ROCK AM RING 2023, Freitag, 2.6.2023 – hier unsere Fotos vom Festivalgelände mit Flogging Molly, Jinjer, Mehnersmoos, Olaf, Yungblud, Badmómzjay, Rise Against – Fotocredit: Rainer Keuenhof
Auch 2023 ist ROCK AM RING natürlich Kult, selbst wenn weniger Zuschauer*innen erwartet werden, als dies noch beim ausverkauften Festival im Jahr zuvor der Fall war. Man spricht von 70.000 feierwütigen Fans, wo 90.000 möglich wären. Aber das tut der Freude natürlich keinen Abbruch. Fast alle deutschen Festivals – außer Wacken – haben mit einem schleppenden Vorverkauf zu kämpfen. Das Download Festival am Hockenheimring wurde trotz fantastischen Lineups vor wenigen Tagen kurzfristig abgesagt. Aber leider war es wohl zu spät, als dass sich viele enttäuschte Ticketinhaber*innen noch schnell zu RAR umorientieren konnten.
Fotocredit: Rainer Keuenhof
Auf jeden Fall ist seit Mittwoch auf den Zeltplätzen die Vorfreude zu spüren. Gestern gab es viele entspannte Momente, keine Staus, eine gut organisierte Verteilung auf die Plätze. Nur die unzureichende Stromversorgung wurde bisweilen bemängelt, aber auch das Problem scheint inzwischen gelöst. So konnte man sich schon bei Partys, DJ-Sets, Zeltdisco und kleineren Konzerten im Umfeld aufwärmen – und das bei bestem Wetter. Okay. Nachts ist es noch gewohnt kalt. Das wissen die Eifel-Urlauber. Aber tagsüber scheint tatsächlich für drei Tage eitel Sonnenschein angesagt. Was für ein Fest!
Fotocredit: Rainer Keuenhof
Um 12.30 Uhr war Einlass für die Meute und der Platz hat sich schnell gefüllt. Ess- und Getränkestände allerorten, drei Bühnen und die Event-Arena mit Riesenrad. Was will man mehr? Natürlich: Musik! Und da waren die irisch-amerikanischen Folkpunker Flogging Molly die perfekte Wahl zum Einheizen. 45 Minuten lang ging es in die Vollen – mit besonderem Instrumentarium von Akkordeon, Mandoline, Banjo bis hin zu Tin Whistle.
Fotocredit: Rainer Keuenhof
Sänger Dave King gab sich zunächst ganz gediegen im Sakko, doch es dauerte nicht lange, bis er – angefeuert von den Circle Pits im Publikum – einen feurigen Tanz in irischer Tradition aufs Parkett legte. Flogging Molly bleiben eine unfassbare Liveband, die es wie kaum eine andere versteht, gemeinsam mit dem Publikum zu feiern. Feucht, fröhlich und friedlich. So waren sie der perfekte Opener für ein sonniges Wochenende und hatten das Publikum gut im Griff. Auffällig war, dass schon am frühen Nachmittag der erste Wellenbrecher komplett gefüllt war und das tanzende Publikum bis weit nach hinten das Tanzbein schwang. Der Vibe stimmt – ROCK AM RING ist wieder da!
Fotocredit: Rainer Keuenhof
Die erste Party ist mit Flogging Molly fulminant gestartet – und es soll ein verdammt langer Tag werden: Nach Highlights wie Fever 333, Yungblud, Limp Bizkit, Rise Against und den Foo Fighters wird Apache 207 erst um 0.45 Uhr das „Late Night Special“ einläuten und bis 2.15 Uhr auf der Bühne stehen. Es sind also „kleine Augen“ für morgen zu erwarten. Aber wen stört das schon? Die Ringrocker sind hart im Nehmen.
Nachdem Andi schon den Bericht zum Nostalgiekonzert von Midnight Oil geschrieben hat, geht es hier weiter mit den Acts der Folgetage.
Flogging Molly – 20.6.2019
Wer schon mal auf deinem Konzert der Irisch Amerikanischen Folk Punk Band Flogging Molly war, weiß, wie man feiert. Die Band um Frontmann Dave King lässt es gerne krachen. So habe ich sie auch schon in Clubs gesehen. Doch beim Porta hoch drei Festival legten sie noch mal eine Schippe drauf. Es mag an der traumhaften Kulisse vor der Porta gelegen haben, oder an der Vorband 13 Crowes, die das Publikum schon im Vorfeld gut animierte und anstimmte, aber die Party war größer, ausgelassener und fröhlicher. Kurz bevor die Security die Tore öffnete gab’s erst einmal einen Rückschlag: Regen! Und das nicht zu knapp. Doch der Schauer war schnell vorbei und es sollte den restlichen Abend trocken bleiben. Als Flogging Molly die Bühne betraten hatten sie ihr Publikum ab der ersten Sekunde im Griff. Die knapp 2300 Menschen hüpften, pogten und crowdsurften. Ja, die Crowdsurfer hielten die Sicherheitsmannschaft im Bühnengraben auf Trab. Im Minutentakt wurden Menschen nach vorne getragen, einzelne sogar mehr als zehn Mal. Über die Bühnenshow von Flogging Molly gibt’s eigentlich nicht viel zusagen: Es ist und bleibt eine unfassbar Liveband, die es wie kaum eine Andere versteht, gemeinsam mit dem Publikum zu feiern. Feucht, fröhlich und friedlich. So soll es doch eigentlich auch sein. Ein rundumgelungener Irisch-Trierischer Abend.
Tom Odell – 21.6.2019
Es war Konzert Nr. 3 der diesjährigen Porta hoch drei Konzertreihe und zugegebenermaßen das Konzert, an das ich die geringsten Erwartungen hatte. Anfangs fühlte ich mich auch bestätigt: nur 800 Zuschauer kamen an diesem Freitag Abend auf den Porta Vorplatz. Mag sein, dass viele schon vor kurzer Zeit das Odell Konzert in Luxemburg besuchten, mag aber auch sein, dass viele Trierer den Herrn nicht auf dem Schirm haben, denn den Meisten wird nur „another love“ bekannt sein. Doch als der Brite die Bühne betrat, barfuß, wurde ich ganz schnell eines Besseren belehrt. Er setzte sich an den Flügel und zeigte, was er und seine Band so drauf haben. Und das war so einiges! Nichts von meinen Vorurteilen über einen weiteren Popschnulzensänger blieb übrig. Das war Pop auf höchstem Niveau! Odell und seine Band verpackten die Songs in tolle Live Arrangements die voll und rund klangen. Das Publikum dankte es ihnen, indem es bei jedem Song textsicher und lautstark mitsang. Wenn es auch nicht der best besuchte Abend bei Porta hoch drei war, so war es doch der Abend der mich am meisten überraschte. Positiv!
Samy Deluxe – 22.6.2019
Der letzte Abend der 2019er Ausgabe von Porta hoch drei stand ganz im Zeichen des Hip Hop. Horst Wegener trat um kurz vor acht auf die Bühne und überzeugte die 2.500 Zuschauer mit modernem deutschen Hip Hop und mit – wie aktuell ja sehr beliebt – viel digitalen Effekten auf der Stimme. Das passte zwar nicht so ganz in das Unplugged Konzept des Main Acts, aber das störte das Publikum nicht, und sie feierten den Newcomer ausgiebig. Aber dann ging’s los. Das DLX Ensemble betrat die Bühne. Streicher, Bläser, zwei Drummer, Bass, Gitarre und Tasteninstrumente sowie ein Backing Chor. Die nun wirklich nicht kleine gläserne Bühne vor der Porta war schon recht gut gefüllt bot aber noch genug Platz für Samy Deluxe. Der, unterstützt von weiteren Rappern wie z.B. Chefket, war in Bestform. Ich habe ihn schon einige Male live gesehen, aber nie mit solch einer umwerfenden Band. Schon das Album gefiel mir richtig gut, und ich war erfreut, dass das Unplugged Konzept so konsequent durchgezogen wurde. Aber live und in Farbe war das Ganze noch eine Spur beeindruckender. In keiner Sekunde vermisste man irgendwelche digitalen Hilfsmittel auf der Bühne. Der Sound war fett und rund. Selbst wer nicht der größte Hip Hop Fan ist, kam voll auf seine Kosten. Sei es bei dem was Samy Deluxe inhaltlich zu sagen hat, oder wie beeindruckend es ist, ihm live zuzusehen, wenn er wie ein Maschinengewehr die Worte herausfeuert – oder einfach diese grandiose Band live zu sehen und zu hören. Es war einfach der perfekte Abschluss einer tollen Porta hoch drei Ausgabe. Das macht wirklich Lust auf das nächste Jahr.