Ein Monument für den Italo-Schlager
Was Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn für den Schlager, das sind Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys für den Italo-Pop. Die sechsköpfige Band – beheimatet in Augsburg und München – greift jedes Klischee einer schmalzigen italienischen Kitsch-Combo auf. Das bringt zugleich Sehnsucht nach dem Süden, gute Laune und Klamauk mit sich, vor allem aber viel Ironie und Popkritik.
Das neue Album trägt mit großem Selbstbewusstsein den Titel „Kult“ und bietet 13 neue Tracks im altbewährten Stil. Im Opener zieht man mit der „MS Abbrunzatissima“ los und landet nicht etwa in Italien, sondern auf der griechischen Insel „Santorin“. Das Wirkungsgebiet im Mittelmeer wurde also konsequent erweitert. Was bleibt sind sommerlich-fröhliche Songs, zum Teil mit Schlagerbeat und klischeehaften Texten.
„Kult“ ist ein musikalisches Denkmal, das man sich so fast nur selbst setzen kann. Und sie tun es. Denn wie gewohnt gibt es darauf die großen Gesten und die wahnsinnigen Geschichten zu hören, die man von der Gruppe kennt und liebt. Dazu hat man sich musikalisch erneut an neuen Dingen versucht und sich mit mindestens genau so viel Herz weiterentwickelt, doch dabei stets auf den ursprünglichen Ausgang der Band, den Italo-Schlager, eingenordet. Und es gelingt so federleicht wie natürlich und beweist einmal mehr, wie spielerisch und divers die Gruppe mit starren Vorstellungen und Genregrenzen bricht und daraus Neues hervorbringt.
Also hört man auf dem Album nicht nur zeitgemäße und sehnsüchtige Schlager, sondern eben auch Klänge von Britpop und Indie, Polka und Hardrock. „Bardolino“ wird zum Traum für jeden Discotänzer, mit Trompetensound gedenkt man „Sophia Loren“ während „Goodbye, Arrivederci“ in hymnischer Breite glänzt. Für die „Rimini Disco“ gibt es ein Hörspiel-Intro und dann einen sehr nostalgischen Computerspiel-Sound.
„Unter Palmen“ liefert eine „Schalalal“-Untermalung, die der ZDF-Hitparade zu allen Ehren gereicht hätte. Als Gegenpol kommt direkt „Velocità“ mit grandiosem Piano-Sound und frischem Tempo. Der letzte Song „Weiße Rosen“ bekommt gar eine „Ouvertüre“, um die Bedeutung zu unterstreichen: hier werden Rosen verteilt!
Das alles funktioniert, ohne dass sich die Band dabei selbst zu ernst nimmt. „Kult“ ist das Triviale, das Intellektuelle und das Spirituelle in gleichen Teilen, im gleichen Moment. Der Italo-Schlager ist ein großes Feld von Möglichkeiten. Und Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys setzen ihm und sich erneut ein Monument für die Ewigkeit.
»KULT« – DIE TOURNEE 2024
- SA 19.10.24 AT-WIEN – Gasometer
- DO 24.10.24 NÜRNBERG – Kia Metropol Arena
- FR 25.10.24 LEIPZIG – Felsenkeller
- SA 26.10.24 BERLIN – Columbiahalle
- SO 27.10.24 ROSTOCK – M.A.U. Club
- MO 28.10.24 HAMBURG – edel-optics.de Arena
- DO 31.10.24 MÜNSTER – Halle Münsterland
- FR 01.11.24 HANNOVER – Capitol
- SA 02.11.24 FRANKFURT – Jahrhunderthalle
- SO 03.11.24 KÖLN – Palladium
- MI 06.11.24 LUDWIGSBURG – MHP Arena
- FR 15.11.24 MÜNCHEN – Olympiahalle
- DO 21.11.24 CH-ZÜRICH – Volkshaus
- FR 22.11.24 KEMPTEN – bigBOX