Klaus Hoffmann am 6. April 2014 in St. Maximin, Trier: „Als wenn es gar nichts wär“

2014 wird ein gutes Jahr für Freunde von Liedermacher-Kunst in Trier. Konstantin Wecker und Hannes Wader waren schon im Theater Trier zu Gast und machten mir dort viel Freude. Reinhard Mey wird Ende Oktober die Arena Trier beglücken und Klaus Hoffmann fand sich vergangenen Sonntag nach krankheitsbedingter Absage im März endlich in der ehemaligen Reichsabteikirche St. Maximin ein. Die ganz großen deutschen Liedermacher allesamt innerhalb eines Jahres in der ältesten Stadt Deutschlands. Da muss man doch dabei sein!

Klaus Hoffmann brachte in das stilvolle Ambiente nur sich selbst, seine Gitarre und einen Flügel mit. Der wurde gespielt von Nikolai Orloff, einem jungen Mann, der sich das Repertoire schnell erarbeiten musste, da Stammpianist Hawo Bleich krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte. Der Russe machte seine Sache sehr gut und überzeugte mit grandiosem Spiel auf den Tasten.

Doch natürlich stand der charmante Klaus Hoffmann ganz im Mittelpunkt. Seit Jahrzehnten irgendwie auf dem schmalen Grat zwischen Geheimtipp und Star. Die Alben nie so ganz weit vorn in den Charts, aber immer im Auge der Medien. Schließlich sieht er mit 62 noch gut aus (die Damenwelt liegt ihm zu Füßen) und hat immer noch das schauspielerische Talent, das wir seit „Die neuen Leiden des jungen W.“ von ihm kennen.

Auch in Trier präsentierte Hoffmann sich als Erzähler spannender Geschichten und die berüchtigte Berliner Schnauze kam immer wieder durch. Mit Wortwitz und sympathischen Einwürfen unterhielt er sein Publikum. Schon zum Start machte er sich über das weitläufige Areal der ehemaligen Kirche lustig und wollte gleich einen „Brief an die letzte Reihe“ losschicken. Auch improvisierte er im Text des ersten Songs und ließ ein „Verzeih – ich war krank“ mit einfließen, was erstes Gelächter auslöste.

Klaus Hoffmann war sehr wortgewandt, er lud aber auch zum Nachdenken ein. „Ich trage meine Geschichten mit mir rum“, sagte er. Die Stadt Berlin war thematisch oft im Mittelpunkt und die Lieder kamen meist chansonartig beim Publikum an, manchmal aber auch mit einer gehörigen Portion Swing. Schon früh machte er einen Ausflug zwischen die Zuschauer und ließ einen Kalauer Richtung „Wetten, dass…?“ los: Einer geht, kehrt nie mehr wieder. Es wurde gefeiert und gelacht, der ganze Saal sang „Wer soll das bezahlen?“ Richtung Limburg und Hoffmann tänzelte vergnügt über die Bühne.

Doch seine Stücke sind nicht nur witzig. Gerade die bewegenden Momente nahmen die Zuhörer ganz gefangen. Wenn er „Als wenn es gar nichts wär“ für den verstorbenen Vater anstimmte und seine große Liebe zum Ausdruck brachte. Wenn er „Ick hab Berlin in meim Herz“ verkündete oder seinen Klassiker „Jedes Kind braucht einen Engel“ sang, der vielen Tränen in die Augen trieb.

Er sang Lieder von Jacques Brel und im nächsten Moment eine Ode an den Lieblingskater Ferdinand. Ließ das Publikum pantomimisch einen Liedtext darstellen und freute sich über die Standing Ovations zum Konzertende. Zum Schluss war alles auf den Beinen und die treuesten Anhänger hatten sich vor der Bühne versammelt. Es gab Zugabe um Zugabe, doch um Viertel vor 11 war dann doch Schluss. Klaus Hoffmann hat sich sehr jugendlich gezeigt und machte Lust auf mehr. Ich habe ihn zum ersten Mal live gesehen, hoffe aber, dass es nicht zum letzten Mal war.