “Temptation” zu den Vorreitern einer Szene, die in Zeiten des Post Punk und New Wave der Club- und Elektromusik der Gegenwart den Weg ebnete. Innovativ waren sie bis ins Jahr 1999, als sie mit “Get Ready” ein eindrucksvolles, rockiges Comeback lieferten. Es folgte nochmal ein elektronisch angehauchtes Werk namens “Waiting For The Siren’s Call” (2005), dann war Schluss. 2007 verkündete Bassist Peter ‘Hooky’ Hook das Ende von New Order, seither widmen sich Hook, Bernard Sumner und Stephen Morris erstrangig ihren Soloprojekten.
Was bleibt ist Vergangenheitsbewältigung. Bereits im letzten Jahr erschien mit “Total” eine große Joy Division / New Order Retrospektive, die das musikalische Werden der Band nachzeichnete und den neuen Titel “Hellbent” enthielt. Ein spannender Streifzug durch die Musikgeschichte, der jetzt um einige unveröffentlichte Titel ergänzt wird.
“The Lost Sirens” weist darauf hin, dass es sich um Überbleibsel der 2005er Session handelt. So gibt es nun sechs ganz neue Songs, die ungekürzte Non-Radio-Version von “Hellbent” und einen bisher unveröffentlichten Mix von “I Told You So”. Die ersten vier Tracks klingen recht seicht, fast schon ein Zugeständnis an den poppigen Zeitgeist, ab “Hellbent” kommt aber wieder echtes New-Order-Feeling auf. “I’ve Got A Feeling” ist ein fantastischer Song, der einen ahnen lässt, wie ein neues Album hätte klingen können. Leider wurde nichts draus. “I Told You So” ist zumindest ein versöhnlicher, fast schon autobiographischer Abschluss. Pflichtkauf für New-Wave-Nostalgiker!