Ottolien: Die Pause zwischen den Songs

Momentan erreichen mich auffallend viele EPs. Keine Ahnung, ob das am allgemeinen Verschwinden der üblichen Albumlänge zugunsten einer Streaminglust an einzelnen Songs liegt oder an den Besonderheiten des Lockdowns. Klar ist: Bands können ihre musikalische Ausrichtung auch anhand von fünf Tracks in weniger als zwanzig Minuten CD-Länge zeigen, doch manchmal macht man es sich damit auch zu einfach. Wenn ich mich nämlich entscheiden muss, ob ich wohl (irgendwann mal) ein Konzert besagter Band besuchen will, dann reichen mir solche Schnipsel aus dem musikalischen Gesamtwerk nicht unbedingt aus.

Die Herangehensweise des Duos Ottolien auf ihrer Debüt-EP ist jedenfalls äußerst spannend. Sie widmen sich – und darauf beruht der Titel – den zwei Sekunden Pause, die als allgemeiner Konsens zwischen zwei Songs liegen. Stille. Vielleicht magische Momente. Oder auch das hektische Suchen nach der Skiptaste, weil man einen Song nochmal hören oder den nächsten schlichtweg überspringen möchte.

Keine Angst: Bei Leonard und Jonas Ottolien möchte ich keinen Track skippen. Ihr Indie-Pop mit Beats und Synthies ist sehr gefällig und lebt vom Zusammenspiel der beiden Typen, die sich im Leadgesang abwechseln und auch mal in den Flow eines Sprechgesangs switchen. Die beiden Brüder ergänzen sich trotz ihrer Unterschiedlichkeit hörbar selbstverständlich.

Was die EP zusammenhält, ist ein urbaner Sound mit sphärischen Momenten. Wie ein nächtlicher Trip durch die Straßen der beseelten Stadt ohne Ausgangssperre – 15 Minuten lang.

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