Johna schickt „Postkarten“ in die Welt

JOHNA, die Songwriterin aus Köln – mit bürgerlichem Namen Nadine Krämer – bietet seinen vielen Jahren feinen Akustikpop gepaart mit Folk. Ihr Debüt „The Long Way Home“ erschien 2016. Drei Jahre später gab es die EP „Mountains“ (HIER unsre Review), die als kleine Überraschung auch mit einem deutschsprachigen Song aufwartete. Damit war das Eis gebrochen und JOHNA ist bereit für ihr erstes Album in deutscher Sprache, das dieser Tage erschienen ist und den Titel „Postkarten“ trägt.

Postkarten“ ist wie ein musikalisches Poesiealbum, ein buntes Bouquet an Songs, das JOHNA noch persönlicher zeigt als zuvor. Kein Filter, keine Sprache, die etwas verstecken können. Sie hat eine ruhige, entspannte Erzählweise mit sanften Klängen. Pur und direkt. Für die Albumproduktion arbeitete sie erneut mit ausgewählten und ihr vertrauen Musiker*innen zusammen.

Der Titelsong zum Einstieg bietet feinen Countryfolk mit einer Steel Guitar, wie sie im Lauf des Albums noch oft sehr virtuos und passend eingesetzt wird. Der Gesang ist behutsam und kommt doch mit kraftvoller Stimme. JOHNA singt über den fernen Freund, dem sie über die Jahre stets „Postkarten aus fernen Ländern“ schrieb, um ihn in Gedanken immer bei sich zu haben. Ein schönes Bild.

Der mitreißende Song „Finn oder Victor“ über den vertraut erscheinenden Fremden aus der Nachbarschaft, von dem man kaum etwas weiß, kommt im Walzerrhythmus und geht im Refrain sofort ins Ohr. Wundervoll. Und auch das ruhige „Filter“ klingt wie ein musikalischer Tanz, grandios verfeinert durch Charlotte Jeschke am Cello.

So geht es weiter mit sehr persönlichen Texten. „Oh Lonely“ liefert ein zerbrechliches Arrangement, das JOHNAS Stimme ganz in den Vordergrund stellt, und macht den Einsamen und Außenseitern Mut. „Flaschenpost“ und die akustische Gitarre erzählen in schönen Bildern von den schlechten Gedanken, die man auf Nimmerwiedersehen raus aufs Meer schickt, und den guten, die man sichtbar am Himmel stehen lässt.

Die letzten Songs werden hauptsächlich am Piano gespielt und auch das steht JOHNA ausgesprochen gut: In „Windstille“ geht es um das Verstehen anderer Menschen, die Macht der „Worte“ wird in aggressiver Trauer besungen und „Winterschlaf“ handelt von der Melancholie in manchen Beziehungen. Der Abschluss „Sommertag“ wird dann wieder sehr persönlich und bewegend, wenn JOHNA den Tod eines geliebten Menschen verarbeitet.

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Die Songs tragen weiterhin JOHNAS Handschrift, sowohl was die musikalischen Genres als auch das Songwriting angeht. Ein poetischer Mix aus Country, Folk und Pop, der Sehnsucht aber auch Leichtigkeit widerspiegelt und mit melancholischen Noten teilweise an moderne Chansons erinnert. In der Tradition der Singer/Songwriter verwurzelt, offenbart sie in ihrer Musik Gefühle und Gedanken, mal zart und zerbrechlich, mal stark und kämpferisch.

Sie taucht in ihre Emotionen ein und lädt ihre Zuhörer*innen ein, das Gleiche zu tun: sich an das Gestern erinnern und das Morgen feiern, Gedanken spinnen und wieder loslassen, die Leichtigkeit und Wärme des Lebens annehmen genau wie die Schwere. Die Arrangements begeistern mit ihrer oft melancholischen Grundstimmung, die sich sowohl in den Lyrics auch als in dem gekonnten Spiel mit den stilistischen Facetten zeigt – zeitlos schöne Musik, die Tiefgang und Leichtigkeit vereint und dabei auf mitreißende Art ursprünglich und ehrlich ist.

Bei ihren Konzerten präsentiert JOHNA die Songs sowohl mit kompletter Band als auch in kleiner Besetzung als Duo oder Trio. Mit dabei ist immer ihr langjähriger musikalischer Partner Kolja Pfeiffer, der am Piano und in kleiner Besetzung an der Cajon die passende musikalische Kulisse für die Musik kreiert.

JOHNA hat mit der deutschen Sprache und ihrer ganz eigenen Lyrik den perfekten Weg gefunden und liefert hier ein makelloses Album, das in sich filigran geschlossen und absolut stimmig ist. Meine Empfehlung!