Musikalische Abwechslung in der Advents- und Weihnachtszeit
Fast jeder Pop-Künstler nutzt im Laufe seine Karriere irgendwann die Weihnachtzeit, um seine Fans mit den eigenen Interpretationen beliebter Weihnachtslieder zu überzeugen. Im Symphonic Metal sind Weihnachtsalben jedoch eher ungewöhnlich – umso spannender, dass sich die Künstlerin Tarja mit „Dark Christmas“ dieser Herausforderung gestellt hat.
Die Gestaltung von Cover und Booklet ist dem Titel entsprechend düster und die Künstlerin inszeniert sich auf den Bildern als dunkle Elfe oder eiskalte Schneekönigin. Im Opener „The First Noel“ erklingt aber zunächst ganz weihnachtlich ein zartes Glockenspiel, und Tarjas klassischer Sopran erhebt sich beinahe engelsgleich über die atmosphärische Begleitung, bevor es zunehmend rockiger wird.
Auch im weiteren Verlauf des Albums kombiniert Tarja gekonnt vertraute weihnachtliche Elemente mit musikalischen Merkmalen ihres Genres. So erklingen immer mal wieder Glöckchen und sogar ein Kinderchor darf mitsingen, ansonsten dominieren aber Rockgitarren, Percussion und imposante Streicher. So wird „O Holy Night“ zu einer fulminanten Rock-Hymne und „Jingle Bells“ verliert seine verspielte Unschuld und entwickelt sich zu einer Schlittenfahrt des Grauens.
Der amerikanische Klassiker „Jingle Bell Rock“ ist in Tarjas Version kaum wiederzuerkennen, „All | Want For Christmas Is You“ wird erfolgreich von Kitsch befreit und als sehnsuchtsvolle Ballade interpretiert, und auch dem unvermeidlichen „Last Christmas“ steht das düstere Gewand erstaunlich gut.
Mit der beeindruckenden titelgebenden Eigenkomposition „Dark Christmas“ verbindet Tara schließlich die düsteren Elemente mit einem hoffnungsvollen Refrain, der tatsächlich den weihnachtlichen Geist beschwört. Und auch „Rudolph The Red-Nosed Reindeer“ klingt anfangs noch ein wenig nach einem fröhlichen Kinderlied, wozu auch die Kinderstimmen wesentlich beitragen.
„Dark Christmas“ ist ein spannendes Album und kann auf jeden Fall für musikalische Abwechslung in der Advents- und Weihnachtszeit sorgen. Wer an den Feiertagen allerdings besinnliche oder fröhliche Stimmung verbreiten will, sollte doch lieber andere Musik wählen.