Alte Kaserne Saarburg: Feierstimmung zwischen Coverband und Liedermacher

Die Konzertreihe von Station K an der Alten Kaserne in Saarburg hat sich bereits seit einigen Jahren etabliert und bietet stets großartige Liveerlebnisse. Zu Corona-Zeiten haben die Open Airs eine besondere Wertigkeit entwickelt: Der rührige Christof Kramp als Geschäftsführer von Station K passt die Gegebenheiten stets korrekt und kompetent an die jeweils geltenden Bedingungen an. So sind momentan (Stand Anfang Juli 2021) Konzerte vor bis zu 500 sitzenden Zuschauern möglich. Das lauschige Konzertgelände bietet genügend Platz – und für Kontaktdatenerfassung, Maskenpflicht beim Umhergehen und genügend Abstände zwischen den Sitzplätzen ist gesorgt. Trotzdem kann ordentlich gefeiert werden! Das haben die Konzerte am 3. und 4. Juli erneut eindrucksvoll gewiesen.

Das Programm der beiden Tage stand für die Hauptpfeiler des Konzertprogramms bei Station K: Zum einen sind da spannende und virtuose Coverbands, die mehr zu bieten haben als das Standard-Trallala. Es gibt einige sorgfältig ausgewählte Tribute Bands und (wie im Fall von Zentury XX) Genrebands, die sich einem bestimmten Thema wieder. Zum anderen findet Christof Kramp immer wieder begnadete Liedermacher sowie Größen der filigranen Rock-, Pop- und Weltmusik. Hier kann der Italiener Pippo Pollina sinnbildlich für eine illustre Reihe stehen, die 2021 im Festival „Konzerte der Kulturen“ vom 13. bis 15. August gipfeln wird.

Beginnen wir aber mit ZENTURY XX und ihrem Konzert am 3. Juli:

Das Gelände war gut gefüllt und alle harrten der Dinge, die da kommen sollten. ZENTURY XX sind fünf Vollblutmusiker, die sich der Rockmusik aus den goldenen Jahrzehnten (70er, 80er und 90er Jahre) mit Leib und Seele verschrieben haben. „We Didn’t Start The Fire“ war dann auch der perfekte Opener für einen umjubelten Konzertabend.

Frank Rohles ist mit seinen unterschiedlichen Formationen ohnehin Stammgast auf der Saarburger Open Air-Bühne. Der Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzent ist seit mehr als 30 Jahren mit den verschiedensten Projekten und Bands auf vielen Bühnen international tätig. Vor allem wurde er bekannt durch seine Arbeit für die britische Gruppe QUEEN und Brian May, für die er im Rahmen des Musicals „We Will Rock You“ eine Goldene Schallplatte erhielt. Inzwischen hat er aus WE ROCK QUEEN eine eigene, sehr erfolgreiche Tributeshow gemacht. Sohnemann Marc Rohles ist Keyboarder und studiert zurzeit an der Pop Akademie in Mannheim. Er hat schon mit verschiedenen Bands und Künstlern europaweit auf der Bühne gestanden. Seine letzte Tour spielte er für Chris Thompson, den Original-Sänger von Manfred Mann’s Earth Band.

Sänger Michael Kutscha stammt aus Wuppertal und schaffte es bei „The Voice of Germany“ 2017 mit Coach Samu Haber bis in die Sing Offs. Bei ZENTURY XX besticht er durch eine energetische Rockstimme, die sich in allen rockigen Musikrichtungen zuhause fühlt. Vervollständigt wird das Quintett durch Kai Lemke am Bass und Henning Marien am Schlagzeug.

Weiter im Takt ging es mit Meilensteinen wie „Sledgehammer“ (Peter Gabriel), „Dreamer“ (Supertramp) und „Mighty Quinn“. Bei letzterem glänzte Marc Rohles am Keyboard und es wurde klar, wie intensiv er sich in die Musik der Earth Band reingearbeitet hat. Das war ein erster Höhepunkt schon sehr früh am Abend.

Große Teile des Publikums hielt es schon längst nicht mehr auf den Sitzplätzen. Es wurde gejubelt und gefeiert. Man hörte natürlich die Rockstandards, die viele Coverbands im Repertoire haben, aber auch filigrane Titel wie Stings „Englishman in New York“. Einige Medleys wurden geboten, beispielsweise die größten Hits von INXS, die man nicht alle Tage geboten bekommt.

Vor der 20minütigen Pause gab es mit „A Kind Of Magic“ endlich einen heiß ersehnten QUEEN-Titel, der die Magie des Abends in Musik und Worte fasste. Es war traumhaft, mal wieder ein echtes großes Konzerterlebnis zu haben – wenn auch „nur“ mit einer Coverband.

Die zweite Hälfte der insgesamt fast dreistündigen Show brachte einen fulminanten Start zwischen Funk und Rock mit Jamiroquais „Deeper Underground“, gefolgt von dem spanischen „Entre Dos Tierras“, dem Manfred Mann-Kracher „For You“ und Publikumsfavoriten wie „Word Up“ und „Purple Rain“ (Prince), wobei sich hier die Musikkenntnis des Publikums eindrucksvoll unter Beweis stellte, da der Song schon beim nur leicht angedeuteten Eröffnungsriff von Frank so abgefeiert wurde, als sei er schon komplett gespielt. Das sind die Livemomente, die wir so lange vermisst haben!

Fotocredit: Christian Geisler

Am 4. Juli war PIPPO POLLINA zum wiederholten Male bei Station K zu Gast:

Die Zeichen am Sonntag standen den ganzen Tag über auf Starkregen. Doch wie durch ein Wunder hatte Petrus ein Einsehen und es wurde pünktlich zu Konzertbeginn fast so heimelig wie am Vortag. Zwar ein wenig kühler, aber nur ein leicht bewölkter Himmel mit einigen kleinen Wölkchen. Station K hatten mal wieder alles richtig gemacht und gar nicht erst über eine Verlegung nachgedacht.

Pippo Pollina ist im deutschsprachigen Raum einer der bekanntesten italienischen Liedermacher. Seit drei Jahrzehnten ist er mit seinen Konzertprogrammen unterwegs und füllt mittlerweile nicht mehr nur die Kleinkunstbühnen, auf denen alles begann, sondern auch die großen Häuser von der Arena in Verona bis hin zum Hallenstadion in seiner Wahlheimat Zürich. Pollina besticht durch seine unbändige Kreativität, mit der er seit mehr als 35 Jahren auch seine vielen treuen Fans immer wieder überrascht. Sei es mit lyrischen Balladen, poetischen Protestliedern oder rockigen Songs: Pollinas Sprache bleibt immer sensibel und zart.

Zunächst war er ganz allein mit einem Pianosong auf der Bühne. Was für ein fantastischer Beginn – und welch wunderschöne Atmosphäre auf dem heimeligen Konzertgelände. Das Publikum war von Beginn an selig. Und dann kam noch Roberto Petroli (Saxofon & Klarinette) dazu. Im Duo erzeugten sie wundervolle Klänge. Pippo beeindruckte durch seine smarte und sonore Stimme. Zudem gab er einige Statements und Anekdoten zum Besten. Ganz zu Anfang kniete er sich unter großem Applaus an den Bühnenrand – als Zeichen gegen Gewalt und Rassismus. Und er machte deutlich, wie wichtig er es findet, dass Künstler und Sportler mit solchen Gesten Haltung zeigen. Es folgte ein Song für Cassius Clay (Muhammad Ali), dem Pippo als einem der letzten großen Sportler mit unerschütterlicher Haltung Respekt zollte.

Das Konzertprogramm – aufgeteilt in zwei 50minütige Blöcke und einen langen Zugabenteil – war ein sehr intimes Programm mit einem fantastischen, glasklaren Sound. Alles an diesem Abend war ein Genuss. Es gab exorbitante Saxofon-Soli und einen redegewandten Sänger. Pippo erzählte von den Sizilianern und ihrer zwiespältigen Beziehung zum Meer, von seiner Heimatstadt Palermo und ihrem weltweiten Ruf als Hauptstadt des organisierten Verbrechens. Er sang Jacques Brels „Amsterdam“ in einer italienischen Version und erzählte von Brels Witwe, die ihr Okay zu dieser Version geben musste.

Es gab einen Mix aus energischen und verträumten Songs, die beide auf ihre Art das Publikum in ihren Bann zogen. Pippo schwelgte in Erinnerungen, beispielsweise an die Zusammenarbeit mit Christof Kramp über 15 Jahre hinweg, an viele wunderschöne Konzerte und an das Projekt „Süden 2“ in der Stadthalle Saarburg, einen seiner letzten großen Auftritte vor dem Lockdown. Er betrauerte die Trägheit der letzten Monate und die fehlende Magie von Konzerten vor Publikum. Zugleich erzählte er, was man in solch ruhigen Monaten tun kann, nämlich ein Buch und ein Album schreiben.

So verging ein vielfältiger Konzertabend mit sympathischen Musikern, vielen Erzählungen und noch viel mehr Musik. Das Publikum war durchmischter als bei ZENTURY XX. Pippo zieht Musikliebhaber aller Generationen an. Und es wurde deutlich: Wer ihn einmal live erlebt hat, wird auf jeden Fall wieder zum Konzert kommen. Das durfte ich aus den Gesprächen um mich herum hören. Man kann sich also schon den 7. Januar 2022 vormerken (dann erscheint das nächste Studioalbum) und den 21. Januar 2022, wenn Pippo Pollina mit dem Palermo Acoustic Quintet in der Europahalle Trier gastieren und dieses Album vorstellen wird.

Vorher aber sind noch einige Konzertereignisse in Saarburg und Umgebung angesagt. Weiter geht es quasi im „Sekundentakt“:

  • 9.7.2021 — MAM (BAP Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 10.7.2021 — We Rock Queen, Alte Kaserne Saarburg
  • 11.7.2021 — Picknick Konzert, Alte Kaserne Saarburg (11 Uhr)
  • 16.7.2021 — Bläck Fööss, Alte Kaserne Saarburg
  • 17.7.2021 — Bounce (Bon Jovi Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 23.7.2021 — Nacht der Stimmen (Tiwayo u.a.), Alte Kaserne Saarburg
  • 24.7.2021 — Fortuna Ehrenfeld, Alte Kaserne Saarburg
  • 25.7.2021 — Quadro Nuevo, Alte Kaserne Saarburg
  • 29.7.2021 — CATT, Weingut Dr. Frey, Kanzem
  • 30.7.2021 — Pauls Jets & Philipp Eisenblätter, Weingut Dr. Frey, Kanzem
  • 31.7.2021 — Dota Duo, Weingut Karl Sonntag Nittel
  • 1.8.2021 — Max Prosa, Weingut Karl Sonntag Nittel
  • 1.8.2021 — Richard Bauer & Band (“Hallo Udo”), Alte Kaserne Saarburg
  • 6.8.2021 — Milliarden, Alte Kaserne Saarburg
  • 7.8.2021 — Maxim, Alte Kaserne Saarburg
  • 8.8.2021 — Arno Strobel (Autorenlesung), Alte Kaserne Saarburg
  • 20.8.2021 — Stoppok, Alte Kaserne Saarburg
  • 27.8.2021 — StadtRand, Alte Kaserne Saarburg
  • 28.8.2021 — We Salute You (AC/DC Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 29.8.2021 — Klaus Doldinger & Passport, Alte Kaserne Saarburg
  • 3.9.2021 — Kapelle Petra, Alte Kaserne Saarburg
  • 11.9.2021 — Alejandra Ribera, Bürgerhaus Wiltingen
  • 17.9.2021 — VickiKristinaBarcelona, Synagoge Wawern
  • 18.9.2021 — Vier gewinnt (Fanta 4 Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 2.10.2021 — Huun-Huur-Tu, Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz
  • 8.10.2021 — Markus Stockhausen / Tara Bouman, Ev. Kirche Saarburg
  • 9.10.2021 — Madison Violet, Bürgerhaus Wiltingen
  • 15.10.2021 — Carrousel, Stadthalle Saarburg
  • 16.10.2021 — EZIO, Bürgerhaus Wiltingen
  • 6.11.2021 — Sweet Alibi, Synagoge Wawern
  • 13.11.2021 — Jan Plewka (singt Rio Reiser), Stadthalle Saarburg
  • 14.11.2021 — Roachford, Stadthalle Saarburg
  • 20.11.2021 — Pasquale Aleardi & die Phonauten, Bürgerhaus Wiltingen
  • 29.12.2021 — Richard Bauer & Band (“Hallo Udo”), Stadthalle Saarburg
  • 21.1.2022 — Pippo Pollina & Palermo Acoustic Quintet, Europahalle Trier
  • 4.3.2022 — Amparo Sanchez, Stadthalle Saarburg
  • 12.3.2022 — Wiener Blond, Synagoge Wawern
  • 24.3.2022 — Sari Schorr, Bürgerhaus Wiltingen
  • 26.3.2022 — Layla Zoe, Bürgerhaus Wiltingen
  • 23.4.2022 — We Salute You (AC/DC Tribute), Stadthalle St. Ingbert
  • 7.5.2022 — Purple Schulz, Synagoge Wawern

Weitere Infos zu den Konzerten und Tickets findet ihr unter www.station-k.de

Und HIER die Infos zu den „Konzerten der Kulturen“!