Rock meets classic – erstmals in Trier

Das Konzept der „Rock meets Classic“ Shows ist nun schon mehrere Jahre alt. Seit acht Jahren hat die Idee über 500.000 Besucher in fünf Ländern begeistert und sich ein ordentliches Stammpublikum erobert. In Trier allerdings gab es noch nie ein Gastspiel der Truppe um Mat Sinner mit Band und das Bohemian Symphony Orchestra aus Prag. Das wird sich nun hoffentlich ändern, denn die Arena war voll besetzt und ein begeistertes Publikum feierte die dreistündige Show aus Rocksongs und Klassik-Elementen.

Die Zuschauer waren teilweise durchaus im gereifteren Alter. Die bunte Mischung konnte man anhand der gewählten Konzertkleidung gut ausmachen: von Hardrock-Kutte und Band-Shirt bis hin zum feinen Konzertgeschmeide war alles vorhanden. Aber als das Orchester mit den Klängen von „Rocking All Over The World“ loslegte, wurde daraus eine jubelnde Masse ohne Klassenunterschiede.

Die musikalische Leitung hat seit langem der deutsche Heavy-Metal-Musiker (Sänger und Bassist) Mat Sinner, der in harten Kreisen für seine Bands Sinner und Primal Fear bekannt ist. Im Rahmen der „Rock meets classic“-Reihe formiert er seine Mitstreiter zur Mat-Sinner-Band und bekommt Unterstützung durch das Orchester. Das bedeutet: 40 Orchestermusiker auf der Bühne, fünf Background-Sänger, eine formidable Rockband – und hinzu gesellen sich ausgewählte Gäste, die von Jahr zu Jahr variieren.

Als erste Gast-Interpreten gab es Bob Catley und Tony Clarkin von der Band Magnum. Die britische Progressive Rockband feierte ihre größten Erfolge in den 80er und 90er Jahren. Aus ihren Alben resultierten keine Singlehits, aber sie wurden in Fankreisen in kompletter Länge abgefeiert. So sprang der Funke vielleicht nicht bei einzelnen Hits über, aber es war eine solide Performance der sichtlich gealterten Herren. Da nenne ich gerne das erzählende „On A Storyteller’s Night“. Bei „Vigilante“ kamen die Streicher sehr gut durch und „When The World Comes Down“ sorgte für einen prachtvollen balladesken Abschluss.

Das große Orchester kam nicht auf Anhieb gut durch. Es war die erste Show der Tour und man konnte merken, dass die Tonleute bei den ersten Stücken noch mit argen Problemen zu kämpfen hatten, bis sich die Sänger gegenüber der Band durchsetzten und bis das Orchester auch im weiten Rund der Arena gut zu hören war. Überhaupt spielten die Klassik-Elemente oft eine untergeordnete Rolle und waren mehr schmückendes Beiwerk, was aber aufgrund der formidablen Rockshow auch nicht schlimm war.

An zweiter Stelle der musikalischen Mitstreiter kamen Mick Box und Bernie Shaw von Uriah Heep ins Spiel. Beide bestens aufgelegt und in großer Spielfreude. Ihre Hits wie „Easy Livin‘“ und „July Morning“ kulminierten schließlich in den Oberkracher „Lady In Black“, der vom Publikum stehend mitgesungen wurde. Okay – man musste die Leute zunächst mal zum Aufstehen animieren, doch dann wurde ordentlich abgefeiert. Dazu wurde eine eher verhaltene, aber dennoch wirkungsvolle Pyro-Show geboten.

Endlich war das Orchester einmal in reiner Form zu hören und es bot den James-Bond-Klassiker „Skyfall“ mit Unterstützung aus dem Backgroundchor. Die Symphoniker unter Leitung von Martin Sanda gestalteten einen schönen Klangkörper. Beachtenswert fand ich vor allem die rockige Querflöte, die sich oft in den Vordergrund spielen durfte.

Vor der Pause enterte Rick Springfield die Bühne. Den gibt es noch? Oh ja – der Gitarrist, Sänger und Schauspieler sorgte für die Überraschung des Abends und eroberte die Herzen mit seinen Entertainment-Qualitäten. Dass er seinen Hit „Celebrate Youth“ spielte, wurde da fast zur Nebensache. Er zerflederte Rosensträuße auf der Bühne, rockte von links nach rechts und dann ins Publikum, stieg über die Stühle der faszinierten Damenwelt und ließ kein Auge trocken. Das war eine starke Leistung, die durch „Love Somebody“ und den Smashhit „Jessie’s Girl“ abgerundet wurde. Das Publikum feierte ihn vor und nach der 15minütigen Pause ab, die genau in seinem Set lag. Eine kluge Entscheidung – denn vermutlich mussten sowohl Rick Springfield als auch sein Publikum erst einmal wieder zu Atem kommen.

Das Orchester bot nach der Pause ein Bon-Jovi-Medley, das vor allem der Rockstimme von Backgroundsänger Sascha Krebs sehr gut stand. Doch nicht nur er – die ganze Matt Sinner Band inklusive des Chor-Quintetts legten sich hier ordentlich ins Zeug.

Die Stimmung war also angeheizt für Steve Lukather, Sänger, Arrangeur und Gründungsmitglied der Band Toto und weltweit erfolgreicher Solokünstler. Erstaunlich fand ich zunächst den wilden, basslastigen Orchesterstart. Zur instrumentalen Hymne „Child’s Anthem“ spielte man endlich die Qualitäten des Orchesters voll aus. In „Little Wing“ durfte man das Gitarrenspiel Lukathers abseits der Radiohits bewundern, doch natürlich gab es auch die Toto-Klassiker „Rosanna“, „Africa“ und „Hold The Line“, letzteres durch Sängerin Tiffany stimmgewaltig unterstützt.

Zum Abkühlen bot das Orchester ein Medley bekannter Mozart-Stücke – populäre Klassiker, wie man so schön sagt. Dann war der Headliner des Abends dran: Don Felder, ehemaliger Leadgitarrist bei den Eagles. Das Publikum war ungewöhnlich abwartend, als solide Rocksongs wie „Already Gone“, „Heartache Tonight“ und „Life In The Fastline“ gespielt wurde. Erst zu „Hotel California“ kehrte allgemeine Glückseligkeit ein, die zu Standing Ovations und einem Konfettiregen führte. Ein gelungener Abschluss für ein grandioses Konzerterlebnis.

Zum Finale enterte die komplette Instrumental- und Gesangstruppe erneut die Bühne und man bot gemeinsam den Klassiker „Take It Easy“. Die dreistündige Show war sehr vielseitig und bot eine Menge Highlights. Die Klassik kam gegenüber dem Rock etwas kurz, doch das dürfte niemanden gestört haben. Die überwältigende Stimmung sorgt hoffentlich dafür, dass „Rock meets classic“ auch 2018 in Trier über die Bühne geht.